
Innovationen für den Gemüsebau
Der zweite Teil unseres Messerückblicks zur Greentech Amsterdam 2025 zeigt die ganze Vielfalt von A wie Anzuchtsysteme bis Z wie Zuwiegestation.
von Prof. Dr. Karl Schockert erschienen am 07.08.2025Drei Tage reichen kaum aus, um die ganze Vielfalt der Technikmesse in Amsterdam zu erkunden. Trotzdem haben wir hier noch ein paar Messe-Highlights für Sie zusammengestellt.
Ernteroboter Berry
Für Erdbeeren wurde der deutsche Ernteroboter Berry des Start-ups Organifarms aus Konstanz präsentiert, der seit mindestens zwei Jahren auf dem Markt und im Einsatz in Europa ist. Die Maschine ist so ausgereift, dass äußerlich kaum Verbesserungen zu erkennen waren. Der Roboter fährt auf einem autonomen Metazet-Fahrwerk, das auch die Batterien für die Gesamtmaschine stellt und auf dem Busrail-System autonom von Reihe zu Reihe wechseln kann. Der Roboterarm war jetzt äußerlich mit einer weißen Textilhülle umgeben, zum Schutz der Mechanik und damit sich keine Ranken darin verfangen können. Durch die 2023 geschlossene Partnerschaft mit der Ravensburger EBZ-Gruppe, einem Automobil-Zulieferer und Entwicklungsbüro mit weltweit über 2.000 Mitarbeitern, sei eine stabile Basis für die Zukunft entstanden, so das Unternehmen. Mithilfe der EBZ-Gruppe soll der Berry jetzt auch international verbreitet werden.
2023 und 2024 waren auf der Greentech noch weitere Erdbeer-Roboter aus England, Norddeutschland und Tschechien ausgestellt, dieses Mal ging es jedoch hauptsächlich um Tomaten.
EVA Scoutr
Das autonome Fahren des Fahrzeug-Untergestells „EVA Scoutr“ für phytosanitäre Anwendungen war der Viscon-Group einen eigenen Ausstellungsbeitrag wert. Zu Beginn der Halle 2 zeigte der Systemanbieter für Pflanzen-Anzucht- und Transportsysteme in einer abgesperrten Zone das automatische Ein- und Ausfädeln dieses Fahrgestells in die Kulturreihe auf das Bus-Rail-Gleis und zum Betonweg zurück. Dieser Automatisierungsgrad der vierten Stufe erlaubt das Fahren und Erkunden im Gewächshaus zu jeder Tageszeit ohne Aufsicht. Aufgebaut ist ein Sensor-Gestell für die Erfassung von Pflanzendaten, Temperaturprofilen sowie zur Erkennung von bis zu 15 Störungen der Pflanzenentwicklung durch Krankheiten, Schädlinge, Virus-Befall oder Ernährungsstörungen mit 10 cm räumlicher Auflösung.
Die dahinterliegende Software interpretiert die Daten der Sensoren und Kameras mithilfe von KI zu erkennbaren Mustern, Störungen und frühen Anzeichen von Bedrohungen für die Pflanzengesundheit. Diese Entwicklung wurde mit Unterstützung der Firma Fermata, einem Spezialisten für visuelle Pflanzenkrankheits-Erkennung entwickelt und mit der Firma Bryte weiterentwickelt und anwendungsreif gemacht.
Der Einsatz von EVA Scoutr soll den Pflanzenschutzmittel-Aufwand um 25 %, die Arbeit zur Erkennung von Wachstumsstörungen und Krankheiten um 50 % und den Ernteverlust um 30 % verringern, so die mutige Aussage des Anbieters. Die Maschine kann unabhängig von Tageszeit und Lichtverhältnissen agieren. Die Daten des EVA Scoutr werden in Übersichtskarten, zum Beispiel bei der Wärmebelastung oder die Belastungsdaten der Pflanzen in grafischer Darstellung im EVA-Management-Studio nachvollziehbar in Echtzeit dargestellt. Ein Vergleich mit relevanten Daten der Vorwoche oder Vorsaison soll die aktuelle Entscheidung zur Beurteilung der Situation erleichtern oder auch direkt Aktionen auslösen können. Durch die Einbindung der Diagnose-Software ist ein Roboter für die Früherkennung von Krankheiten entstanden, der seine Eignung möglichst schnell in der Praxis zeigen sollte.
