Bundesfachgruppe Gemüsebau: Konsequenzen aus Erntehelfermangel ziehen
„Die Gemüseernte verrottet auf den Feldern“, lautete vor vier Wochen
die Schlagzeilen in den Medien.
Darauf, dass den deutschen
Gemüseerzeugern ein Arbeitskräfte-
Engpass drohen würde, hatten
die Fachgruppe Gemüsebau im
Bundesausschuss Obst und Gemüse
(BOG) bereits mehrfach hingewiesen.
- Veröffentlicht am
Die Problematik ist differenziert
zu betrachten.
„Ohne ausreichend zur Verfügung
stehende und motivierte Saison-Arbeitskräfte
sind Obst- und Gemüseanbau,
also auch die Spargelernte,
nicht möglich“, betont Gerhard
Schulz als Vorsitzender der Fachgruppe
Gemüsebau und des BOG.
Und weiter: „Es ist richtig, dass
einige unserer Unter nehmer den
Spargel nicht vollständig abernten
konnten, weil zu wenig Saison-
Arbeits kräfte zur Verfügung standen.
Denn nach einer Blitz umfrage
der Fachgruppe Gemüsebau Anfang
Juni sind 20% bis 40% der
polnischen Saison-Arbeits kräfte
in dieser Saison nicht wie ge plant
in den Gemüsebau betrieben erschienen.“
Grund dafür sei beispielsweise
Konsequenzen aus Erntehelfermangel ziehen
die Abwanderung der Ernte helfer
in andere EU-Länder. Denn dort
werde teilweise die Erteilung von
Arbeitsgenehmigungen für Bürger
aus den EU-Beitrittsstaaten großzügiger
geregelt und die Tätigkeit
nicht auf vier Monate beschränkt.
Um diese Lücke für die gesamte
Erntezeit wieder zu füllen, stehen
jedoch den deutschen Gemüsebaubetrieben
nicht genügend
motivierte inländische Saison-Arbeitskräfte
zur Verfügung. „Außerdem
ist die deutsche Eckpunkteregelung
total gescheitert“, bilanzierte
Schulz. „Doch auch unsere
Betriebe stehen in der Pflicht, sich
den geänderten Bedingungen des
Arbeitsmarkts anzupassen.“
Belastend, so Schulz, sei für die
Betriebe der große bürokratische
Aufwand, wie etwa das Ausfüllen
einer Menge von Formularen, und
das sogar in polnischer oder rumänischer
Sprache. Die sozialversicherungsrechtlichen
Vorschriften
seien kaum zu durchschauen und
verunsicherten die Anbauer.
Daher bekräftigt die Bundesfachgruppe
Gemüsebau ihre dringenden
Forderungen an die politisch
Verantwortlichen, die Eckpunkteregelung
noch deutlicher
als bisher schon geschehen den
Erfordernissen im Gemüsebau
anzupassen, die Bürokratie abzubauen
und praxisgerechte Lösungen
anzubieten. Zudem muss
ermöglicht werden, zukünftig motivierte
Saison-Arbeitskräfte aus
weiteren osteuropäischen Ländern
(Ukraine, Weißrussland) in
Deutschland arbeiten zu lassen.
„Nachdem nun die Probleme in
der Spargelernte für Jedermann
sichtbar wurden, müssen Konsequenzen
für die Zukunft gezogen
werden, um mit der Ernte auch die
Existenz vieler Gartenbaubetriebe
zu sichern“, betonte Schulz.
Jochen Winkhoff, Berlin
Jochen Winkhoff, Berlin
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.