Praxisforschung fördern
In der Förderlandschaft passen die Rahmenbedingungen oft nicht gut zur agilen Arbeitsweise der Praxisforschung. Vier Institutionen mit sehr großem Praxiswissen beschreiben deshalb in einem Positionspapier, was sich ändern muss.
von Demeter erschienen am 30.07.2025Die Landwirtschaft steht vor sehr großen Herausforderungen, wie dem Klimawandel und dem Verlust der Biodiversität. Die erhöhte Durchlässigkeit zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und praktischer Einordnung sowie Umsetzung ist ein wichtiger Hebel, Lösungen dafür zu finden. Dabei gewinnen die angewandte Forschung und Praxisforschung zunehmend an Bedeutung.
Wissensgewinn durch Austausch und Zusammenarbeit
Im ökologischen Landbau bearbeiten Praxisforschungsinstitutionen schon seit Jahrzehnten Fragen aus der Praxis und liefern schnell Antworten: indem Landwirte gemeinsam mit Beratern und Forschenden nach standardisierten Methoden Feldversuche durchführen und daraus Schlüsse ziehen. In der Praxisforschung werden mit den Praktikern rasch neue Verfahren entwickelt, Fruchtfolgen getestet, Erfahrungen gesammelt und untereinander geteilt. So gelangen praxistaugliche Erkenntnisse direkt in die Umsetzung.
Angepasst an diese agile Arbeitsweise benötigen alle Einrichtungen, die Praxisforschung betreiben, spezifische Rahmenbedingungen, die die besonderen Herausforderungen berücksichtigen. Es braucht förderrechtliche Grundlagen, die für unterschiedliche Organisationsstrukturen passen, unbürokratische Prozesse ermöglichen und die angemessene Entlohnung aller Beteiligten sicherstellen. Wichtig sind außerdem spezifische Bewertungskriterien, die die Besonderheiten transdisziplinärer Forschung beachten und damit die Entwicklung sozial-ökologischer Innovationen unterstützen. Schließlich leisten diese einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zukunftsfähiger und innovativer Agrar- und Ernährungssysteme.
Das Positionspapier „Erfordernisse und Rahmenbedingungen zur Förderung erfolgreicher Praxisforschung in der ökologischen Landwirtschaft“ verdeutlicht, wie Praxisforschung durch entsprechende Rahmenbedingungen gestärkt werden kann. Es wurde verfasst vom Kompetenz- und Praxisforschungsnetzwerk zum Nährstoffmanagement in der ökologischen Landwirtschaft (NutriNet), dem Praxisforschungsnetzwerk Hessen (PFN Hessen), der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e. V. (LVÖ) und dem Verbund Ökologische Praxisforschung (V.Ö.P). Vierzehn weitere Institutionen von Bioverbänden bis zu Universitäten unterstützen das Positionspapier mit diesen Kernforderungen:
- Förderung und Honorierung unterschiedlicher Organisationsstrukturen: Gerade Institutionen außerhalb des klassischen Wissenschaftsbetriebs wie Vereine, Verbände und frei finanzierte Forschungseinrichtungen sollten für ihr Engagement im Sinne des Gemeinwohls auch gefördert/honoriert werden können. Dabei ist es unter anderem essenziell, Overheadkosten zu berücksichtigen.
- Einbezug und Entlohnung der Landwirte: Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, um die Beteiligung der landwirtschaftlichen Betriebe angemessen zu honorieren. Für Betriebe, die bereits in die Entwicklung der Fragestellungen involviert sind, sollte eine spätere Projektbeteiligung sichergestellt sein.
- Sicherstellung eines kontinuierlichen partizipativen Prozesses, um ko-kreative Zusammenarbeit zu ermöglichen: Dafür ist eine gute Koordination unerlässlich. Für diese interaktiven Prozesse sollten genügend und flexibel einsetzbare Ressourcen eingeplant werden. Um gemeinsame Fragestellungen und partizipative Prozesse zu entwickeln, müssen entsprechende Vorlaufphasen finanziert werden.
- Absicherung der Praxisrelevanz: Fachgespräche und vorbereitende Workshops sind insbesondere bei Bekanntmachungen zu Praxisforschungsvorhaben unerlässlich. Durch die Möglichkeit von Initiativskizzen können aktuelle Fragestellungen zeitnah bearbeitet werden.
- Eigene Qualitätskriterien zur Bewertung von Praxisforschungsprojekten: Ziel ist die Umsetzung von Forschungsprojekten, bei denen die Praxistauglichkeit im Vordergrund steht. So entstehen Erfahrungswerte von realen Betriebssystemen mit unterschiedlichen klimatischen Gegebenheiten und Ausstattungen. Gleichzeitig sind die Betriebe von wirtschaftlichen Faktoren abhängig und notwendige Priorisierungen können Einfluss auf den Forschungsverlauf nehmen.
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