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Die kleine Marktstudie

Chicorée

Chicorée, auch unter dem Namen Brüsseler Endivie bekannt, ist ein typisches Wintergemüse mit einem mild-herben Geschmack und hohem Gesundheitswert.

von Farina Lurz erschienen am 15.09.2025
© Silvia Rueß
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Die weißen, zapfenförmigen Sprossen entstehen durch einen zweistufigen Produktionsprozess: Zunächst werden im Freiland Chicoréewurzeln angebaut, die anschließend getrocknet und in speziellen Dunkelkammern zur Sprossbildung gebracht werden. Dieses Verfahren ermöglicht eine ganzjährige Versorgung, wobei die Hauptsaison in den Wintermonaten liegt.

In Europa ist Chicorée besonders im Benelux-Raum sowie in Frankreich ein fester Bestandteil des Speiseplans, während er in Deutschland eher ein Nischenprodukt im Sortiment der Blattsalate bleibt. Frankreich ist mit Abstand der größte Produzent in Europa, gefolgt von Belgien und den Niederlanden. Die Produktion ist stark witterungs- und energieabhängig und steht zunehmend vor Herausforderungen durch regulatorische Änderungen im Pflanzenschutz sowie steigende Produktionskosten.

Das Jahr 2024 war für Chicorée-Erzeuger und -Händler außergewöhnlich; geprägt von erheblichen Marktengpässen aufgrund ausgiebiger Regenfälle und Überschwemmungen in Belgien, den Niederlanden und Frankreich. Diese Wetterbedingungen führten zu hohen Preisen. Wegen der mäßigen Ernte im Vorjahr wurde darauffolgend frühzeitig auf neue Chicoréewurzeln umgestellt. Besonders in Belgien war das Angebot im Sommer 2024 knapp, was die hohen Preise unterstützte, zudem war die Wurzelqualität uneinheitlich. Für die Saison 2025 begann die Ernte rechtzeitig und verlief gut bei deutlich höherem Ertrag.

Von Knappheit zu Überangebot in Frankreich

Frankreich erwartet in der Saison 2024/25 infolge von Flächenausweitungen eine deutlich größere Erntemenge an Chicoréewurzeln und -sprossen. Für die Saison 2024/25 wird laut Prognosen von Agreste vom 1. Juni 2025 eine französische Chicoréeproduktion von etwa 132.800 t erwartet. Das entspräche einem Anstieg um 25.400 t gegenüber der schwachen Ernte 2023/24. Nach zwei Jahren mit relativ hohen Preisen aufgrund begrenzter Verfügbarkeit zeigt sich der Markt in der aktuellen Kampagne deutlich preiswerter. Im Mai 2025 lagen die Preise 42 % unter dem Höchststand vom Mai 2024 und 11 % unter dem Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2024 für denselben Monat.

Das Jahr 2024 war für Chicorée-Erzeuger und -Händler außergewöhnlich Farina Lurz

Die gute Produktivität der Chicoréewurzeln hielt ab Dezember 2024 an. Ab März 2025 fielen die Erzeugerpreise unter den Fünfjahresdurchschnitt (2020 bis 2024), da die Nachfrage hinter dem Angebot zurückblieb. Zusätzlich verstärkte die günstigere Konkurrenz aus Belgien den Preisdruck. Die anhaltend niedrigen Preise führten im April 2025 dazu, dass einige Erzeuger ihre Saison vorzeitig beendeten, obwohl noch Wurzelvorräte vorhanden waren.

Agreste schätzt die in Frankreich mit Chicoreewurzeln bepflanzte Fläche für die Saison 2024/2025 auf 8.710 ha, das entspricht einem Zuwachs von 7 % gegenüber dem Vorjahr und liegt 6 % über dem Fünfjahresdurchschnitt (2019 bis 2023). Die Wurzelproduktion wird auf 218.600 t (+15 % zum Vorjahr) geschätzt, liegt damit aber noch 5 % unter dem Fünfjahresmittel. Die endgültige Produktion an getriebenen Chicoréesprossen zwischen September 2024 und August 2025 wird mit 132.800 t um 24 % über der Saison 2023/24 liegen, bleibt aber weiterhin 6 % unter dem Fünfjahresdurchschnitt.