Roboter von OCTIVA

Weitere Pflanzenschutz-Roboter waren die Roboter-Varianten von Octiva. Basierend auf den Xenion-Fahrgestellen, autonom fahrend und eigensicher ausgestattet, werden sie in verschiedenen Ausführungen für Bus-Rail oder andere Schienen-System beliebiger Spurweite bis zu Gummireifen für unbefestigtes Gelände angeboten. Sie benötigen keinen Leitdraht oder andere Vorrichtungen zur Erkennung des Weges, sondern können sich dank LiDAR selbst orientieren. Sie bieten auch die Stromversorgung für die aufzusetzenden Vorrichtungen wie Lichtmasten oder Lichttafeln für die UV-Mehltau-Behandlung von Erdbeeren oder für Gewächse, die im Schnur-/Drahtgerüst angebaut werden.
Bei den Robotern ging es dieses Mal hauptsächlich um Tomaten Prof. Dr. Karl Schockert
Weitere Aufsatzgeräte sind Pflanzenschutzspritzen und Nützlingsverteilung, die bereits auf der Greentech 2024 vorgestellt wurden. Die Fahrgestelle werden von der deutschen Firma Continental Tech exklusiv gefertigt. Was diesmal am Stand fehlte war der Entblätterungsroboter Kompano, der vergangenes Jahr in Serie gehen sollte. Allerdings sollte die kürzlich veröffentlichte Nachricht des Zusammenschlusses von Octiva mit dem Hersteller von innerbetrieblichen Transportsystemen und Arbeitsgeräten Berkvens Greenhouse Mobility weitere Schlagkraft bringen wird.
Selbstfahrenden UV-Belichtungseinheiten

Auch die belgische Firma Bogaerts bot ein Sortiment von selbstfahrenden UV-Belichtungseinheiten für die Pflanzenkultur an; für aufgeständerte oder mehrreihige Ausführungen für abgehängte Rinnenkulturen mit Erdbeeren
Maschinen und Geräte
Auch mit ortsfesten Robotern verknüpfte Maschinen, die manuellen Arbeiten übernehmen, gab es auf der Greentech zu sehen.
Swiftpick und Polyweighr

So stellte die Firma Viscon in Halle 2 einen Sortierautomaten mit vier Roboterarmen, den Swiftpick, vor. Dieser kann zum Beispiel im Verpackungsbereich die Verkaufseinheit von drei farbigen Paprika für die Flowpack-Maschine zusammenstellen. Die nach Farbe und Gewicht sortierten Paprika laufen über Förderbänder in die Maschine, werden über eine Kamerastation erfasst und die vier geraden Roboterarme greifen sie von oben mit einem Vakuum-Greifer und stellen sie für die Verkaufsschale zusammen, die die Maschine auf einem anderen Förderband zur Folienverpackung weiter fördert.
Die Roboterarme werden von der Firma MDE als Linear-Roboter gebaut, die über Kopf aufgehängt von oben einen Arbeitsbereich beliebig ansteuern können und sich in ihrer Länge dem Arbeitsvorgang anpassen können. Das Programm verhindert eine Kollision der Roboterarme im Arbeitsbereich. Diese Robotertechnik wurde bereits im vergangenen Jahr ausgestellt.
Eine andere Maschine ist der Polyweighr zur Zusammenstellung von Tomatenrispen bis zum Zielgewicht in der Verkaufsverpackung. Hier werden die teil gefüllten Schalen mit der fehlenden Tomatenmasse zum Zielgewicht vereint. Die Verkaufsschalen werden manuell vorbefüllt, mit Untergewicht auf ein Förderband gestellt, durchlaufen einen Wiegebereich und werden hier vom Programm erfasst. Passend zum Zielgewicht wird über das Steuerprogramm eine kleine Tomatenmenge aus einem oder mehreren über den Bändern angeordneten Fächern ausgewählt und auf ein Förderband gegeben. Jetzt muss nur noch die Zugabe in die Zielschale gefüllt werden und die Verkaufsschale ist fertig für die Flowpack-Anlage.

