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Basiswissen Betriebswirtschaft

Aufwandskennzahlen – Spezialaufwand

In diesem Teil soll es um die Analyse von Aufwandskennzahlen gehen. Nachdem in den ersten beiden Teilen grundlegende Begrifflichkeiten besprochen wurden, gehen wir nun tiefer auf den Spezialaufwand ein.

von Tim Hakenberg erschienen am 10.09.2025
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Der Spezialaufwand bildet, wie bereits in Teil 1 dargestellt, zusammen mit dem Lohnaufwand und dem Allgemeinen Aufwand den Betriebsaufwand und umfasst Verbrauchsmaterialien, welche direkt mit dem Umfang der Produktion zusammenhängen und vergleichsweise kurzfristig beeinflusst werden können. Der Allgemeine Aufwand und der Lohnaufwand werden in separaten Beiträgen besprochen. Die große Bedeutung der Analyse von Aufwandskennzahlen liegt auf der Hand: Durch einen möglichst rationalen Einsatz von Betriebsmitteln kann ein maximaler Überschuss erwirtschaftet werden, welcher wiederum für die Stärkung des Eigenkapitals, für Investitionen oder für Entnahmen verwendet werden kann.

Aufwandspositionen bewerten

Zur Bewertung der einzelnen Aufwandspositionen gibt es drei unterschiedliche Methoden (siehe Tabelle), welche alle ihre Berechtigung und unterschiedliche Anwendung haben. Zu Beginn einer Betrachtung muss festgelegt werden, welche Methode zur Beantwortung der eigenen Fragestellung und Bewertung der Höhe einzelner Aufwandspositionen am besten geeignet ist. An dieser Stelle soll für die weitere Analyse die Aufwandsquote verwendet werden. Da bei dieser Betrachtung die wirtschaftliche Bedeutung einzelner Aufwandsposten durch das Verhältnis zum Betriebsertrag (BE) aufgezeigt wird, gelingt mit ihr der Vergleich von unterschiedlichen Betrieben besser als mit dem Aufwandsanteil. Die relative Aufwandshöhe ist prinzipiell auch sehr gut für den Vergleich von unterschiedlichen Betrieben einsetzbar, jedoch ist sie nur für die Analyse weniger Aufwendungen, wie dem Heizmaterial je Quadratmeter Glasfläche, dem Lohnaufwand je Arbeitskraft oder dem Zinsaufwand je Fremdkapital geeignet.

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Die Struktur der Aufwandsquoten ist unter anderem stark abhängig von den gewählten Produktionssystemen. Theoretisch gibt es für ein gewähltes Produktionssystem eine optimale Kombination von Produktionsmitteln, welche von den Unternehmerinnen und Unternehmern angestrebt werden sollte. Wenn die verwendeten Produktionsmittel zu marktüblichen Preisen erworben werden, können die Unternehmen effizient produzieren und die Aufwendungen bei gleichbleibendem Ertrag auf ein Minimum reduzieren. Um die Kombination von Produktionsmitteln zu optimieren, sind Betriebsvergleiche im Gartenbau, aber auch in vielen anderen Branchen ein oft genutztes Mittel.

Wichtig für die Analyse der Aufwandsstrukturen ist es, das Produktionssystem – so gut es geht – zu kennen. Wesentliche Unterschiede ergeben sich aus dem Kulturprogramm. Auf dieser Analyseebene sollen nun die Aufwandsstrukturen verglichen werden. Wie in den Unternehmen genau produziert wird, kann aus den Jahresabschlüssen der am Betriebsvergleich des Zentrums für Betriebswirtschaft im Gartenbau e. V. (ZBG) teilnehmenden Unternehmen teilweise ebenfalls herausgelesen werden.

Durch einen möglichst rationalen Einsatz von Betriebsmitteln kann ein maximaler Überschuss erwirtschaftet werden Tim Hakenberg

Die Grafik stellt die Struktur der Spezialaufwendungen als Aufwandsquoten des Betriebsertrags (BE) von Freiland- und Unterglasgemüsebaubetrieben dar, welche im Wirtschaftsjahr 2022/23 am Betriebsvergleich teilgenommen haben. Die Wichtigkeit der Unterscheidung wird deutlich, wenn die Höhe der einzelnen Aufwandspositionen verglichen wird. Sie sind nach wirtschaftlichem Erfolg in Drittel eingeteilt, um „Best-Practice-Beispiele“ identifizieren und darüber die Bedeutung einzelner Positionen bewerten zu können.

