Von Hacktechnik bis Bodenleben
Ein buntes Themenspektrum versprach der Knoblauchsländer Gemüsebautag auch in diesem Jahr wieder.
von Ramona Schneider erschienen am 13.09.2025Leonie Seehafer berichtete über das abgeschlossene Projekt „Innovative Methoden zur ökologischen Beikrautregulierung im Gartenbau“ der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Bamberg. Über drei Jahre hinweg wurden vier Hackroboter im Praxiseinsatz getestet. Der Dino von Naio Technologies arbeitet gut zwischen den Reihen. Beim Einsatz in der Reihe gab es jedoch noch technische Probleme mit den aktiven Hackwerkzeugen. Ebenfalls von Naio Technologies wurde der Oz im Praxiseinsatz getestet. Er ist einfach zu bedienen und vielfältig einsetzbar. Die Hackgenauigkeit zwischen den Reihen ist gut, in den Reihen ist allerdings weiterhin eine Handhacke notwendig. Es muss rechtzeitig mit dem Hacken begonnen werden. Bei schweren oder verhärteten Böden gibt es Probleme. Der Farming GT von Farming Revolution zeigte bei seinem wöchentlichen Einsatz zwischen den Reihen gute Ergebnisse. Beim Hacken in der Reihe kommt es darauf an, wie „scharf“ der Roboter eingestellt ist. Bei sehr nahem Arbeiten an der Kulturpflanze arbeitet er präziser. Von FarmDroid war der FD20 im Einsatz. Er arbeitet ebenfalls in und zwischen den Reihen und benötigt ebene Flächen und feinkrümelige Böden. Fehlstellen bleiben aber ungehackt.
© Ramona SchneiderOb man Hackroboter nur eingezäunt arbeiten lassen darf, da gehen die Aussagen der Hersteller auseinander Leonie Seehafer
Das Fazit von Leonie Seehafer: Der Stand der Technik ist noch nicht in allen Bereichen ausreichend für den zuverlässigen Einsatz in der Praxis. Es sind noch Weiterentwicklungen notwendig. Das gilt auch für die Integration in den Betriebsablauf. Ob die Investition in einen Hackroboter lohnt, ist eine Frage von Betriebsstruktur, Kultursortiment und Anwendungsmöglichkeiten. Für die Anschaffungsentscheidung soll an der LWG ein Leitfaden entwickelt werden.
Ressourcenschonend wirtschaften
Wie man auch im niederschlagsarmen Unterfranken, unter den kritischen Augen landwirtschaftsferner Nachbarn, erfolgreich Gemüse produzieren kann, macht die Schlereth BiogemüseLand GbR, Unterpleichfeld vor. Für Michael Schlereth kommt es dabei zum einen auf die größtmögliche Nutzung der Niederschläge an und zum anderen auf eine optimale Bewässerung. Er empfiehlt daher, die Speicherkapazitäten für Niederschlagswasser zu erweitern, Bodenverdichtungen zu vermeiden und organische Substanz zu erhalten bzw. aufzubauen. Positiv wirken sich auch der Anbau von Zwischenfrüchten und begrünte Fahrgassen aus.
© Ramona SchneiderBei uns achten die Nachbarn sehr darauf, dass der Landwirt kein Wasser verschwendet Michael Schleret
Für die optimierte Kulturführung setzt Schlereth unter anderem auf Herbstdämme, festgelegte Fahrspuren und Erosionsschutzwälle. Auch über eine erosionsmindernde Bewirtschaftungsrichtung sollten sich Betriebsleiter Gedanken machen. Bei der Auswahl der angebauten Kulturen auf robuste, trockentolreante Sorten und Arten mit einer möglichst geringen Verdunstungsoberfläche achten. Eine höhere Bestandsdichte hilft ebenfalls Evaporation vorzubeugen. Die Bewässerung sollte möglichst effektiv und nur wenn es sein muss erfolgen. Dabei das Wasser möglichst nah an die Pflanze bringen (Einzelpflanzenbewässerung beim Pflanzen, Tropfbewässerung). Zudem bestätigte Schlereth die Vorteile von Wasserverbandsgründungen und steter Öffentlichkeitsarbeit.
