Was Verbraucher wirklich wissen (wollen) sollten
Ein erstaunliches Gespräch mit dem Freund eines Freundes beim Familienfest: Interessant, dass dieser Mensch weiß, dass Bundesdeutsche im Durchschnitt nur 12 % ihres Einkommens für Nahrung ausgeben, viel weniger als zum Beispiel Südeuropäer, wie er mir bestätigt.
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Woher er diese Kenntnis hat? Er beschäftigt sich selbst mit dem Kleinanbau von Gemüse in seinem angemieteten Schrebergärtchen und liest Mitteilungen des örtlichen Gartenbauvereins. Da weiß einer doch tatsächlich Bescheid über das Verbraucherverhalten und Ernährungsgewohnheiten? Wie führt jeder Branchen-Insider Gespräche dieser Art und steht gänzlich Unwissenden gegenüber!?
Sie kennen das? Bei privaten Veranstaltungen, in der Kneipe, überall, wo man sich mit Menschen unterhält und ein wenig vom eigenen Berufsfeld offenbart, treten die Forderungen des Gegenübers deutlich zu Tage: Gemüse hat günstig zu sein, es muss schön aussehen, es muss schmecken und es muss vor allem gesund sein.
Dann geht es an die Definition von „gesund“, und da wird‘s meist „nebulös“. Unter „gesund“ versammeln die meisten Leute nicht etwa hohe Vitamin- oder Gehalte an Antioxidanzien – vielleicht setzen sie dies ohnehin voraus – nein „gesund“ ist Gemüse sozusagen im Umkehrschluss, „wenn es nicht schadet“.
Verbraucher wissen häufig nichts Genaues, aber sie sind überzeugt, „dass Bio einfach besser ist“. Sie erfahren vom EHEC-Keim an vier Gurken aus Spanien und adaptieren die in ministerieller Pflicht ausgesprochene Verzehrswarnung und die durch Medien geschürte Angst, man könnte sich durch jeden gekauften frischen Salat, jede Gurke oder Tomate schaden. Sie „ticken“ aus und verzichten über die bundesministeriell- mediale Entwarnung hinaus bis heute auf frisches Gemüse. Verarbeitetes Gemüse in Gläsern oder Dosen boomt seitdem!
Ist der Eindruck richtig, der Durchschnittsbürger will gar nicht so viel wissen von den Problemen unserer Branche? Will er hören von den Schwierigkeiten der Gemüseanbauer, zum Beispiel beim Pflanzenschutz aus Gründen des Verbraucherschutzes überhöhte Produktanforderungen, Rückstandsgehalte noch unter gesetzlich festgelegten Werten erfüllen zu müssen, um an Aldi, Lidl und Co. überhaupt liefern zu dürfen? Oder hat er keinen gescheiten Zugang zum Wissen?
Von einem neuen Beispiel für „Verbraucherschutz“ kann die Süßwaren-Industrie derzeit ein Lied singen, wie in der FAZ vom 20. August 2011 zu lesen war. Mit der Bonbon-Marke „Nimm‘ 2“ sind wir aufgewachsen, und über fünfzig Jahre lang waren die gelben und orangen „Plombenzieher“ ein gewohntes Produkt. Verbraucherschützer nehmen jetzt Anstoß an „Nimm‘ 2“, weil „die dem Bonbon zugesetzten Vitamine nicht wertvoll sind, da in Deutschland keine Unterversorgung bestehe“. Der Fall beschäftigt jetzt Anwälte und Gerichte. Prost Mahlzeit!
Liegt es da nicht nahe, einerseits in Verbraucherschützer sowie andererseits in Verbraucherinnen und Verbraucher zu unterteilen? Hier die regelrecht agitativen Leithammel, dort die nichtsfalschmachenwollenden Schafe, denen es recht ist, dass ihnen jemand sagt, was zu tun ist und wovor man Angst zu haben hat?
Bei dem Verbraucherschutz-Portal lebensmittelklarheit.de (siehe Aktuelles, Seite 7) scheint die Lust auf Seiten der Verbraucher schnell abgeebbt zu sein. Nach anfänglichem Ansturm werden nur vereinzelt Dialoge auf dem Portal geführt.
Was frisches Obst und Gemüse angeht, so soll das Grüne Medienhaus (GMH) dazu beitragen, die Verbraucher mit Wissen zu versorgen. In jährlich zehn Presse-Aussendungen sollen über tausend Journalisten über die Stärken heimischen Gemüses informiert werden.