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Einen wesentlichen Unterschied stellt die Summe des gesamten Spezialaufwands dar. Dieser macht im Mittel des Freilandgemüsebaus knapp 30 % und im Mittel des Unterglasgemüsebaus circa 45 % aus. Dieser Unterschied ist in erster Linie auf die zusätzliche Position des Heizmaterials sowie höhere Ausgaben für Verpackung und sonstigen Spezialaufwand zurückzuführen, welche durch die grundlegend andere Produktionsweise beeinflusst werden. Der Aufwand für Dünger und Pflanzenschutz spielt im Freiland im Verhältnis zum Ertrag eine größere Rolle. Zwischen den beiden Produktionssystemen gibt es auch Übereinstimmungen: Der Aufwand für Saat- und Pflanzgut fällt ähnlich aus und ist in den ersten Erfolgsdritteln etwas höher als in den dritten Erfolgsdritteln.

Einfluss auf den Erfolg

Bei der Betrachtung der unterschiedlichen Erfolgsdrittel wird ersichtlich, dass die Höhe des Spezialaufwands einen Einfluss auf den Erfolg haben kann. Im dritten Drittel des Freilandgemüsebaus nimmt der Aufwand für Handel fast 10 % BE ein, das erste Erfolgsdrittel ist ganz auf die Eigenproduktion spezialisiert und hat keinen Handelsanteil. Ignoriert man diesen Aufwand für Handel und betrachtet damit lediglich die Aufwandspositionen, welche für die Eigenproduktion verwendet werden, ist in beiden Produktionssystemen der Spezialaufwand des ersten Drittels höher als der des dritten Drittels. Um erfolgreich zu wirtschaften, kann es für Gemüsebaubetriebe lohnend sein, nicht an einzelnen, wichtigen Positionen des Spezialaufwands zu sparen.

Im ersten Drittel des Unterlasgemüsebaus besteht der „sonstige Spezialaufwand“ aus großen Positionen für Strom und Leergut (Transporthilfsmittel), auch im ersten Drittel des Freilandgemüsebaus ist der Verpackungsaufwand relativ groß – dies kann ein Hinweis auf zusätzliche Wertschöpfung durch eine weitere Aufbereitung der Ware auf dem Betrieb sein, welcher sich lohnt. Im Freilandgemüsebau sollte bei steigenden Aufwandsquoten für „Dünger + Pflanzenschutz“ sowie „sonstiger Spezialaufwand“ genauer auf diese Positionen geachtet werden.

Für die betriebliche Analyse ist es wichtig, die Aufwendungen im eigenen Betrieb mit den dargestellten Werten anderer Betriebe zu vergleichen. Abweichungen sollten kritisch hinterfragt, aber dennoch nicht überbewertet werden: Liegen die höheren Aufwendungen für Verbrauchsmaterialien an zu hohen Einsatzmengen oder an einer höheren Qualität? Sind die Beschaffungspreise marktüblich oder können alternative Zulieferer gewählt werden? Außerdem ist es wichtig, die Entwicklung der Aufwandsquoten im Vergleich zu den anderen Betrieben zu prüfen. Solche Analysen werden erst durch den Vergleich mit anderen Betrieben möglich.

Betriebsvergleich im Gartenbau

Der Betriebsvergleich im Gartenbau bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich mit gleichartigen Betrieben zu vergleichen und Optimierungspotenziale aufzuzeigen, um den eigenen Erfolg zu steigern. Weitere Details sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie auf der Homepage des ZBG:

https://zbg.uni-hohenheim.de/betriebsvergleich

Für eine direkte Teilnahme besuchen Sie:

https://bv-gartenbau.de

Autor:in
Tim Hakenberg
Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau (ZBG) betriebsvergleich@uni-hohenheim.de
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