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Die kleine Marktstudie

Bio-Gemüse

Das Angebot an Bio-Gemüse in den Supermarktketten und Discountern ist in den vergangenen Jahren größer und vielfältiger geworden.

von Tim Boenigk erschienen am 17.07.2025
Der Bio-Anteil an der Gesamtfläche der Rote Bete in Deutschland beträgt stolze 49 %. © Melina Kesel
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Mittlerweile gibt es in fast jeder Einkaufsstätte eine „Bio-Ecke“ mit frischem Obst und Gemüse, um die Kunden mit einem breiten Sortiment in die Läden zu locken. Neuerdings arbeiten namhafte Ketten daran, Bio-Obst und Bio-Gemüse durch ausgefallenere Aufbauten im Laden auffälliger zu präsentieren, um den Fokus der Verbraucher auf die frischen Produkte zu lenken. Alternativ platzieren sie die Ware direkt am Eingang, sodass sie den Kunden sofort ins Auge fallen. Gleichzeitig werden Angebotsaktionen gefahren, um bestimmte Produkte gezielter zu bewerben.

Sparsamerer Konsum von Bio-Gemüse

Größere Sortimente, Rabattierungen, Werbeanstöße – Bio-Gemüse ist als wichtige Produktgruppe kaum noch aus dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) wegzudenken. Neu-/ Einlistungen sowie auch die Corona-Pandemie haben den Markt bis 2021 dynamisch wachsen lassen. Nach 2021 kauften die Verbraucher allerdings Jahr für Jahr weniger Bio-Gemüse, das gilt auch für weitere Produktgruppen im Bio- und Gesamtmarkt.

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Die wirtschaftlich angespannte Stimmung, Unsicherheit bezüglich Politik, gestiegene Kosten auf allen Ebenen sowie Kriege in der Ukraine und dem Gaza-Streifen bremsen den Konsum auf sämtlichen Ebenen und in allen Teilmärkten. Nichtsdestotrotz erreichte die Käuferreichweite 2024 den zweithöchsten Wert, seitdem die AMI die Verbrauchernachfrage auf Basis des YouGov CP Germany Haushaltspanel (früher GfK-Haushaltspanel) analysiert, nämlich 84,4 %.

Das waren 0,3 Prozentpunkte weniger als 2023. Die Käuferreichweite gibt an, wie hoch der Anteil der Haushalte ist, die in einem bestimmten Zeitraum Bio-Gemüse kauften. Sie ist daher ein wichtiger Indikator für die Haushaltsnachfrage. Die Schlussfolgerung ist also: Immer mehr Verbraucher kaufen Bio-Gemüse, allerdings sinkt die Menge je Einkauf. Bei bestimmten Gemüsearten fällt die Käuferreichweite überdurchschnittlich hoch aus. So zum Beispiel bei Möhren, Zwiebeln, Tomaten, Salatgurken, Paprika, Zucchini, Spargel und Champignons.

Discounter sind Marktführer

Im Jahr 2024 kauften die Verbraucher gut 4 % weniger Bio-Gemüse als 2023. Vor allem der Naturkostfachhandel und die sonstigen Einkaufsstätten, wie Wochenmärkte, Hofläden oder der Online-Handel, generierten ein Minus. Fairerweise muss erwähnt werden, dass der Naturkostfachhandel im YouGov CP Germany Panel schlechter abgebildet wird als im Handelspanel von Klaus Braun oder bioVista. Hier steht es um den Bio-Markt besser.

Die Vollsortimenter müssen ein leichtes Minus hinnehmen, wobei hier die Zahlen zum Absatz eher stagnieren – ausgenommen 2021, als die Verbraucher bevorzugt zu Rewe, Edeka, Kaufland & Co. gingen, um in einem Einkauf möglichst alle Produkte auf der Liste abzudecken. Nur die Discounter entwickeln sich weiterhin positiv. Mittlerweile stellen sie etwas mehr als die Hälfte des Bio-Gemüsemarktes. 2019 war es noch etwas mehr als ein Drittel.

