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Biolandbau

Produktion und Nachfrage von Ökogemüse in Deutschland

Seit vielen Jahren nehmen die Bedeutung und der Umfang des ökologischen Anbaus von Gemüse in Deutschland zu. In diesem Beitrag wird ein Überblick über die Anbaustrukturen und die Nachfrage im Ökogemüseanbau gegeben. Dabei werden Ähnlichkeiten und Unterschiede zum integrierten Gemüsebau aufgezeigt.

von Hildegard Garming erschienen am 02.10.2025
Ökoanteil am Gemüseumsatz in Deutschland liegt derzeit bei knapp 13 %. In den Pandemie-Jahren 2020 und 2020 stieg die Nachfrage nach ökologisch erzeugtem Gemüse kurzzeitig besonders stark an. © Heorshe - stock.adobe.com
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Eine gute Informationsgrundlage zum Ökogemüseanbau wurde durch die Änderung des Agrarstatistikgesetzes im Jahr 2009 dadurch geschaffen, dass seit 2012 die ökologische Produktion gesondert in der Gemüseerhebung berücksichtigt wird. Im Jahr 2012 betrug die ökologische Gemüseanbaufläche 10.500 ha, was 9 % der Gesamtgemüsefläche entsprach. Seitdem hat sich die Ökoanbaufläche fast verdoppelt. Für 2024 wird in der Gemüseerhebung eine Ökoanbaufläche von 19.350 ha ausgewiesen, also 15,4 % der Gesamtgemüsefläche (Destatis, 2025). Der Anteil des Ökogemüses an der Gesamterntemenge ist mit 12,7 % im Jahr 2024 etwas geringer als der Flächenanteil. Aber auch die Gesamterntemenge hat sich im Vergleich zu 2012 verdoppelt: von rund 263.000 t auf 530.000 t (Destatis, 2025).

Anbaustrukturen von Gemüse nach Artengruppen

In der Gemüseerhebung werden über 50 verschiedene Gemüsearten erfasst, die in Deutschland angebaut werden. Ein Blick auf die Verteilung der Anbauflächen auf diese Arten und die Erntemengen zeigt Unterschiede zwischen integriertem und ökologischem Anbau. Im integrierten Anbau nehmen Blatt- und Stängelgemüse sowie Wurzel- und Knollengemüse jeweils etwas mehr als ein Drittel der Gesamtanbaufläche ein. Auf den verbleibenden 30 % der integrierten Anbaufläche werden zur Hälfte Kohlgemüse angebaut sowie Frucht- und Hülsengemüse mit jeweils rund 7 bis 8 % der Fläche.

Seit 2012 hat sich die Ökoanbaufläche fast verdoppelt Dr. Hildegard Garming

Im ökologischen Anbau entfällt ein größerer Flächenanteil (37 %) auf die Wurzel- und Knollengemüse, auch die Anteile der Fruchtgemüse mit 15 % und der Hülsengemüse (9 %) liegen höher als im integrierten Anbau. Entsprechend geringer im Vergleich zum integrierten Anbau fallen die Flächenanteile für Blatt- und Stängelgemüse (23 %) sowie Kohlgemüse (12 %) aus.

Vergleicht man die Erntemengen nach Gemüsegruppen, in Gewicht gemessen, werden die Unterschiede bei den Durchschnittserträgen deutlich. Diese liegen bei Wurzel- und Knollengemüse (beispielsweise Möhren) sowie bei Kohlgemüsen (zum Beispiel Kopfkohlarten) deutlich höher als bei den meisten Blatt- und Stängelgemüsen, sodass 50 % der Erntemenge im integrierten Anbau auf Wurzeln und Knollen entfallen, im ökologischen Anbau sogar 62 %, während die Mengenanteile der Blatt- und Stängelgemüse deutlich unter den jeweiligen Flächenanteilen liegen.

Auch bei den Fruchtgemüsen, also vor allem Einlegegurken, Zucchini und Speisekürbisse, sind die Mengenanteile größer als die entsprechenden Flächenanteile. Innerhalb der Gemüsegruppen entfällt die größte Fläche jeweils auf wenige Gemüsekulturen. Die größte Anbaufläche im Ökogemüsebau nehmen dabei Möhren mit 3.350 ha ein, was 18 % der Gesamtfläche im Jahr 2024 entspricht, gefolgt von Spargel (2.075 ha) und Speisekürbissen (2.018 ha), also jeweils 11 bis 12 % der Ökogemüsefläche. Weitere wichtige Ökogemüsekulturen sind Speisezwiebeln (1.850 ha), Rote Bete (1.220 ha), Frischerbsen (984 ha), Buschbohnen (674 ha) und Brokkoli (659 ha). Auch im integrierten Anbau sind Möhren, Speisezwiebeln und Spargel die Kulturen mit der größten Anbaufläche. Danach folgen andere Kulturen wie Kopfkohl, Eis- und Kopfsalate, Kürbisse und Porree.

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Ökoanteile an der Gesamtproduktion

Insgesamt beträgt der Anteil des Ökogemüses an der Gesamtproduktion in Deutschland 12,7 %. Der Ökoanteil für Möhren, Speisekürbisse, Rote Bete und Zucchini liegt mit 22 bis zu 40 % deutlich höher. Bei anderen Gemüsearten wie Kohlgemüse, Zwiebeln oder Spinat hingegen kommen lediglich zwischen 2 und 8 % der Erntemenge aus ökologischem Anbau. Bei den Salaten ist das Bild sehr heterogen. Eissalat ist mit rund 128.000 t Erntemenge insgesamt die wichtigste Salatkultur, dabei liegt der Ökoanteil bei nur rund 2 %. Von der Menge her an zweiter Stelle der Salate steht Romanasalat mit rund 55.000 t, und einem Ökoanteil von 15 %. Insgesamt stammen 6 % der in Deutschland im Jahr 2024 geernteten Salate aus dem Ökoanbau. Im Unterglasanbau sind Tomaten die wichtigste Gemüsekultur, sowohl im integrierten als auch im Ökoanbau. Der Anteil Öko an der Gesamttomatenernte liegt bei 18 %.