Ein hinter der Zuwiegestation aufgestellter Industrie-Roboterarm mit sieben Achsen nimmt die – noch von Menschenhand vorbereiteten – Ergänzungsportionen eines anderen Förderbandes auf und verteilt diese auf die leeren Fächer des Vorratssystems, wo sie gewogen und für den Füll-Vorgang bereitgehalten werden. Ziel der Maschine ist, weniger menschliche Arbeitskraft einzusetzen, weniger Überfüllung und weniger Produkt-Verluste bei höherem Ausstoß zu erreichen.
Wiegetechnik aus den Niederlanden
Das Thema der Verpackung von Tros-Tomaten wurde auch an zwei weiteren Ständen ohne Roboterarm rein mechanisch vorgestellt. Die Firma Taks Handling Systems stellte eine Dosierstraße der Firma LRE BV, einem Spezialisten für Wiegetechnik vor. Diese stellte die gleiche Maschine eine Ecke weiter auch selbst vor. Das Herz der Maschine ist der „Multiheadweger“, der Vielfach-Wiegekopf, der gleichzeitig Gewichte an verschiedenen Stellen erfassen und zum Zielgewicht kombinieren kann. Die Funktionen sind wie beim Viscon Polyweighr, nur dass hier die Zugaben-Tomaten-Dosis über Förderbänder in das Wellen-Förderband gefüllt werden. Die Maschine hat zwölf Zuwiege-Dosierbänder, bestehend aus je zwei Bandabschnitten, einmal Zuführung und ein Dosierband mit zwei Positionen, die auch getrennt dosiert werden können, sodass bis zu 24 Auswahlmöglichkeiten für die automatisierte Zugabe bestehen.

Taks bietet eine ganze Palette von Fördermöglichkeiten für differierende Früchte und Produkte, das gezeigte Beispiel einer Füll-Strecke kostet etwa 70.000 Euro, eine sinnvolle Abpackstraße mit einer doppelten Dosierstraße und den nötigen weiteren Bandstrecken liegt im Preisrahmen von 400.000 bis 5000.000 Euro, so die vorsichtige Information.
Verpackungsautomat für Kräutertöpfe
Einen Verpackungsautomaten für Pflanzen in Töpfen, zum Beispiel Topfkräuter, stellte die dänische Firma FGM A/S auf der Greentech vor. Die Maschine nimmt mit einem 4X-Roboter die Pflanze aus der Anzuchtrinne. Innerhalb des Automaten sind drei um eine Mittelachse drehende Bearbeitungsstationen, die den Topf annehmen, ihn in die per Vakuum aufgezogene Spitztüten-Verpackung gleiten lassen und wieder auf ein Tray ausgeben können. Die Maschine ist in den USA bereits im Einsatz.
Der 4X-Robot

Der zuvor genannte Roboter war eine besondere Konstruktion, die ebenfalls aus Dänemark stammt und an mehreren Ständen gezeigt wurde, der 4X-Robot. Dieser Roboter ist über Kopf angebracht. Der Arbeitsbereich befindet sich unterhalb der vier Antriebsmotoren und umfasst einen Raum von 1200 x 800 x 550 mm. Von jedem Antriebsmotor geht ein Arm ab, der gedreht werden kann und wie die Knochen eines menschlichen Arms aufgebaut ist: Oberarm (einteilig), Ellbogen und Unterarm mit Elle und Speiche, also zwei parallelen Teilen. Diese beiden Teile halten über Kugelgelenke eine gemeinsame Plattform, die die Aufnahme für das Werkzeug, den Greifer oder ähnliches ist. Den Ellbogen bilden ebenfalls zwei Kugelgelenke.
Die Gemüsekultur auf Tischen und in Rinnen war ein großes Thema auf der Messe Prof. Dr. Karl Schockert
Der ganze Roboter sieht aus wie eine Spinne und wiegt etwa 35 kg und kann mit dem Arm etwa 1 kg Last bewegen. Durch die ausgeklügelte Mechanik ist die Arbeitsebene stets waagrecht ausgerichtet. Mittels der vier Motoren kann jede Position im Arbeitsbereich zügig mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1.000 mm/s angesteuert werden. Dabei ist der Roboter anwenderfreundlich. Er braucht keinen Schutzkäfig um den Arbeitsbereich, denn wird der Arm festgehalten oder stößt etwas dagegen, stoppt der Roboter unmittelbar seine Bewegung. Seine reproduzierbare Genauigkeit liegt bei +/- 0,5 mm.