Nur die Discounter entwickeln sich weiterhin positiv Tim Boenigk

Die vermeintlich niedrigeren Verbraucherpreise gegenüber den Vollsortimentern und dem Naturkostfachhandel sind für diese Entwicklung ausschlaggebend. Viele wichtige Bio-Gemüsearten sind mittlerweile Standardprodukte im Preiseinstiegssegment. Zu diesen etablierten Discounter-Gemüsearten zählen Möhren, Kürbisse, Zucchini, Zwiebeln, Tomaten, Paprika, Gurken und Feldsalat. All diese Produkte haben in den vergangenen Jahren über die Discounter Marktanteile gewinnen können.

Andererseits haben die Discounter in den vergangenen Jahren viele neue Bio-Produkte auf den Markt gebracht, die die Nachfrage haben wachsen lassen. Rote Zwiebeln, Rote Bete oder Suppengemüse sind da nur Beispiele. Gleichzeitig steht mehr Verbandsware in den Regalen, sei es durch die Kooperation von Bioland mit Lidl oder Naturland mit Aldi Süd. Auf der einen Seite generieren die Discounter Jahr für Jahr Absatzrekorde, auf der anderen Seite fehlt das Geld bei den Erzeugern.

Diese haben mit immer höheren Produktionskosten zu kämpfen, können die steigenden Kosten aber nicht über höhere Erzeugerpreise decken. Die Folgen sind weniger Kulturen auf dem Acker, die mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden sind oder bei denen die Bio-Aufpreise nur gering sind, mehr Kulturen mit einem höheren Potenzial zur Mechanisierung, oder aber weniger Bio-Gemüsebetriebe. Ein Thema auf der Biofach 2025 war das niedrige Umstellungsinteresse im Öko-Landbau und Öko-Gartenbau angesichts niedrigerer Erzeugerpreise.

2025 erholt sich die Nachfrage wieder

In den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 kauften die Verbraucher gut 12 % mehr Bio-Gemüse als im Vorjahr – vor allem Möhren, Salatgurken, Zucchini und Tomaten, weil die Verfügbarkeit in der Regel besser ausgefallen ist und die Produkte zum Teil Preissenkungen hinter sich haben. Rückläufig dagegen ist unter anderem der Konsum von Zwiebeln und Spargel. Das Angebot an Zwiebeln war knapp, bei Spargel bremsten die hohen Verbraucherpreise die Nachfrage aus. Absolut betrachtet übersteigt die Einkaufsmenge aus dem Jahr 2025 bis jetzt das Niveau aus 2023 und 2024 und liegt nur noch knapp unter 2022.

Rekordanbaufläche beim Bio-Freilandgemüse

Die deutsche Bio-Gemüsefläche im Freiland wuchs im Jahr 2024 um gut 5 % zum Vorjahr. Sie beläuft sich damit auf 19.018 ha, so die Gemüseerhebung des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Das ist nicht nur ein deutlicher Sprung gegenüber 2023, sondern auch die bis dato größte gemeldete Bio-Freilandgemüsefläche in Deutschland. Im Jahr 2012, als das Statistische Bundesamt die erste amtliche Erhebung für Bio-Gemüse durchführte, belief sich die Fläche noch auf 10.574 ha.

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Die deutlich gewachsene Fläche wird dabei mit einer gestiegenen Nachfrage nach Bio-Gemüse in Verbindung gebracht. Der Lebensmitteleinzelhandel, darunter vor allem die Discounter, hat in den vergangenen Jahren in dem Zusammenhang sein Standardsortiment an frischem Bio-Gemüse aufgestockt. Hinzu kommt der Wille, immer mehr Produkte aus deutschem Anbau, sowie zusätzlich in Verbandsqualität, ins Regal zu stellen. Alles zusammen führte zu gestiegenen Bio-Gemüseflächen für den Frischmarkt in Deutschland.

