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Exklusiv-Interview: Der Gemüsebau von morgen

Die Existenz der Betriebe sichern

Im Gespräch mit Dennis Hölzer, Bereichsleiter Vertrieb national bei der Gartenbau-Versicherung, beleuchten wir die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für Gemüsebaubetriebe im Bereich Versicherung. Von Klimarisiken bis zur Cyberabsicherung – Dennis Hölzer gibt Einblicke in Entwicklungen, typische Risiken und Präventionsmaßnahmen, die Betriebe heute und morgen unterstützen.

von Regina Klein erschienen am 10.12.2024
Dennis Hölzer ist Bereichsleiter Vertrieb national bei der Gartenbau-Versicherung. © Gartenbau-Versicherung
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Herr Hölzer, welches Schlagwort kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an das Thema Versicherung im Gemüsebau im Jahr 2034 denken? „Hochtechnisierte Ausstattung auf KI-Basis“. Ich stelle mir vor, dass wir bis dahin intelligente Systeme haben, die Risiken frühzeitig erkennen und automatisch optimierte Lösungen bieten können. Mit Blick in die Gegenwart: Welche Herausforderungen haben Betriebsleiter heutzutage in Bezug auf die Absicherung ihres Unternehmens? Betriebsleiter stehen heute vor vielfältigen Herausforderungen: Die Energieversorgung ist unsicher und kostenintensiv, es gibt einen zunehmenden Mangel an Fachpersonal, und die gesetzlichen Auflagen werden immer umfangreicher. Diese Faktoren machen die Absicherung eines Betriebs zu einer besonders komplexen Aufgabe. Wie hat sich das Versicherungsangebot für Gartenbaubetriebe in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt? Für den geschützten Anbau gilt, dass wir uns vom reinen Hagelversicherer zum vollumfänglichen Mehrgefahren-Versicherer in der Sach- und Ertragsschadenversicherung weiterentwickelt haben. Passend zu der Entwicklung modernster Gemüsebaubetriebe. Welche üblichen Risiken gibt es für die Anbauer und welche davon lassen sich sinnvoll versichern? Naturgefahren wie Hagel und Sturm gehören zu den typischen Risiken sowohl im Freilandgemüseanbau als auch im geschützten Anbau. Im Rahmen der AgroRisk-Gruppe sind wir gemeinsam mit unserem Partner der Vereinigte Hagelversicherung VVaG in Gießen in der Lage, den gesamten Gemüsebausektor entsprechend abzudecken. Stellen Sie einen Einfluss des Klimawandels auf Ihr Versicherungsgeschäft fest? Naturrisiken wie Hagel, Sturm und Starkregen waren schon immer ein Teil unseres Versicherungsgeschäfts. Allerdings stellen wir fest, dass das Risikobewusstsein der Unternehmer für diese Themen aufgrund des Klimawandels deutlich zugenommen hat. Die Sensibilität für Prävention und Absicherung wächst stetig. Müssen Versicherte in Zukunft zum Beispiel aufgrund der Folgen des Klimawandels mit steigenden Kosten für Versicherungen rechnen? Unser Ziel muss immer sein, die Existenz der Betriebe zu sichern. Und die Beiträge so niedrig wie möglich zu halten. Kleinstschäden werden in Zukunft nur schwierig bezahlbar sein. Natürlich haben wir die Gefahrenlage stets im Blick und versuchen, für unsere Mitglieder die bestmögliche Balance zu finden. Wird es in Zukunft oder gibt es bereits Regionen oder Standorte, die nicht (mehr) versichert werden können, ähnlich wie Wohngebäude in potenziellen Überschwemmungsgebieten? Wir prüfen Risiken kontinuierlich und passen unsere Einschätzungen entsprechend an. Bislang gibt es jedoch noch keine Regionen oder Standorte, die wir komplett ausschließen müssen. Wir prüfen Risiken kontinuierlich und passen unsere Einschätzungen entsprechend an. Bislang gibt es jedoch noch keine Regionen oder Standorte, die wir komplett ausschließen müssen. Ja, je nach Risikozweig gibt es spezifische Anforderungen. Zum Beispiel achten wir bei Energieschirmen auf schwer entflammbare Materialien, um den Brandschutz zu gewährleisten. Und die gesetzlichen Normen müssen natürlich jederzeit eingehalten werden. Wenn man an Gartenbau und Versicherungen denkt, dann ist man schnell bei Glas- und Kulturschäden. Aber es lauern auch noch andere Risiken für Betriebe. Welche sind das, und kann man sich auch hier mit einer Versicherung schützen? Ein zentraler Punkt ist die werthaltige Absicherung der immer enger verknüpften Wertschöpfungsketten. Dazu zählen Betriebsunterbrechungen, der Ausfall von Kultursteuerungseinrichtungen oder auch Cyberangriffe. Wir bieten ein umfassendes Portfolio, das gezielt auf diese Herausforderungen zugeschnitten ist. Beispielsweise versichern wir Kulturen gegen technischen Verderb und unterstützen Betriebe bei der Absicherung gegen Cyberrisiken. Was wird von Betrieben am häufigsten versichert? Am häufigsten versichern Betriebe ihre Gewächshausanlagen, einschließlich der Kulturen und der zugehörigen Technik. Diese Bereiche stehen im Fokus, da sie das Rückgrat der Existenz des Betriebes bilden. Sehen Sie noch Versicherungslücken bei den Gemüsebaubetrieben? Insgesamt sind Gemüsebaubetriebe sehr fortschrittlich und gut versichert. Eine Lücke, die wir jedoch immer wieder feststellen, ist die Absicherung gegen Cyberrisiken. Hier gibt es noch Nachholbedarf, insbesondere angesichts der zunehmenden Digitalisierung in der Branche. Damit Schäden gar nicht erst auftreten, ist Vorsorge wichtig. Welche Rolle spielt die Risikoprävention bei Ihnen? Risikoprävention hat für uns höchste Priorität. Unser Außendienst besteht aus Experten, die die Betriebe regelmäßig besuchen und individuelle Risikoberatungen durchführen. Mit digitaler Unterstützung wird die Risikoberatung in Zukunft noch stärker im Zentrum unseres Tuns stehen. Wie lange dauert im Schnitt die Schadensabwicklung vom Ereignis bis zum ersten Geldfluss, und wie läuft die Schadensaufnahme und Begutachtung ab? Das hängt stark von der Art des Schadens ab. Bei einem durch Hagel verursachten Glasschaden erfolgt beispielsweise schon nach wenigen Tagen eine Vorauszahlung. Die Schadensaufnahme wird von unserem Außendienst in enger Absprache mit den Betroffenen durchgeführt und anschließend an unser Schadenteam in Wiesbaden übermittelt. Bei Kulturschäden arbeiten wir zusätzlich mit ehrenamtlichen Schätzern zusammen, um eine schnelle und präzise Abwicklung zu gewährleisten. Allerdings stellt die mangelnde Verfügbarkeit von Fachhandwerkern für uns und unsere Mitglieder eine große Herausforderung dar. Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Gemüsebaus? Ich wünsche mir vor allem mehr Planungssicherheit für die Betriebe, den Abbau bürokratischer Hürden und eine verstärkte Förderung regionaler Erzeugnisse. Diese Aspekte sind essenziell, um den Gemüsebau langfristig erfolgreich und nachhaltig zu gestalten.
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