Bis zu 2.500 Greifbewegungen pro Minute kann er theoretisch ausführen. Aber im Normalfall ist er ruhiger und kann Pflanzen pikieren, Früchte oder Töpfe greifen und versetzen, seine Funktion wird mit „pick and place“ = greifen und platzieren beschrieben. An den Arm kann auch Hilfsenergie herangeführt werden, wie Pressluft/Vakuum für einen Saug-Greifer, Stromversorgung und Datenleitung für eine Kamera, Strom für eine elektromagnetische Komponente wie eine Schere, je nachdem was die Anwendung benötigt. Für einfache Arbeiten in seinem beschränkten Arbeitsbereich ist dieser Robot sehr gut geeignet. Bei einem Preis von etwa 29.000 Euro kann er einfache, monotone Arbeiten sicherlich gut erledigen und soll sehr leicht programmiert werden können.
Anzucht- und Kultursysteme
Growcoon für Anzuchttöpfe
Growcoon ist die Hülle eines Anzuchttopf zur Einlage in Trays und dient als Ersatz für Paperpots, Ellepots oder ähnliches und wurde vor einigen Jahren auf der IPM auf dem Stand von Klasmann-Deilmann noch im Hintergrund gezeigt; damals bereits mit einer Maschine zum Einlegen der netzförmigen Töpfchen-Faserstruktur in Trays. Die Entwicklung des niederländischen Herstellers Maan Biobased Products B.V. vertreibt Klasmann weltweit und unterstützt bei der weiteren Entwicklung. Der Growcoon besteht aus biologisch abbaubaren Fäden, die gewirkt (wie gestrickt) zu einem Topf geformt werden.
Der Kunststoff ist in vier Haltbarkeitsstufen zwischen vier Wochen bis zu neun Monate im Boden haltbar. Entsprechend anerkannte Abbaubarkeitszertifikate für die verschiedenen Kompostierungsmöglichkeiten liegen vor. Daher ergibt sich im Augenblick eine Modell-Vielfalt von über 400 Töpfen verschiedenster Größen, Formen und Abbaudauern. Bei der Verarbeitung der Growcoons helfen Verarbeitungsmaschinen, die die in Stangen gestapelten Growcoons vereinzeln und in die leeren Fächer der Trays befördern, damit sie mit Substrat gefüllt werden können.
Maan Horti Automation entwickelt und liefert diese Maschinen, die in vier verschiedenen Ausführungen angeboten werden, zwei manuelle und zwei automatische Versionen. Die einfachste Handversion ist der Manual Growcoon Dispenser (=MGD) Basic, der für eine Tray-Ausführung gefertigt wird. Mit jeder Kurbeldrehung fällt eine Reihe Töpfchen aus dem schräg angeordneten Vorratsbahnen in den darunter stehenden Tray. Dieser Halbautomat braucht keine weitere Hilfsenergie und kostet etwa 10.000 Euro und verarbeitet bis zu 5.000 Growcoons pro Stunde. Die größere Ausführung, der MGD Advanced, ist auch handbedient, läuft ohne weitere Hilfsenergie und kann für verschiedene Tray-Formate (250 mm breit, bis 600 mm lang) eingesetzt werden. Er schafft bis zu 7.500 Töpfchen pro Stunde und kostet etwa 30.000 Euro.
Die Geräte mit Strom- und Pressluftanschluss sind der Automatic Growcoon Dispenser (=AGD) Basic mit einer Leistung von 35.000 Töpfchen je Stunden und einem Preis von 60.000 Euro, der auch noch mit einem Tray-Entstapler geliefert werden kann. Der Automat kann dann in einer Verarbeitungslinie vor der Substrat-Füllmaschine angeordnet werden. Das Spitzenprodukt ist zur Zeit der AGD Advanced, der pro Sekunde 1,2 Topfreihen und etwa 56.000 Töpfe pro Stunde absetzt. Diese Maschine zur vollständigen Integration in die Sä-/Pikierstraße kostet etwa 90.000 Euro. Sie kann alle Growcoon- und Tray-Varianten verarbeiten.