Offen Kommunizieren
Wie man Letztere erfolgreich betreibt, brachte Dr. Willi Kremer-Schillings, in den Medien bekannt als „Bauer Willi“, auf seine launige Art zu Gehör. Das schlechte Image der Landwirtschaft beruhe auf der zunehmenden Verstädterung und den damit zunehmenden Bedürfniskonflikten zwischen nun benachbarter Stadt- und Landbevölkerung, so seine Einschätzung. Außerdem fehle das Wissen über und die Kontakte mit dem Berufsstand. Bauer Willi rät deshalb eine Verteidigungshaltung zu vermeiden, ehrlich zu sein und den Mut zur kreativen Kommunikation zu haben. Zu einer solchen Ehrlichkeit gehöre auch, dass „der Bauer in, mit, aber auch immer gegen die Naturarbeitet“, so Kremer-Schillings.
© Ramona SchneiderDas Dilemma ist, dass das Selbstbild des Landwirts sich deutlich von dem Bild unterscheidet, das Mitbürger, aber auch Verbraucher vom Berufsstand haben Dr. Willi Kremer-Schillings
Regenerative Bodennutzung
Sepp Braun vom Biolandhof Braun im Dürneck erläuterte, welche Perspektiven eine regenerative Bodennutzung für Mensch und Umwelt bietet. Agroforstsysteme, Hecken und Bäume zwischen den Anbauflächen haben unter anderem kühlende Wirkung, fördern Wolkenbildung und Niederschläge und lassen die Bildung von Tümpeln zu. Außerdem bieten sie Unterschlupf für Nützlinge. Trotz Schattenbildung steigen die Erträge der angrenzenden Felder. Die Gehölze binden zudem CO2 und liefern Energie. In der Produktion von Biomasse seien Agroforstpflanzen dem Maisanbau haushoch überlegen, so Braun.
Zur regenerativen Bodennutzung gehören ein hoher Humusgehalt und stabile Bodenstrukturen. Tiefwurzelnde mehrjährige, aber auch einjährige Pflanzen, wie Luzerne, sind beim Humusaufbau hilfreich. Je größer die Wurzelmasse, desto besser. Bei den mehrjährigen nennt Braun Durchwachsene Silphie, Sida, Fasernessel und Färberkamille. Stabile Ökosysteme bestünden zu 80 % aus mehrjährigen und zu 20 % aus einjährigen Pflanzen. Eine abgestimmte Fruchtfolge, Untersaaten und Mischfruchtanbau sollten eine ganzjährige Bodenabdeckung garantieren.
© Ramona SchneiderDie Ernährung muss sich ändern, Richtung weniger Fleisch, Zucker und Weißmehl, dafür mehr Gemüse Sepp Braun
Der Erhalt und Aufbau des Edaphons, also der Bodenlebewesen wie zum Beispiel der Regenwurmpopulation, sorgt ebenso für günstige Bodenstrukturen. In Versuchen wurde festgestellt, dass 600 Regenwürmer pro Quadratmeter bis zu 80 dt Ernterückstände von Herbst bis Frühjahr in Wurmhumus umwandeln. Die Pflanzenreste müssen dabei an der Bodenoberfläche bleiben. 80 t Regenwurmhumus entsprechen 280 kg N/ha und Jahr. Die Würmer graben außerdem 1440 m Röhren pro Quadratmeter im Jahr, mit einem Volumen von 43.000 cm3. Diese können 150 l Wasser pro Stunde und Quadratmeter aufnehmen.
Durch die verdauende und mischende Tätigkeit entstehen nicht nur stabilere Bodenkrümel und tiefe Drängänge, es findet auch ein Nährstoffaufschluss statt. Leider betrage der durchschnittliche Regenwurmbesatz in Bayern jedoch nur 16 Regenwürmer pro Quadratmeter, beklagt Braun. Fördern könne man die Wurmpopulation beispielsweise durch viel Bodenruhe, also geringe und seltene Bodenbearbeitung. Der Anbau von aromatischen Gewürzkräutern wirke sich ebenfalls positiv auf die Anzahl der Regenwürmer aus.
Die Düngung von Gesteinsmehlen fördert zudem das Bodenleben. Bodentiere, Mykorrhizapilze, Lithobionten, aber auch manche Nutzpflanzen schließen die Mineralien der Steinmehle auf und erhöhen deren Gehalt im späteren Erntegut. Buchweizen und Phacelia sorgen für den Aufschluss von Phosphor, Sonnenblumen für den von Kalium. Gesteinsmehle liefern nicht nur Mineral- und Spurenelemente, sie besitzen außerdem ein gutes Sorptionsvermögen für verschiedene Klimagase und Nährstoffe und verringern dadurch Auswaschungsverluste. Wichtig für den Erhalt einer stabilen Bodenstruktur ist zudem eine reduzierte Bodenbelastung. Brauns Empfehlung für das Gewicht eingesetzter Maschinen: maximal 5 t pro Achse bei maximal 0,8 bar Luftdruck in den Reifen.
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