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Im ökologischen Anbau fallen die durchschnittlichen Flächenerträge im Vergleich zum konventionellen oder integrierten Anbau in der Regel geringer aus. Dies trifft auch für den Gemüsebau zu, allerdings sind die Unterschiede zwischen den Gemüsekulturen sehr groß. Anhand der Zahlen aus der Gemüseerhebung können durchschnittliche Flächenerträge berechnet werden. Es zeigt sich, dass die im Ökogemüsebau wichtigsten Kulturen die geringsten durchschnittlichen Ertragsunterschiede zwischen ökologischer und konventioneller Produktion aufweisen. Diese betragen für Möhren, Speisekürbisse und Spargel jeweils nur rund 5 bis 6 %, für Frischerbsen 13 %, Rote Bete und Zucchini jeweils 16 % sowie Buschbohnen 21 %.

Im Vergleich dazu sind die durchschnittlichen Ertragsunterschiede bei anderen Gemüsekulturen deutlich größer. Beispielsweise werden im ökologischen Anbau von Eissalat, Rot- und Weißkohl, Speisezwiebeln und Porree etwa 30 % geringere Erträge als im integrierten Anbau erzielt. Bei Blumen- und Chinakohl sowie bei Kopfsalat liegt der Unterschied sogar über 40 %. Dementsprechend stellen Möhren, Rote Bete, Speisekürbisse und Zucchini einen großen Teil des Angebots von Ökogemüse aus deutscher Produktion dar.

Trends in der Nachfrage nach Ökogemüse

Die Nachfrage nach Ökogemüse ist, wie auch der Anbau in Deutschland, fast kontinuierlich über die vergangenen zwölf Jahre angestiegen und erreichte im Jahr 2024 rund 9,1 % der Gesamtnachfrage nach Gemüse in Deutschland. Da die Preise für ökologisch erzeugtes Gemüse in der Regel höher sind als für Gemüse aus integriertem Anbau, liegt der Ökoanteil am Gemüseumsatz mit 12,7 % etwas höher. Besonders schnell stieg die Nachfrage nach Ökogemüse in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 an. 2022 kam es dann zu einem leichten Rückgang, als ein allgemeiner Preisanstieg zu einer Kaufzurückhaltung insbesondere bei höherpreisigen Nahrungsmitteln führte. Im Jahr 2024 lag die nachgefragte Menge an Ökogemüse bei rund 340.000 t und somit um 21 % über der Menge des Jahres 2019, also dem Jahr vor der Pandemie.

Bei der Öko-Nachfrage liegt der Schwerpunkt auf Gemüse aus inländischer Erzeugung Dr. Hildegard Garming

Auch bei der Nachfrage gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Gemüsearten in Bezug auf den Ökoanteil. Möhren und Zucchini werden überdurchschnittlich viel aus ökologischer Produktion nachgefragt, mit Anteilen an der Gesamtmenge von rund 23 %. Bei Speisezwiebeln liegt der Ökoanteil mit 9,2 % im Gesamtdurchschnitt. Im Vergleich dazu ist der Ökoanteil bei der Nachfrage nach Kopf- und Eissalat, Tomaten und Spargel eher niedrig.

Beim Vergleich von Nachfrage und Produktion von Ökogemüse zeigt sich, dass bei den Gemüsearten, die zumeist, oder zumindest während der Erntesaison, größtenteils aus inländischer Freilandproduktion stammen – Möhren, Zwiebeln, Speisekürbisse, Spargel, Eissalat – die Ökoanteile in Produktion und Nachfrage ungefähr übereinstimmen. Das gilt sowohl für die hohen Anteile bei Möhren, Kürbissen, Rote Bete als auch für den mittleren Bereich mit Zwiebeln oder Spargel sowie für die Kulturen mit geringen Ökoanteilen wie Eis- und Kopfsalate.

Ein anderes Bild ergibt sich bei den Gemüsearten, die in geringem Maße in Deutschland und hauptsächlich im Gewächshaus erzeugt werden, wie Tomaten und Paprika. Tomaten sind das am meisten nachgefragte Gemüse mit einem Marktverbrauch von rund 630.000 t (ohne Verarbeitungsware). Davon werden nur rund 100.000 t in Deutschland erzeugt. Während der Ökoanteil in der inländischen Produktion mit rund 18 % der Erntemenge relativ hoch ist, ist er in der Nachfrage, die sich auf den gesamten Frischmarkt bezieht, mit nur 5 % jedoch gering. Ähnliches ist bei Salatgurken und frischen Paprika zu beobachten, die zu noch geringeren Anteilen aus inländischer Erzeugung stammen und geringe Ökoanteile in der Nachfrage mit 6 % (Gurken) und 12 % (Paprika) aufweisen. Bei der Öko-Nachfrage liegt demnach der Schwerpunkt auf Gemüse aus inländischer Erzeugung. Dies deutet auf weiteres Marktpotenzial für regional angebautes und vermarktetes Ökogemüse hin.

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Autor:in
Dr. Hildegard Garming
Thünen-Institut für Betriebswirtschaft hildegard.garming@thuenen.de
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