Da die Growcoon-Töpfe nicht über den Lochrand hinausragen, können die Trays ohne und auch mit Substrat bestückt, für den späteren Einsatz gestapelt, bevorratet werden.
Neues Substrat Nygaia

Ein weiteres Produkt der Firmen-Kooperation Klasmann-Deilmann und Maan Bioplastic Products ist das aus dünneren, bioabbaubaren, inerten Kunststofffäden aufgebaute Substrat namens Nygaia, das in der Erprobung steckt. Muster und Anwendungen wurden gezeigt. Die wie kurze Zigarrenstumpen aussehenden Faserbündel ohne Verschnürung werden in Trays eingebracht und besät, mit Stecklingen besteckt und darin kultiviert. Die Pflanze wächst hindurch wie durch andere (inerte) Substrate auch. Sie werden mit der Pflanze verkauft und kompostiert – es bleibt kein Rest. Daher ist es als Substrat zum Beispiel für Rinnenkulturen und Topfkräuter gut geeignet. Nygaia bringt für den CEA (Controlled Environment Horticulture) ob in Stellagen- oder Rinnenkultur die besten Voraussetzungen mit, da kein biologisch aktives Substrat mit hoher Kapillarität aber ohne Speichervermögen für Nährstoffe eingebracht wird.
Wiederverwendbarer Steinwolleersatz
In die gleiche Schiene, aber für einen geschlossenen Kreislauf vorgesehenes Substrat, ist ein bereits im vergangenen Jahr als Studie vorgestelltes wiederverwendbares Gewirke zu sehen, das als inertes Substrat geeignet ist. In Rinnen oder Stellagen kann dieses technische Gewirke wie Steinwolle eingesetzt werden, hat aber den großen Vorteil, dass es nach der Kultur und dem Abernten, von Pflanzenrückständen mechanisch befreit, gewaschen, auch desinfiziert werden kann, um für die gleiche Aufgabe wiederverwendet zu werden. Versuche mit der Uni Hohenheim, Industriepartnern und Gärtnern zeigen dies. Anbieter und Kontakt ist die Firma Eschler Textil aus Balingen.
Rinne und (Elle)pot

Für eine neuartige Rinnenkultur stellte Ellepot sowohl die Rinne als auch das Substratsystem „Sleeves“ vor. Hierzu wird eine Ellepot-Substratwurst im herkömmlichen Vakuum-Füllverfahren hergestellt, aber nicht in Töpfe geteilt, sondern als gefüllte Wurst in eine schmale weiße Kunststoffrinne gelegt, die nicht viel breiter als die Wurst ist. Diese Substratwurst wird im Sä-Abstand aufgeritzt, maschinell das Saatgut abgelegt und im Vorkeimraum angekeimt. Danach wandert die Rinne ins Gewächshaus und dort wird beispielsweise Schnittsalat kultiviert.
Die Rinnen werden als Träger, Verteil- und Drainagesystem für das Gießwasser genutzt, variabel im Abstand, je nach Pflanzengröße. Die Wurzeln wachsen im Substratschlauch und liegen teilweise in Wasser. Nach der Kultur wird die Rinne mechanisch entleert, gereinigt, desinfiziert und mit einer Substratwurst neu gefüllt. Die Wurzel- und Substratreste werden kompostiert, die Wurst-„Pelle“ ist Papier und so problemlos kompostierbar. Weitere Infos und ein Video sind auf der Homepage von Ellegard finden.
Die Gemüsekultur auf Tischen und Rinnen war ein großes Thema auf der Greentech. Verschiedene Anbieter zeigten ein Spektrum an Kulturrinnen, die auf Mobiltischen installiert waren oder ohne Tischunterkonstruktion auf einem Hub-Balken-System durch das Gewächshaus transportiert werden.
