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Netzwerk Gemüsebau-Forschung: Selbstzweck, praktischer Nutzen?

Das Kompetenznetzwerk WeGa ist eines von fünf Netzwerken der Agrar- und Ernährungswissenschaft, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den nächsten fünf Jahren gefördert wird.
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Im Rahmen des Netzwerks WeGa bestehen Kooperationen zwischen sechs Universitäten, drei Hochschulen, zwölf Forschungseinrichtungen, vier Verbänden, sieben Gartenbau-Unternehmen, neun Unternehmen im vorgelagerten Bereich, zwölf Substratunternehmen und vier Handelsorganisationen. Ein gewaltiger Forschungsapparat für den Gartenbau!

„Und was kommt für die Praxis heraus?“ fragen sich gewiss einige Praktiker zu Recht. Neben zwölf Forschungseinrichtungen sind die gerade einmal sieben gartenbaulich tätigen Unternehmen kläglich unterrepräsentiert. Woran liegt das? Vielleicht an der Art der Finanzierung, dem Know-how Anträge zu stellen, dem Wissen darum überhaupt?

Am Gemüsebau-Thema liegt es sicher nicht. „Terminproduktion von Gemüse im Freiland“ lautet das Thema des Verbundprojekts 4, an dem immerhin eine große Züchterfirma, eine große Produktionsfirma und ein Partner aus dem Lebensmitteleinzelhandel beteiligt sind. Die, die es angeht, die breite Masse der Gemüseproduzenten, sind also unterrepräsentiert, obwohl Terminkultur ein wichtiges Thema ist. Denn nur wer Lieferversprechungen einhält, bleibt am Ball. Es könnte der Verdacht aufkommen, es handelt sich bei dem Netzwerk um einen Selbstzweck für die Wissenschaft.
Was kann die Wissenschaft in so kurzer Zeit wirklich leisten? Die Wissenschaft hat (noch) keinen Einfluss auf Wetterkapriolen, Wasserknappheit und auch viel zu wenig auf Krankheiten und Schädlinge, die wahren Hinternisse einer Terminproduktion im Feiland.

Die auf Seite 44 in dieser Ausgabe vorgestellten Arbeiten zur „Terminproduktion“ sind vorerst auf drei Jahre ausgelegt. Einigkeit besteht darüber, dass es weitergehen muss. Prof. Dr. Hartmut Stützel sieht in dem WeGa-Verbundprojekt eine einmalige Chance, die Gemüsebau-Forschung mit dem sich hier entwickelnden Netzwerk, in dem rund 15 bis zwanzig Wissenschaftler durchaus praxisrelevante Fragestellungen zum Gemüsebau bearbeiten, wieder voran zu bringen. Und das ist absolut angebracht.

In den letzten 18 Jahren ist die Anzahl der Gemüsebau-Professuren in Deutschland von sieben auf eine Stelle gesunken. Die Gemüsebau-Forschung hat also erheblich an Kapazität verloren. Mit diesem Netzwerk kann es wieder aufwärts gehen für die Gemüsebau-Wissenschaft, aber nur, wenn das Kompetenznetzwerk auch langfristig weitergeführt wird.
Diskutiert wurde die Möglichkeit, langfristig eine EU-Förderung zu erreichen, die die Zusammenarbeit mit weiteren Partnern aus anderen EU-Ländern voraussetzt. Obwohl EU-Gelder schwieriger zu bekommen sind als nationale Mittel, macht es durchaus Sinn, auf das größere Pferd zu setzen, wenn viel erreicht werden soll.

Ein Netzwerk braucht Zeit, um sich zu etablieren. Aber die heutige Forschungslandschaft ist geprägt von vielen jungen Nachwuchswissenschaftlern mit befristeten Arbeitsverhältnissen und häufig wenig Verständnis für praktische Belange. Die Fluktuation ist groß, möglicherweise viel zu groß für ein Gewinn bringendes Netzwerk.

Aber welche sind die Alternativen? Sicher nicht, die Forschung ganz sein zu lassen. Sind für die Praktiker andere Forschungsthemen notwendig? Dann ist die Praxis spätestens jetzt aufgerufen, dies kundzutun, am besten bei den Teilnehmern des Netzwerkes, das bereits jetzt die Weichen für weitere Jahre stellen will.

Bleibt zu hoffen, dass sich Wissenschaft und Praxis im Netzwerk langfristig treffen, eine gute Kommunikation finden und gemeinsam Fortschritt leisten. Der Anfang ist getan.
Es liegt auch an der Praxis, Fragen zu stellen, Ziele zu formulieren und vor allem den Kontakt zur Wissenschaft aufzunehmen und zu halten.
Die Wissenschaft ist momentan bereit, ins (praktische) Gespräch zu gehen. Sie muss sich der Herausforderung stellen, die Sprache der Praxis zu sprechen.
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