Die vorherige Saison 2023/24 war von witterungsbedingten Probleme wie Überschwemmungen, verzögerter Rodung und einem Rückgang der Erzeugerzahlen geprägt, was zu einem Produktionsrückgang von 10 % auf 109.500 t führte (-28 % zum Fünfjahresmittel). Die Folge war ein deutlich erhöhtes Preisniveau über die gesamte Saison hinweg: +35 % im Einzelhandel, +50 % auf Versandstufe im Vergleich zum Fünfjahresmittel. Für die kommenden Jahre bestehen Unsicherheiten: Neben der Energiekrise bereitet das EU-weite Verbot bestimmter Pflanzenschutzmittel (Benfluralin, Triflusulfuron, Spirotetramat) Sorgen. Gleichzeitig wird die Branche strukturell weiterentwickelt, beispielsweise durch Investitionen in neue Betriebe in der Bretagne.

Schwache Chicoréeernten in der Saison 2023/24

Auch in Belgien verlief die Chicoréesaison 2023/24 nicht optimal. Nach Angaben des VBT belief sich die Anbaufläche für Chicoréewurzeln 2023 auf 1.900 ha. Das entspricht zwar einer Flächenausweitung von fast 300 ha zum Vorjahr, allerdings verzeichneten die Anbauer erhebliche Ertragseinbußen. Mit einer Erntemenge von 2.9450 t Chicoréesprossen wurde die zweitniedrigste Ernte der vergangenen Jahre erzielt. Eine noch niedrigere Ernte wurde 2022 mit 2.7540 t eingefahren. Allerdings lag der Ertrag im Jahr 2022 bei rund 17 t/ha. Im Jahr 2023 wurde ein deutlich niedrigerer Ertrag von 15,5 t/ha erreicht.

In den Niederlanden wurde für die Saison 2023/24 ebenfalls eine deutlich kleinere Ernte verzeichnet. Grund ist hier jedoch vor allem die deutliche Flächeneinschränkung beim Anbau von Chicoréewurzeln auf 2.688 ha im Jahr 2023, wie das CBS mitteilt. Das entspricht nicht nur einem Rückgang von 24 % zum Vorjahr, sondern ist auch die niedrigste Fläche seit mehr als einem Jahrzehnt. Vor allem die Energiekrise im Jahr 2022 könnte diesen Rückgang beeinflusst haben. Für die Saison 2024/25 setzte sich der Abwärtstrend nicht fort. Mit 3.113 ha (+16 %) stieg die Anbaufläche wieder. Für die kommende Saison 2025/26 wurden bereits Wurzeln kultiviert, die bald geerntet und für die Treiberei getrocknet werden. Nach vorläufigen Angaben des CBS hat für die kommende Saison erneut eine starke Ausweitung der Anbaufläche um 21 % auf 3.766 ha stattgefunden.

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Chicoréefläche 2024 in Deutschland deutlich gestiegen

In Deutschland spielt Chicorée im Gemüseanbau eher eine untergeordnete Rolle. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bauten im Jahr 2024 lediglich 70 Betriebe Chicoréewurzeln im Freiland an. Im Vergleich zu Frankreich, Belgien und den Niederlanden bleibt der Wintersalat bezogen auf den Anbau in Deutschland damit ein Nischenprodukt. Dennoch zeigt sich im Jahresvergleich eine gewisse Entwicklung in der Marktlage. Das anhaltend hohe Preisniveau der vergangenen beiden Saisons scheint die deutschen Anbauer motiviert zu haben. Eine so hohe Zahl an Chicorée produzierenden Betrieben wurde zuletzt 2018 mit 79 Betrieben erreicht. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland Chicoréewurzeln auf einer Fläche von 517 ha angebaut. Das entspricht nicht nur einem Anstieg von 35 % gegenüber dem Vorjahr, sondern stellt auch die größte Anbaufläche seit 2018 dar, als 568 ha registriert wurden.

Deutsche Importe gehen langfristig spürbar zurück

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Da der Anbau von Chicorée in Deutschland unterrepräsentiert ist, wird der Bedarf überwiegend durch Importe gedeckt. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2024 rund 6.191 t Chicorée importiert, die niedrigste Menge seit über zehn Jahren. Hauptursache war das knappe Angebot und das hohe Preisniveau in der Saison 2023/24. Aber auch langfristig betrachtet sind die Einfuhren rückläufig. Seit 2015 sinken die Importmengen jährlich um knapp 8 %. Die wichtigsten Lieferländer für Deutschland sind die Niederlande, Frankreich und Belgien. Während die Importe aus Belgien jährlich um 2 % zurückgehen, ist der Rückgang aus den Niederlanden (-8 %) und Frankreich (-12 %) deutlich stärker.

