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Blattgemüse

Cercospora-Blattflecken an Spinat: Ein neues Problem?

Hohe Pflanzdichten, wie sie im Spinatanbau üblich sind, führen durch eine verringerte Luftzirkulation zu einer höheren relativen Luftfeuchtigkeit und längeren Blattnässephasen. Das begünstigt das Auftreten von Blattflecken.

von Jan Hinrichs-Berger, Kamilla Zegermacher, Julia Böhringer erschienen am 04.07.2025
Cercospora -Blattflecken an Spinat. © