Veganer können uns nicht Wurst sein – sie haben nur Spezialwünsche!
Öko, Müslifresser, Birkenstock-Träger. So mögen sich manche Gemüseproduzenten einen Veganer vorstellen. Dieses Bild spiegelt überholte Klischees wider. Tatsächlich ist der Veganer heute jung, überdurchschnittlich gut gebildet und verfügt auch über etwas mehr Kleingeld. Laut Vegetarierbund ernähren sich ganze 10% der Deutschen vegan oder vegetarisch. Eine Studie der Universitäten Hohenheim und Göttingen geht immerhin von 4% aus, die sich fleischlos ernähren.
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Die pflanzenbasierte Ernährung der Veganer spielt dem Gemüseerzeuger direkt in die Hände, produziert er doch die Hauptnahrungsmittel für Veganer. 2012 betrug der Umsatz mit veganen Produkten laut GfK Consumer Index 232 Mio. €, +20% im Vergleich zu 2011.
Der Einzelhandel hat auf diesen Trend längst reagiert. Absurderweise profitiert sogar die Fleischindustrie durch vegane Fleischersatzprodukte. In der Landwirtschaft erfährt die Soja-Züchtungsinitiative eines Bio-Tofuherstellers und der Universität Hohenheim aktuell Resonanz. Teilnehmer dieses Experiments bemühen sich, neue weniger kälteempfindliche Sojasorten für den heimischen Anbau zu entwickeln. Die private Hochschule des Mittelstands (FHM) Bielefeld lehrt demnächst „Veganes Lebensmittelmanagement“. Alle sind am Thema dran und profitieren fleißig. Hat die Gemüsebranche diesen Markt erkannt?
Die Beweggründe eines Veganers sind vielfältig. Politische, umwelt-, tier- und sozialethische Standpunkte sind mindestens genauso wichtig wie gesundheitliche Aspekte der veganen Lebensweise. Kennen Sie als Gemüseproduzent diese Motive? Sollte man sie nicht genau kennen, um den veganen Kunden gezielt anzusprechen?
Um das Absatzpotenzial zu nutzen, muss die Branche den Veganer als Kunden erkennen, seine Konsumkriterien im Blick haben und mit passenden Marketingstrategien aufwarten. Es reicht nicht, davon auszugehen, dass Veganer wahllos Gemüse kaufen. Gerade weil diese Käufergruppe sehr viel Gemüse konsumiert, hat sie besondere Qualitätsansprüche an dieses Lebensmittel. Wenn der Veganer frisches Gemüse in seinen Einkaufskorb legt, möchte er sichergehen, dass das Drumherum auch nach seinen Überzeugungen vertretbar ist. Da spielen Urteile über die nachhaltige Produktionsweise (biologisch), den Vertrieb (regional) und das Sortiment (saisonal) mit in die Entscheidung hinein, ob Ihr Gemüse am Ende im Einkaufskorb landet – oder eben nicht!
Diese speziellen Wünsche können Sie ansprechen und spezifisch bewerben. Einfluss auf das Kaufverhalten von Veganern haben somit diejenigen Gemüseproduzenten, die im Hofladen oder am Wochenmarktstand im direkten Kontakt mit dem Käufer den umweltpolitischen und sozialethischen Nerv treffen. Auch am Großmarkt besteht für Gemüseerzeuger eine gute Möglichkeit, Wiederverkäufer mit veganen Kunden oder Gastronomen, die vegane Gerichte anbieten oder sogar vegane Restaurants betreiben, über die Produktionsweise aufzuklären und sie für nachhaltig erzeugtes Gemüse einzunehmen. Im direkten Gespräch können vegane Kunden dauerhaft als Stammkunden gewonnen werden, wenn sie authentisch informiert werden. Dies ist im Supermarkt nicht möglich und ein eindeutiger Marketingvorteil im Direktabsatz.
Bestimmte Verbrauchergruppen, darunter auch Veganer, sind durchaus bereit, für ihre Lebensmittel tiefer in die Tasche zu greifen. Werden nicht schon eine gefühlte Ewigkeit höhere Preise für Gemüse gefordert? Hier gibt es ein noch auszuschöpfendes Marktpotenzial! Der Wurm muss am Ende dem Fisch schmecken, und nicht dem Angler. Auch wenn Sie die Bereitschaft mitbringen sollten, für eine vegane Produktion einiges umzustellen: Sie selbst müssen deshalb kein Veganer werden. Aber der Gedanke, sich für diese Käufergruppe zu öffnen und sie als Kunden zu begreifen, kann sich lohnen.
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