Ein Großteil der Bio-Gemüsefläche entfiel 2024 auf das Wurzel- und Knollengemüse. Das Wachstum um knapp 11 % auf 7.013 ha fiel wieder deutlich stärker aus als 2022 und 2023. Allein auf Bio-Möhren entfielen 3.352 ha, also knapp 11 % mehr als 2023. Der Bio-Flächenanteil stieg damit auf gut 24 %. Der deutlich gestiegene Anbau dürfte im Wesentlichen auf das kleinere Angebot in den Saisons 2022/23 und 2023/24 zurückzuführen sein. Im Anbaujahr 2022 führten trockene Witterungsbedingungen von der Aussaat bis zur Ernte zu einer knappen Versorgung.

2023 war es dann wiederum zu nass, sodass Flächen nicht ausgesät werden konnten. Zur Ernte kamen die Landwirte verspätet auf das Feld, was gepaart mit Frösten zu Ernteverlusten führte. Die damit festeren Preise motivierten 2024 zu einem gestiegenen Anbau. Zudem förderte die nasse Witterung das Wachstum der Kulturen, und die Landwirte kamen zur Ernte nach Plan auf das Feld. Das führte zu einer Erntemenge von 193.563 t, gut 34 % mehr als 2023. Allerdings sind die Preise damit wieder deutlich gesunken und bewegen sich bis heute kaum aus ihrem Tal heraus.

Bio-Zwiebeln stellten im vergangenen Jahr 1.875 ha, und damit knapp 22 % mehr als 2023. Der Bio-Anteil belief sich auf knapp 11 % und ist damit nur leicht gewachsen. Wie auch bei den Möhren führte die nasse Witterung 2023 und 2024 zu größeren Ertragsverlusten. Die Erntemenge ist trotz der größeren Fläche um knapp 2 % auf 51.050 t leicht gesunken. Gleichzeitig zeigte sich die Nachfrage weiterhin von ihrer dynamischen Seite, was zu festeren Erzeugerpreisen führte.

Rote Bio-Zwiebeln trugen maßgeblich zum Wachstum des Segmentes bei, denn sie waren bis zur Ernte 2024 hauptsächlich in Bio-Qualität in den Discountern gelistet. Auch wenn das Statistische Bundesamt nicht zwischen den herkömmlichen gelben und den roten Sorten differenziert, dürfte ein Teil des Wachstums auf das rote Bio-Zwiebelsegment entfallen. Einzelne Handelsketten haben auch für die Landwirte den Anbau über feste Lieferverträge attraktiver gemacht.

Mit einem Bio-Anteil von knapp 49 % an der Gesamtfläche, zählt Rote Bete zu einer absoluten Bio-Kultur. Sie hat ebenfalls eine bemerkenswert positive Flächenentwicklung hinter sich. 2024 belief sich die Anbaufläche auf 1.222 ha, das waren 13 % mehr als 2023. Die Nachfrage ist auch hier über die Discounter und Vollsortimenter gewachsen. Viele Handelsketten haben vorgekochte, vakuumierte Bio-Rote Bete, die von den privaten Haushalten bevorzugt eingekauft wird, in die breite Masse gebracht.

Hinzu kommt der Verarbeitungssektor, der vermehrt Bio-Rote Bete in seine Rezepturen einbaut. Sie findet vor allem in Gemüse- oder Fruchtsäften Verwendung. Obwohl die Fläche deutlich gewachsen ist, kommt das Angebot der regen Nachfrage nicht vollumfänglich hinterher. Auch bei Bio-Roter Bete führte die Witterung 2024 zu einer kleineren Erntemenge. Mit 46.935 t schrumpfte sie um gut 6 % zum Vorjahr.