Bleibt zu hoffen, dass die Journalisten – sind auch Verbraucher – wahr und objektiv an ihre Leser berichten. Es ist keine leichte Aufgabe, auszuloten, wie viel Information nötig ist, wie viel Wissen zumutbar und wie es aufzubereiten ist. Unter dem Motto „Was die Verbraucher wirklich wissen (wollen) sollten“ geht es um die Vermittlung von Branchenwissen, aber auch um präventive Deeskalation für den Fall der Fälle. Es geht darum, eine Vertrauensbeziehung aufzubauen und zu pflegen.
Sie kennen das? Bei privaten Veranstaltungen, in der Kneipe, überall, wo man sich mit Menschen unterhält und ein wenig vom eigenen Berufsfeld offenbart, treten die Forderungen des Gegenübers deutlich zu Tage: Gemüse hat günstig zu sein, es muss schön aussehen, es muss schmecken und es muss vor allem gesund sein.
Dann geht es an die Definition von „gesund“, und da wird‘s meist „nebulös“. Unter „gesund“ versammeln die meisten Leute nicht etwa hohe Vitamin- oder Gehalte an Antioxidanzien – vielleicht setzen sie dies ohnehin voraus – nein „gesund“ ist Gemüse sozusagen im Umkehrschluss, „wenn es nicht schadet“.
Verbraucher wissen häufig nichts Genaues, aber sie sind überzeugt, „dass Bio einfach besser ist“. Sie erfahren vom EHEC-Keim an vier Gurken aus Spanien und adaptieren die in ministerieller Pflicht ausgesprochene Verzehrswarnung und die durch Medien geschürte Angst, man könnte sich durch jeden gekauften frischen Salat, jede Gurke oder Tomate schaden. Sie „ticken“ aus und verzichten über die bundesministeriell- mediale Entwarnung hinaus bis heute auf frisches Gemüse. Verarbeitetes Gemüse in Gläsern oder Dosen boomt seitdem!
Ist der Eindruck richtig, der Durchschnittsbürger will gar nicht so viel wissen von den Problemen unserer Branche? Will er hören von den Schwierigkeiten der Gemüseanbauer, zum Beispiel beim Pflanzenschutz aus Gründen des Verbraucherschutzes überhöhte Produktanforderungen, Rückstandsgehalte noch unter gesetzlich festgelegten Werten erfüllen zu müssen, um an Aldi, Lidl und Co. überhaupt liefern zu dürfen? Oder hat er keinen gescheiten Zugang zum Wissen?
Von einem neuen Beispiel für „Verbraucherschutz“ kann die Süßwaren-Industrie derzeit ein Lied singen, wie in der FAZ vom 20. August 2011 zu lesen war. Mit der Bonbon-Marke „Nimm‘ 2“ sind wir aufgewachsen, und über fünfzig Jahre lang waren die gelben und orangen „Plombenzieher“ ein gewohntes Produkt. Verbraucherschützer nehmen jetzt Anstoß an „Nimm‘ 2“, weil „die dem Bonbon zugesetzten Vitamine nicht wertvoll sind, da in Deutschland keine Unterversorgung bestehe“. Der Fall beschäftigt jetzt Anwälte und Gerichte. Prost Mahlzeit!
Liegt es da nicht nahe, einerseits in Verbraucherschützer sowie andererseits in Verbraucherinnen und Verbraucher zu unterteilen? Hier die regelrecht agitativen Leithammel, dort die nichtsfalschmachenwollenden Schafe, denen es recht ist, dass ihnen jemand sagt, was zu tun ist und wovor man Angst zu haben hat?
Bei dem Verbraucherschutz-Portal lebensmittelklarheit.de (siehe Aktuelles, Seite 7) scheint die Lust auf Seiten der Verbraucher schnell abgeebbt zu sein. Nach anfänglichem Ansturm werden nur vereinzelt Dialoge auf dem Portal geführt.
Was frisches Obst und Gemüse angeht, so soll das Grüne Medienhaus (GMH) dazu beitragen, die Verbraucher mit Wissen zu versorgen. In jährlich zehn Presse-Aussendungen sollen über tausend Journalisten über die Stärken heimischen Gemüses informiert werden.
Bleibt zu hoffen, dass die Journalisten – sind auch Verbraucher – wahr und objektiv an ihre Leser berichten. Es ist keine leichte Aufgabe, auszuloten, wie viel Information nötig ist, wie viel Wissen zumutbar und wie es aufzubereiten ist. Unter dem Motto „Was die Verbraucher wirklich wissen (wollen) sollten“ geht es um die Vermittlung von Branchenwissen, aber auch um präventive Deeskalation für den Fall der Fälle. Es geht darum, eine Vertrauensbeziehung aufzubauen und zu pflegen.
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