Der Fokus der Werbeaktionen liegt eindeutig auf deutscher Ware Farina Lurz

Die Niederlande konnten ihre Rolle als Hauptlieferant dennoch behaupten und lieferten 2024 rund 2.118 t Chicorée, das entspricht 34 % der gesamten Einfuhren. Zehn Jahre zuvor lag der Anteil bei 39 %. Belgien konnte hingegen Marktanteile zulasten Frankreichs ausbauen. Denn 2015 stammten noch 13 % der Importe aus Belgien, 2024 waren es bereits 23 %. Frankreich blieb mit 1.840 t zwar das zweitwichtigste Lieferland, verlor aber Marktanteile – von 41 % im Jahr 2015 auf nur noch 30 % im Jahr 2024.

Ungewöhnlich hohe Werbeintensität im deutschen LEH

Chicorée ist grundsätzlich nahezu das ganze Jahr über im Handel erhältlich, dennoch zeigt sich in den Angebotsaktionen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels (LEH) eine deutliche Saisonalität. In den Sommermonaten wird für gewöhnlich kaum oder gar nicht mit Chicorée geworben. Ab September steigt die Werbeaktivität sukzessive an und erreicht in den Wintermonaten ihren Höhepunkt. Ein Vergleich der jährlichen Zahl der Werbeanstöße zeigt eine eindeutige Entwicklung. Im Jahr 2024 wurde Chicorée insgesamt lediglich 53-mal beworben. Damit war 2024 ein außergewöhnlich schwaches Werbejahr, was vor allem auf witterungsbedingte Ernteeinbußen und ein entsprechend knappes Angebot in wichtigen Anbauländern zurückzuführen ist. Seit 2018 wurde jährlich mindestens 100-mal mit Chicorée geworben. Das Niveau des Jahres 2024 erreichte damit höchstens die Hälfte des üblichen Umfangs.

Zum Berichtszeitpunkt lagen die diesjährigen Werbeanstöße bis einschließlich Kalenderwoche 35 vor. Bereits jetzt wurden im Jahr 2025 insgesamt 100 Werbeaktionen mit Chicorée im LEH durchgeführt. Um das große Angebot zu entlasten, war die Werbeaktivität in diesem Jahr ungewöhnlich hoch und steht damit im deutlichen Gegensatz zum Vorjahr. Ein Vergleich des Zeitraums von Kalenderwoche 1 bis 35 mit den Vorjahren zeigt: Die Höhe der diesjährigen Werbeintensität wurde zuletzt im Jahr 2018 (105 Aktionen) erreicht. Im knappen Jahr 2024 wurden bis zur 35. Woche hingegen lediglich 40 Aktionen gezählt. Die Werbeaktionen mit Chicoréesprossen aus der neuen Saison 2025/26 starten in den kommenden Wochen. Ob sich die hohe Aktionsdichte in diesem Jahr fortsetzt und womöglich ein Rekordjahr erreicht wird, bleibt abhängig vom weiteren Saisonverlauf.

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Der Fokus der Werbeaktionen liegt eindeutig auf deutscher Ware. Chicorée aus dem Beneluxraum und Frankreich dient meist nur als Ergänzung. Obwohl der Anbau in Deutschland vergleichsweise gering ausfällt, wird die inländische Ware in den Aktionen deutlich bevorzugt. In den vergangenen Jahren konnte die deutsche Herkunft in den Werbemaßnahmen sogar spürbar an Bedeutung gewinnen. Während im Jahr 2018 rund 66 % der Aktionen auf deutschen Chicorée entfielen, waren es im Jahr 2024 bereits knapp 91 %. Damit wird mittlerweile nahezu ausschließlich mit deutscher Ware geworben. Der Ausbau dieser Marktanteile erfolgte vor allem zulasten der Niederlande. Lag deren Anteil an den Werbeaktionen 2018 noch bei 31 %, waren es im Jahr 2024 nur noch 4 %.

Autor:in
Farina Lurz
Agrarmarkt Informations-Gesellschaft GmbH farina.lurz@ami-informiert.de
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