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Basiswissen Betriebswirtschaft

Umsatz und Gewinn

Nach einem guten halben Jahr Pause meldet sich unsere Rubrik „Basiswissen“ endlich zurück. Nachdem in den vergangenen Jahren die Ackerflora im Fokus stand, widmen wir uns nun der Betriebswirtschaft zu. In den kommenden Ausgaben wird das Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau (ZBG) die wichtigsten Kennzahlen für den Gartenbau vorstellen und erläutern, welche Bedeutung sie für ein Unternehmen haben. Los geht es mit Umsatz und Gewinn.

von Tim Hakenberg erschienen am 18.07.2025
Wer erfolgreich sein will, muss seine Zahlen genau kennen. © Silvia Ruess
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Der Gemüsebau in Deutschland steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen: Der Klimawandel verändert die Anbaubedingungen, Fachkräftemangel und Mindestlohnerhöhungen erschweren den Umgang mit Arbeitskräften, Nachwirkungen einer hohen Inflation erhöhen den Preisdruck und zunehmende Anforderungen des Gesetzgebers sowie der Konsumentinnen und Konsumenten fordern die Unternehmen.

Daher ist es wichtig, dass sich Unternehmerinnen und Unternehmer auf diese Herausforderungen konzentrieren und ihre Entscheidungen für eine zielgerichtete und wirtschaftliche Gestaltung der Betriebsorganisation effizient vorbereiten können – eine wichtige Voraussetzung hierfür ist die Verfügbarkeit von Information.

Die wichtigste innerbetriebliche Daten- und Informationsquelle ist das betriebliche Rechnungswesen Stephan Dabbert und Jürgen Braun

Betriebswirtschaftliche Kennzahlen

Dazu bieten sich betriebswirtschaftliche Kennzahlen an, die komplexe betriebliche Zusammenhänge zusammenfassen. Durch die standardisierte Berechnung der Kennzahlen können Entwicklungen in den Unternehmen leicht erkannt und mit den Ergebnissen anderer Unternehmen verglichen und interpretiert werden. Kurz gesagt: Durch die richtige Verwendung von Kennzahlen behalten Unternehmen leichter den Überblick über sowohl die eigene Wirtschaftlichkeit als auch über die der Branche.

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Buchtipp Landwirtschaftliche Betriebslehre

Die Landwirtschaftliche Betriebslehre ist ein Kernbereich der Agrarökonomie. Das Verständnis der speziellen betriebswirtschaftlichen Grundlagen ist für Studierende der Agrarwissenschaften und praktische Landwirte gleichermaßen wichtig. Die komplett überarbeitete 4. Auflage stellt zuerst die Prinzipien vor, die Planungen und Entscheidungen zugrunde liegen. Ressourcen, Institutionen und Informationen als Voraussetzungen betriebswirtschaftlicher Entscheidungen sind Gegenstand des Folgekapitels. Methoden, die das klassische Handwerkszeug landwirtschaftlicher Betriebswirte darstellen, werden ausführlich erläutert, ebenso wie Werkzeuge für strategische Entscheidungen. Die Inhalte wurden leicht verständlich aufbereitet: Studium, Prüfungsvorbereitung und Wissenstransfer auf neue Situationen und Probleme werden so erleichtert.

Landwirtschaftliche Betriebslehre, ISBN 978-3-8252-5583-1, 30 Euro.

Zusätzlich zu den innerbetrieblichen Daten ist es wichtig, externe Datenquellen zu konsultieren, um relevante Veränderungen externer Bedingungen im Wettbewerb schnell genug aufzudecken und einschätzen zu können, wo der eigene Betrieb im Vergleich zu anderen steht.

Im Rahmen der Rubrik „Basiswissen“ werden in Gemüse in insgesamt 14 Folgen unterschiedliche Kennzahlen vorgestellt. Jede dieser Kennzahlen hat ihre Berechtigung. Für den größtmöglichen Nutzen ist jedoch die Auswahl der richtigen Kennzahlen entscheidend. In dieser ersten Folge werden die weitverbreiteten Kennzahlen Umsatz und Gewinn diskutiert.

Umsatz und Gewinn

Um Umsatz und Gewinn anschaulich einzuordnen, ist es von Vorteil, sich diese im Zusammenhang mit Ertrags- und Aufwandsgrößen anzuschauen (siehe Grafik). Hierbei ist auch die Unterscheidung zwischen Betrieb und Unternehmen wichtig. Der Betrieb ist der Ort, an dem die Produktionsfaktoren zum Zweck der Leistungserstellung, also von Produktion, Handel oder Dienstleistung, zusammengefasst sind. Das Unternehmen bildet die übergeordnete Organisationsform und dient der Finanzierung – zum Beispiel Kapitalbeschaffung und -anlage, Vermietung oder Verpachtung von Vermögensgegenständen. Dies sind Tätigkeiten, die nichts mit der eigentlichen gartenbaulichen Leistungserstellung zu tun haben.

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Der Gewinn eines Unternehmens ist die Differenz zwischen dem Unternehmensertrag auf der einen und dem Unternehmensaufwand eines Jahres auf der anderen Seite. Er stellt – je nach Unternehmensform – das Einkommen der Unternehmerin oder des Unternehmers dar und dient zudem als Bemessungsgrundlage der Steuerlast. Unternehmensertrag und Unternehmensaufwand sind gleich strukturiert und setzen sich jeweils aus dem Betriebsertrag bzw. dem Betriebsaufwand und einem sonstigen Unternehmensertrag bzw. -aufwand zusammen.