Aeroponic Rolling Benches

Eine neue Variante für die hydroponische Pflanzenkultur auf Tischen stellte die englische Firma LettUs Grow mit den Aeroponic Rolling Benches vor, den „aeroponischen Mobiltischen“. Auf den Mobiltischen ist eine wasserdichte Wanne mit Wasser-Kanälen aufgebaut, die mit gelochten Styropor-Platten zur Pflanzenkultur abgedeckt sind. Diese Tische weisen einen stetigen Wasserlevel auf, der über das Ebbe-Flut-System ergänzt und im Niveau gleich gehalten wird. Die Nährlösung wird durch Ultraschall-Lautsprecher, welche in der Wasserwanne eingebaut sind, vernebelt und befeuchtet so die Wurzeln periodisch. Diese wachsen nur bei längeren Kulturdauern herunter bis zur Nährlösungsschicht. So steht immer genügend Sauerstoff zur Verfügung und die Wurzeln trocknen bei einer Besprühung von zum Beispiel alle fünf Minuten für eine halbe Minute nicht aus.
Pro Kulturplatte waren vier Schallgeber und bei einer Tischgröße von 2,8 m Länge und 1,3 m Tischbreite 20 Wandler installiert. Der Vorteil der Ultraschallnebler ist, dass keine Düsen verstopfen können, da der Ultraschall-Wandler nur eine Kunststoff-Membran zur Wasserbewegung nutzt. Die Stromversorgung für die Mobiltische wird mit fixen Stromschienen an einer Tischseite und Stromabnehmern an jedem Tisch gelöst. Bei 24 V besteht keine Stromschlag-Gefahr, aber auf Dauer sicherlich ein Kontaktproblem. Der Stromverbrauch für die im Prospekt dargestellten Anlage mit 32 Tischen der beschriebenen Größe beträgt etwa 7 kW. Der Preis für das System wurde mit 150 Pfund pro Quadratmeter angegeben, lässt sich aber auch auf bestehende Tische nachrüsten und ist ebenfalls für Stellagen Systeme geeignet. Auf der Messe wurden als Systempartner die Firmen KG Systems, HT Verboom und Meteor Systems angegeben, von der letztgenannten stammen auch die Kulturplatten.
Mobile Rinnensysteme
Der dänische Lieferant Viemose-DGS war Gewächshaus-Hersteller, heute ist er ein Ingenieur-Büro und Lieferant von mobilen Rinnensystemen, Zubehör und deren Handhabungstechnik. Das Unternehmen zeigte auf der Greentech Rinnensysteme mit normal breiten Rinnen, geeignet für Substrat- oder substratlose Kulturen, die mit oder ohne Topf verkauft werden. Die Rinnen sind selbsttragend und ruhen auf einem Hubbalken-System, mit dem sie auch weitergeschoben beziehungsweise gerückt werden können. Die Rinnen sind selbst gefertigt und werden je nach Kulturweise und Kundenwunsch gelocht. Sie führen immer Wasser, damit die Wurzeln nicht austrocknen. Auf einer Seite sind die Wasserspeier im engsten Rinnenabstand platziert, eine unter den Rinnen liegende Auffangrinne sammelt fehlgeleitetes Gießwasser auf. Auf der gegenüberliegenden Rinnenseite bei Rinnenlängen bis zu 12 m ist die Drainwasser-Rinne, die den Überschuss aufnimmt. Als Preis für eine solche Rinnenanlage in größerem Maßstab wurden etwa 50 bis 60 Euro je Quadratmeter genannt.
Vereinfachte Ernte
Eine interessante mechanische Lösung zur Erhöhung der Netto-Kulturfläche, für beispielsweise Erdbeeren in Rinnen, stellte der spanische Anbieter New Growing Systems NGS im Modell vor: Eine Schwenk-Vorrichtung für je zwei V-förmige Rinnen, die auf einer Ständer-Konstruktion aufgehängt sind. In Normalstellung stehen die beiden Rinnen waagrecht nebeneinander und beschatten sich nicht. In der Ernteposition werden sie mittels einer Zahnstange um 90° gedreht, sodass sie übereinander positioniert sind und damit die Ernte erleichtern.
