
Bakterielle Adernschwärze an Blumenkohl
Die bakterielle Adernschwärze an Blumenkohl wird durch das Bakterium Xanthomonas campestris pv. campestris (Xcc) verursacht.
von Jochen Kreiselmaier erschienen am 15.08.2025Adernschwärze an Kohl ist eine weltweit vorkommende Krankheit mit großer, wirtschaftlicher Bedeutung in warmen Anbauregionen. Der Erreger tritt an mehr als 30 Wirtspflanzen aus der Familie der Brassicaceae auf, die meisten gehören zur Gattung Brassica. Daneben ist er aber auch an Raphanus-Arten (zum Beispiel Radies/Rettich), Raps und Senf sowie an zahlreichen Unkräutern, wie beispielsweise Hirtentäschelkraut, zu finden.
Bei Bakterien der Gattung Xanthomonas handelt es sich um aerob lebende, gramnegative, begeißelte Bakterien. Das Xcc-Bakterium hat eine Größe von circa 0,6 bis 2 µm (0,0006 bis 0,002 mm). Aufgrund der geringen Größe dringt Xcc unter feuchten Bedingungen problemlos über Hydathoden, Stomata, Wurzeln oder kleinste Wunden (Fraß-, Hagelschäden, Verätzungen durch Dünger oder Pflanzenschutzmittel) in die Pflanze ein. Infektionen sind in jedem Stadium der Pflanze möglich. Je früher die Infektion, desto größer ist in der Regel der spätere Schaden.
Das Bakterium besiedelt die Leitungsbahnen der Pflanzen. Bakterielle Stoffwechselprodukte und die Reste der zersetzten Zellwände verstopfen mit der Zeit diese Leitungsbahnen. Sie färben sich dann dunkelbraun bis schwarz („Adernschwärze“). Wie bei anderen Kohlarten, zeigen sich auch bei Blumenkohl zunächst häufig die charakteristischen, V-förmigen Symptome in Form von Chlorosen und Nekrosen am Blattrand. Im weiteren Verlauf kommt es zu Absterbe- und Welkeerscheinungen einzelner Blattpartien, bis hin zum Absterben ganzer Blätter, überwiegend im unteren Bereich der Pflanzen. Auch Fäulnis ist möglich.

Bei Blumenkohl führt ein starker Befall an den Blättern, die den Kopf der marktfähigen Ware schützen, zu „gelben Blattstumpen“. Diese können die Marktfähigkeit der Ware erheblich beeinträchtigen. Das Temperaturoptimum des Erregers liegt bei 28 °C (+/- 3 °C). Die Latenzzeit (Dauer von Infektion bis Sichtbarwerden erster Symptome) liegt dann bei nur sieben bis 14 Tagen. Die Bakterien vermehren sich rasend schnell durch Zellteilung, daher kann es unter feuchtwarmen Bedingungen zu einer explosionsartigen Ausbreitung kommen. Durch Regen, Wind und Spritzwasser sowie Maschinen, Tiere und Menschen, werden die am Blattrand in Guttationströpfchen befindlichen Bakterien auf benachbarte Pflanzen übertragen. Bei kühler Witterung, aber auch bei sehr hohen Temperaturen (> 35 °C), verlangsamt sich die Entwicklung. Bei Temperaturen unter 18 °C bilden sich meist keine Symptome.
Vorbeugung ist das A und O
Da eine direkte Bekämpfung mithilfe von Pflanzenschutzmitteln nicht möglich ist, muss das Hauptaugenmerk auf vorbeugenden Maßnahmen liegen. Hauptinfektionsquelle ist befallenes Saatgut. Der Keimling infiziert sich bereits während der Keimung. Über das Gefäßsystem breiten sich die Bakterien innerhalb der infizierten Pflanze aus. Schon Keimblätter können sich verfärben und absterben. Eine Verbreitung von Pflanze zu Pflanze erfolgt durch Spritzwasser. Untersuchungen in England haben gezeigt, dass durch nur ein befallenes Saatkorn über das Spritzwasser bis zu 4.500 Pflanzen in der Anzucht infiziert werden können. Die wichtigsten, vorbeugenden Bekämpfungsmaßnahmen sind daher die Verwendung von gesundem (zertifiziertem) Saatgut und die Verhinderung der Ausbreitung im Jungpflanzenbetrieb. Jungpflanzen mit bereits sichtbaren Symptomen sollten nicht gepflanzt werden.
Der Erreger kann aber auch in Pflanzenresten im Boden bis etwa drei Jahre überdauern. Frei im Boden jedoch nur bis zu etwa 50 Tagen. Vom Boden ausgehende Infektionen spielen, im Vergleich zum Saatgut, aber nur eine untergeordnete Rolle; insbesondere bei Einhaltung einer mindestens zweijährigen Anbaupause von Brassicaceae in der Fruchtfolge. Da zur Ausbreitung und Fortbewegung der begeißelten Bakterien freies Wasser notwendig ist, sollten befallene Bestände so trocken wie möglich kultiviert werden. Jede Beregnungsgabe führt zu einer weiteren Ausbreitung im Bestand. Zudem sollten befallene Bestände nie in nassem Zustand (zum Beispiel bei Taunässe) befahren, begangen oder beregnet werden.
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