Der sonstige Unternehmensertrag enthält dabei im Wesentlichen neutrale Erträge, aber auch Zinserträge oder Miet- und Pachteinnahmen werden beim ZBG dort zusammengefasst, um die Vergleichbarkeit der teilnehmenden Betriebe zu erhöhen. Im sonstigen Unternehmensaufwand werden wiederum neutrale Aufwendungen sowie Miet- und Pachtaufwendungen erfasst.

Der Betriebsertrag wird in der Regel zum größten Teil vom Umsatz ausgemacht. Dieser ergibt sich aus der Summe aller erzielten Verkaufspreise der betrachteten Periode. Zusätzlich enthält der er den sonstigen Betriebsertrag. Hier werden weitere betriebliche Erträge wie Vorratsveränderungen, Privatanteile wie die private Nutzung des Firmenwagens oder aktivierte Eigenleistungen zusammengefasst.

Parallel dazu wird der Betriebsaufwand aus seinen Bestandteilen Spezialaufwand, Lohnaufwand und dem Allgemeinen Aufwand gebildet. Auf diesen wird aufgrund seiner Bedeutung in einer weiteren Ausgabe ausführlicher eingegangen. Die nachfolgende Grafik stellt die Entwicklung von Gewinn und Umsatz von 20 Gemüsebaubetrieben dar, deren Abschlüsse in den vergangenen fünf Jahren ohne Unterbrechung am Betriebsvergleich des ZBG teilgenommen haben (identische Betriebe).

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Im Durchschnitt konnte der Umsatz über die fünf Jahre um etwa 50 % gesteigert werden und der Gewinn im gleichen Zeitraum um 28,5 % (von 274.500 Euro auf 352.800 Euro). Einen Zusammenhang zwischen Gewinn und Umsatz gibt die Kennzahl Umsatzrentabilität (in %) an. Sie stellt dar, welcher Anteil des Umsatzes als Gewinn verbleibt. Über die betrachteten Jahre nimmt die Umsatzrentabilität erst stark ab, fällt von 9,3 % auf 6,6 % und steigt dann langsam wieder auf 7,8 %, wo sie stagniert. Dieses Gesamtbild macht deutlich, dass ein steigender Umsatz den Gewinn nicht im gleichen Maße steigen lässt und vor allem die Umsatzrentabilität betrachtet werden sollte.

Nur für den ersten Überblick

Die vorgestellten Kennzahlen Gewinn und Umsatz haben den Vorteil, dass sie geläufig sind und ihre Definition einheitlich umgesetzt wird. Zudem kann durch deren Betrachtung ein erster Überblick über einen Betrieb oder eine Branche erlangt werden. Für eine Beurteilung der gärtnerischen Leistungserstellung ist die Aussagekraft des Gewinns durch neutrale Erträge und Aufwendungen beeinträchtigt, die mit der eigentlichen Leistungserstellung eines Jahres nichts zu tun haben. Außerdem hängen Umsatz und Gewinn von der Größe des Unternehmens bzw. davon ab, wie viel Arbeit, Fläche und Kapital eingesetzt wurden.

Der Gewinn gibt das Einkommen der Unternehmerfamilie an. Für eine Beurteilung ist aber zu berücksichtigen, wie viele mitarbeitende Familienarbeitskräfte aus dem Gewinn entlohnt werden müssen – und auch eine Verzinsung des Eigenkapitals sollte der Gewinn ermöglichen.

Als absolute Zahlen sind Gewinn und Umsatz für den Vergleich zwischen verschiedenen Unternehmen oder verschiedenen Jahren eines wachsenden Unternehmens wenig aussagekräftig. Auch die berechnete Verhältniskennzahl Umsatzrentabilität ist nicht unproblematisch. Hier besteht das Problem, dass der Umsatz bei genauer Betrachtung nicht die richtige Bezugsgröße für die Beurteilung des Gewinns ist, da der Gewinn von neutralen Erträgen maßgeblich beeinflusst werden kann, die wiederum nicht im Umsatz berücksichtigt werden. Besser wäre es daher, den Gewinn ins Verhältnis zum Unternehmensertrag zu setzen.

Im Kennzahlenheft des ZBG werden aus diesem Grund keine reinen Umsatzzahlen verwendet. Welche Kennzahlen besser geeignet sind und im betrieblichen Controlling nicht fehlen sollten, welche zusätzlichen Erkenntnisse sie ermöglichen, erfahren Sie in den kommenden Ausgaben.

Betriebsvergleich im Gartenbau

Der Betriebsvergleich im Gartenbau bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich mit gleichartigen Betrieben zu vergleichen und Optimierungspotenziale aufzuzeigen, um den eigenen Erfolg zu steigern. Weitere Details sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie auf der Homepage des ZBG:

https://zbg.uni-hohenheim.de/betriebsvergleich

Für eine direkte Teilnahme besuchen Sie:

https://bv-gartenbau.de

Landwirtschaftliche Betriebslehre

Stephan Dabbert Jürgen Braun / 30,00 EUR
zum Buch
Autor:in
Tim Hakenberg
Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau (ZBG) betriebsvergleich@uni-hohenheim.de
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