Auf das Bio-Blatt- und Stängelgemüse entfielen 2024 deutschlandweit 4.297 ha, mit einem Plus von knapp 4 % zum Vorjahr also eher ein moderates Wachstum. Großes Wachstum generieren Romanasalate. Hier stieg die Fläche um fast 30 % auf 307 ha. Der Bio-Flächenanteil liegt bei knapp 17 % und ist damit mehr als doppelt so hoch wie bei anderen Bio-Blattsalaten. Sie punkten insbesondere bei kleineren, jungen Haushalten, und halten sich in der Verpackung mehrere Tage im Kühlschrank frisch. Allerdings geht das Angebotswachstum auf der anderen Seite mit Flächenrückgängen bei den Bio-Salatklassikern Eis- und Kopfsalat einher. Hier zeigen die Anbauflächen mit 99 ha und 80 ha kaum noch Wachstumsimpulse. Tendenziell schrumpfen die Flächen.

Bio-Speisekürbisse haben eine bemerkenswerte Flächenentwicklung hinter sich Tim Boenigk

Die mehrjährige Kultur Bio-Spargel wurde 2024 auf 1.785 ha angebaut, ein Plus von knapp 8 % zu 2023. Grundsätzlich ist die Flächenentwicklung positiv. Der Bio-Flächenanteil liegt allerdings bei 9 % und ist damit gegenüber anderen Kulturen unterdurchschnittlich. Die Erntemenge stieg 2024 um knapp 9 % auf 9.243 t. Bio-Fruchtgemüse wurde 2024 auf 2.861 ha angebaut. Das waren 4 % weniger als 2023, aber dennoch der zweithöchste Wert seit 2012. Über alle Kulturen beläuft sich der Bio-Flächenanteil auf gut 27 % und ist damit deutlich höher als bei den sonstigen Gemüsegruppen.

Bio-Speisekürbisse haben eine bemerkenswerte Flächenentwicklung hinter sich. 2024 lag die Fläche bei 2.018 ha. Das entspricht fast einer Verdreifachung seit 2012. Auch der Bio-Anteil von gut 38 % ist so hoch wie bei fast keiner sonstigen Kultur. Ein Großteil der Fläche dürfte auf Bio-Hokkaido entfallen. Insbesondere der LEH hat diesen Kürbis, dessen Schale man mitessen kann, in die breite Masse gebracht. Auch in der Verarbeitung zu Suppen, TK-Gemüse-/Mischungen, Babynahrung oder Soßen findet Bio-Hokkaido eine breite Verwendung. Daneben kann in einigen Fällen auch die Außer-Haus-Verpflegung ein wirtschaftlich wichtiges Standbein darstellen. Mit den Flächensteigerungen holten die Landwirte 41.484 t vom Acker. Das waren gut 6 % mehr als 2023, die bislang größte Erntemenge.

Auch Bio-Kohlgemüse wuchs 2024 auf einer deutlich größeren Fläche als in den Jahren zuvor. Mit 2.225 ha war die Anbaufläche um knapp 11 % größer als 2023. Der Bio-Flächenanteil ist und bleibt jedoch mit fast 12 % unterdurchschnittlich. Zum Flächenplus haben vor allem Bio-Brokkoli, Bio-Weißkohl und Bio-Grünkohl beigetragen. Bio-Brokkoli ist ein etabliertes Standardprodukt im LEH. Die Anbaufläche belief sich 2024 auf 659 ha und hat zum Vorjahr um gut 29 % zugelegt. Gegenüber 2012 hat sich die Anbaufläche mehr als verdoppelt. Die regenreiche Witterung hat zu deutlich höheren Erntemengen geführt. Diese stieg um gut 28 % auf 6.923 t.

Auch Bio-Weißkohl generierte mit einer Fläche von 504 ha ein Flächenwachstum von gut 21 % zum Vorjahr. Die Erntemenge stieg um 14 % auf 24.482 t. Allerdings zeigten viele Jahre zuvor höhere Erntemengen. Der klassische Bio-Weißkohl ist ohnehin kaum als Frischeprodukt im LEH gelistet, sondern mehr in den Fachgeschäften und sonstigen Einkaufsstätten verfügbar. Der Verarbeitungssektor spielt ebenfalls eine größere Rolle. So sind Krautsalat oder Sauerkraut Produkte, die auch über die Ketten einen Weg in die breite Masse finden.