Eine interessante mechanische Lösung zur Erhöhung der Netto-Kulturfläche in Rinnen bietet eine Schwenk-Vorrichtung Prof. Dr. Karl Schockert
Da hier Gewicht bewegt wird, erfolgt das Schwenken mittels Drehwelle und gebogenen Lüftungs-Zahnstangen. Die Abstände variieren nach der gewählten Kultur und sind frei wählbar. Die Tragkonstruktion besteht aus massiven Baustahl-Stäben, die unterhalb des Drehpunktes s-förmig verbogen sind, damit die absinkende Rinne auch Platz hat und beide Rinnen senkrecht übereinander stehen können. Eine Anlage soll bereits am Oberrhein in einem Betrieb in Deutschland installiert sein. Der Antrieb der Drehvorrichtung kann manuell mit einem Untersetzungsgetriebe oder per Elektromotor erfolgen. Die Wasser-Zu- und Abläufe müssen flexibel sein, um die Schwenkbewegung auch mitzumachen.
Die zweite Installationsart ist eine höhenverstellbare Hänge-Rinnenkultur. Hier sind die gleichen dreieckigen Rinnen aufgehängt. Eine Wickelwelle trägt die Last. Durch unterschiedliche Drehrichtung der Wicklung auf der Welle kann mit der gleichen Drehung eine Rinne hochgezogen und die nächste abgelassen werden. Die Rinnen sind mit je zwei Drahtseilen auf der Wickelwelle befestigt. In der Kultur sind alle Pflanzen auf gleicher Höhe und beschatten sich nicht. Für die Ernte werden sie teilweise abgelassen, geerntet und dann die Position getauscht und wieder abgeerntet. Hierfür muss das Folienhaus aber die gesamte Kulturlast tragen. Ob sich Ernteroboter einsetzen lassen, wäre noch zu prüfen.
Sensoren und Regelungstechnik
Eine starke Ausstellergruppe stellten die Anbieter von Fühlersystemen zur Klima- und Pflanzen-Zustandserfassung dar, die unabhängig von den Regelungstechnik-Anbietern agieren. Hexafarms, ein Start-up aus Berlin stellte ein Software-Programm – natürlich mit KI entwickelt – vor, das anhand von Kamerafahrten durch die Bestände, Sensorabfragen und mehr Ernteprognosen zu Ertragshöhe und Erntezeitpunkt, Aussagen zum Wachstumszustand, zum Krankheitsbefall und Krankheits-Verhütung, zum Energieverbrauch und der Optimierung der Klimatisierungseinrichtungen treffen kann.
Für die Kulturen Erdbeeren, Paprika, Basilikum, Gurken, Salat und Tomaten werden bereits 30 Betriebe in neun Ländern und zehn Kulturen in 200 Sorten betreut. Der Zeithorizont der Vorhersagen beträgt bei Tomaten etwa drei Wochen, bei Paprika sechs Wochen. Zum Voll-Service wird die Sensor- und Kamera-Ausrüstung gestellt, aber auch die Sensoren der Regelungssysteme lassen sich für die Auswertung nutzen. Die Aussagen/Befunde lassen sich in übliche Regelungssysteme (zum Beispiel Priva, Hoogendoorn, Ridder et.) einpflegen. Was der Gärtner aktiv einbringen muss, sind die täglichen Erntemengen, damit sich das System selbstlernend dank KI mit dem Betrieb vertraut macht. Alle Fühler, Kameras usw., die nötig sind, sind im Nutzungspreis mit eingeschlossen, der sich nach der Betriebsgröße und Zahl der Kulturen richtet.
Licht und Energie
Das Thema Kunstlicht und Pflanzenbelichtung ist natürlich ein großes Thema auf der Greentech. Viele Anbieter aus China boten von Netzteilen (Treibern) für LED bis zu Leuchten in abenteuerlichen Formen und Farben, aber auch Ersatzteile für alte SONT-Lampen an, sodass der Überblick schwer wurde.
Das Thema Energie ist auf der Greentech im Hintergrund unterwegs. Bemerkenswert war eine Initiative, die eine Kopplung von Gewächshäusern mit KI-Rechenzentren anregte. Wenn diese mit Flüssigkühlung der Rechner arbeiten, ist eine direkte Kopplung mit der Gewächshausheizung möglich, zwar mit Systemtrennung durch einen Wärmetauscher, aber direkter Nutzwärme für das Gewächshaus ohne andere Auslegung der Heizflächen. Diese Idee wurde auf der Messe durch die Firma Digital Energy vorgestellt.
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