
Wenn der Nützling Schaden anrichtet
Asseln, Ohrwürmer, Springschwänze und Co. sind nützliche Insekten. Gewinnen sie allerdings die Oberhand, kann es für den Gemüsebau ungemütlich werden, wie Beate Tschöpe vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen auf dem Hessischen Gemüsebau- und Pflanzenbautag in Gernsheim zu berichten wusste.
von Regina Klein erschienen am 11.08.2025Asseln, Ohrwürmer, Springschwänze und Tausendfüßer sind wichtige Bodenlebewesen, die sich um Zersetzung, Remineralisierung sowie Boden- und Humusaufbau kümmern. Treten sie jedoch in Massen auf, können sie zu Gelegenheitsschädlingen im Gemüsebau werden. Schadbilder können dann beispielsweise Lochfraß an Blättern, Verkotungen, abgefressene Stängelbasen oder Schäden an Früchten sein.
Allerdings sind die Übeltäter nicht immer leicht auszumachen. Häufig leben sie versteck im Boden oder in der Streu. Auch Verwechslungen sind möglich. Der Kugelspringer beispielsweise ähnelt im Fruchtgemüse auf den ersten Blick einer Blattlaus. „Bei genauem Hinsehen, schaut er einen aber mit seinen kugeligen Augen an“, erklärt Beate Tschöpe das wichtigste Erkennungsmerkmal des Insekts.

Fast alle Gelegenheitsschädlinge sind schwer zu diagnostizieren Beate Tschöpe
Zu Schabfraß an Eissalat in Kombination mit starker Verkotung kann ein übermäßiges Auftreten von Ohrwürmern führen. Die Ware ist dann nicht mehr vermarktbar. Auch bei Gurken können Ohrwürmer die Schale anfressen. Die Stellen verkorken meist und können auch mit einem Wanzenbefall verwechselt werden. Die Fraßstellen können jedoch auch zur Eintrittspforte für sekundäre Erreger werden. Ohrwürmer sind weitestgehend flugunfähig und gelten als Allesfresser. Die Tiere sind dämmerungs- und nachtaktive und bevorzugen dunkle und feuchte Orte. Zudem neigen die Tiere dazu, sich in Massen zusammenzurotten (Aggregationsverhalten). Zu einer Massenvermehrung kommt es oft in warmen und trockenen Jahren. Als Nützling vertilgt ein Ohrwurm bis zu 120 Blattläuse pro Nacht. Auf dem Speiseplan stehen zudem Blutläuse, Blattsauger, Schmetterlingsraupen und sogar Pilzrasen von Mehltau.
Häufig Verwechslungsgefahr
Kartoffeln wiederum können zu „Opfern“ des Getüpfelten Tausendfußes (Blaniulus guttulatus) werden. Die Tausendfüßer fressen die Knollen an. Der Fraß ist von einem Befall mit Drahtwürmern dadurch zu unterscheiden, dass er sich meist nah unter der Schale befindet. Ebenfalls angefressen werden können Wurzelgemüse, Gurken, Rüben, Spargel, Salat, Zwiebeln und Stangenbohnen. Dabei kommt es zu Schabefraß an Wurzeln, Wurzelhals, Samen, Früchten und Knollen. Im Gewächshaus werden unter anderem Erdbeeren befallen. Die Tiere mögen schwere, lehmige Böden mit guter Kalkversorgung
Der Gewächshaus-Tausendfüßer (Oxidus gracilis) hingegen taucht, wie der Name erahnen lässt, überwiegend im geschützten Anbau auf. 2020 gab es erstmals auch Funde im Salatanbau im Freiland. Schäden durch diese Art sind jedoch grundsätzlich eher selten.
Asseln können gelegentlich zu Problemen bei der Anzucht von Gurken, Tomaten und Ingwer werden. Dabei wird zum Beispiel der Stängelgrund so stark angefressen, dass die Jungpflanzen absterben. Vereinzelt werden auch Früchte wie Paprika oder Tomaten sowie Lagergemüse geschädigt. Asseln zählen zu den Krebstieren. Sie sind lichtscheu und empfindlich gegen Austrocknung. Daher leben sie tagsüber versteckt an dunklen, feuchten Stellen. Auf gemulchten Flächen fühlen sich die Tiere besonders wohl. Das sollte bei der Kulturführung beachtet werden. Als Nützlinge kümmern sie sich um die Zersetzung von Laub und abgestorbenem Pflanzenmaterial. Die Lebenserwartung beträgt je nach Art etwa zwei bis vier Jahre. Zur Bekämpfung kann versucht werde, die Tiere mittels Töpfen und Brettern im Bestand als eine Art Unterschlupf anzulocken und abzusammeln. Auch der Einsatz von Gesteinsmehl oder Nematoden kann hilfreich sei. Nematoden-Präparate und -Fallen sind jedoch eher für den Haus- und Kleingartenbereich geeignet.

Lochfraß an Radiesblättern oder Fraßstellen an den Knollen können auf einen Befall durch Springschwänze hindeuten. Die Insekten fressen auch gerne an Gurkenjungpflanzen, Keimlingen der Zuckerrübe und können für Lochfraß an Keimblättern der Rote Bete sorgen. Springschwänze können nicht fliegen und siedeln nur bei erschöpften ursprünglichen Nahrungsquellen auf Kulturpflanzen über. Pro Quadratmeter Boden können bis 30 cm Tiefe bis zu 400.000 Tiere vorkommen. Zum Überleben benötigen Springschwänze ausreichend organische Masse und hohe Luftfeuchtigkeit.
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