Mehr deutsche Tomaten aus geschütztem Anbau

Die geschützte Anbaufläche von Bio-Gemüse in Deutschland belief sich im Jahr 2024 auf 332 ha, so die Gemüseerhebung des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Das entspricht einem Rückgang um 5 ha zum Vorjahr. Allerdings war die Anbaufläche zwischen 2022 und 2023 auch kräftig ausgeweitet worden. In keinem anderen Jahr war sie in Gewächshäusern oder in Tunneln größer als 2023. Im Jahr 2024 wurde vor allem der Anbau von Bio-Tomaten in Deutschland ausgeweitet, während die restlichen Kulturen auf kleinerer Fläche angebaut wurden. Größere Rückgänge gab es bei Feldsalat und Paprika.

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Die deutlich gestiegene geschützte Anbaufläche über die Jahre geht auf eine wachsende Nachfrage nach Bio-Fruchtgemüse zurück. Allerdings gelangt, vor allem im Winterhalbjahr, nach wie vor viel Bio-Gemüse aus dem Mittelmeerraum zu uns. Im Sommer dagegen wird der deutsche Markt mit Blick auf den Klimawandel und Nachhaltigkeit bevorzugt mit deutscher Ware bedient. Mittelfristig dürfte damit die Abhängigkeit von der Importware sinken, zumindest dann, wenn die Witterungsbedingungen hierzulande zu den Pflanzenbedürfnissen passen.

Das Ranking im Unterglas-Anbau wird von Tomaten angeführt, dann folgen Feldsalat, Paprika und Salatgurken. Dennoch ist und bleibt der geschützte Bio-Anbau etwas für Spezialisten. Vor allem der Verzicht auf künstliche Mineralsubstrate führt zu großen Ertragsunterschieden gegenüber der konventionellen Produktion.

Niedriger Selbstversorgungsgrad bei Fruchtgemüse

Fruchtgemüse gehören zu den absoluten Verkaufsschlagern im Bio-Gemüsesortiment. Längst sind sie auch im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel in größerem Umfang gelistet. Zahlreiche Werbekampagnen mit niedrigen Preisen lenken die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf Tomaten & Co. Doch der deutsche Anbau hinkt der deutlich gestiegenen Nachfrage hinterher. So reicht die deutsche Bio-Tomatensaison im Spezialanbau von Mitte/Ende Mai bis Oktober. In den Kalthäusern werden die ersten Früchte je nach Witterung erst ab Juni geerntet. Die Erntesaison ist hierzulande also kurz, entsprechend hoch ist der Importbedarf zwischen Oktober und Mai. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach Bio-Fruchtgemüse gerade während der Importsaison im ersten Quartal des Jahres ihren Höhepunkt erreicht.

Fruchtgemüse gehören zu den absoluten Verkaufsschlagern im Bio-Gemüsesortiment Tim Boenigk

Für die Saison 2023/24 schätzt die AMI den Importanteil bei Bio-Paprika auf 94 %, bei Bio-Tomaten auf 88 %, bei Bio-Salatgurken auf 87 % und bei Bio-Zucchini auf 76 %. Nur bei Bio-Zucchini ist der Importanteil gesunken. Dies dürfte auf einen leicht gestiegenen Anbau in Deutschland zurückzuführen sein. Obwohl der Importanteil stabil geblieben ist, ist das Importvolumen 2022/23 und 2023/24 geschrumpft. Ungünstige Witterungsbedingungen in den Herkunftsländern, steigende Kosten entlang der Wertschöpfungskette, die Rekordinflation nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und damit einhergehende Preissteigerungen haben die Märkte nachhaltig beeinflusst.

Die wichtigsten Herkunftsländer sind mit großem Abstand Spanien, gefolgt von Italien und den Niederlanden. Damit weichen die Verhältnisse stark vom konventionellen Markt ab. Hier dominiert vor allem der Benelux-Raum. Im Gegensatz zum konventionellen Anbau können die Niederländer ihre technologischen Vorteile im Substratanbau für die ökologische Produktion nicht nutzen.

Zentraleuropa im Mittelpunkt

Neben dem Fruchtgemüse wertet die AMI jährlich die Importmengen von Bio-Zwiebeln und -Möhren aus. Bei Zwiebeln ist der Selbstversorgungsgrad aufgrund der Flächenausdehnung von Jahr zu Jahr leicht gestiegen. Im Wirtschaftsjahr 2023/24 lag er bei Bio-Zwiebeln bei 75 % (Vorjahr: 69 %) – der Importbedarf bei gelben Zwiebeln ist deutlich geringer als bei den roten Sorten. Bei Bio-Möhren dagegen liegt dieser bei 60 % (Vorjahr: 63 %) und ist damit geschrumpft. Die Nachfrage konnte auch durch gestiegene Importmengen nicht vollumfänglich gedeckt werden.

Wichtige Faktoren für den Importbedarf sind zum einen die private Nachfrage und zum anderen die vorherrschenden Witterungsbedingungen im Inland. Gerade bei Obst, Gemüse und Kartoffeln kann es trotz Flächenausweitung immer wieder Jahre geben, in denen die Erntemengen stark vom Vorjahr abweichen. So führte das nasse Anbaujahr 2023, vor allem zur Ernte, zu erheblichen Ernteausfällen bei Bio-Möhren in Deutschland und bei wichtigen Herkünften wie den Niederlanden, Dänemark, Spanien und Italien, sodass mehr importiert werden musste. Für 2024/25 werden aus heutiger Sicht wieder kleinere Importmengen bei Bio-Möhren geschätzt. Bei Bio-Zwiebeln werden mehr Importe aus Ägypten erwartet.

Auch in Europa Rekordanbaufläche

Von der europäischen Statistikbehörde Eurostat liegen nun die Anbauzahlen der wichtigsten europäischen Länder für das Jahr 2023 vor. Für 2024 sind bislang noch keine Daten verfügbar. Nie wurde mehr Bio-Gemüse in Europa produziert als 2023, insgesamt 199.000 ha. Das ist ein Plus von knapp 11.000 ha bzw. knapp 6 % zum Vorjahr. Die wichtigsten Anbauländer sind Italien (50.600 ha), Frankreich (38.400 ha), Spanien (25.200 ha) und Polen (20.700 ha). Direkt dahinter liegt Deutschland (18.100 ha). Mit Frankreich als Ausnahme haben alle Schwergewichte mehr Bio-Gemüse angebaut als im Vorjahr. In Spanien waren es 4.400 ha mehr, in Polen ein Plus von 4.000 ha und in Italien ein Plus von 1.700 ha.

Beim Blatt- und Stängelgemüse dominieren Italien (9.400 ha) und Frankreich (6.900 ha), beim Fruchtgemüse Italien (9.800 ha) und Spanien (8.400 ha) und beim Wurzel- und Knollengemüse Frankreich (18.700 ha) und Deutschland (6.300 ha). Für den deutschen Markt sind vor allem Italien und Spanien über alle Gemüsegruppen hinweg entscheidend. Aus Frankreich gelangt vor allem Blatt- und Kohlgemüse zu uns. Ansonsten sind große Teile der Gemüseproduktion in Südeuropa für den Export in andere mittel-, ost- sowie nordeuropäische Länder bestimmt. Die größte Bedeutung haben dabei das Bio-Fruchtgemüse aus dem geschützten Unterglas-Anbau und Salate. Auch der Freilandanbau von Kopfsalaten, Zucchini, Kürbissen sowie weiterer Kulturen machen Spanien zum wichtigsten Bio-Gemüselieferanten für Deutschland im Winterhalbjahr. Italienisches Bio-Gemüse ist vor allem im deutschen Naturkostfachhandel zu finden und weniger auf einzelne Arten beschränkt.

Autor:in
Tim Boenigk
Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH tim.boenigk@ami-informiert.de
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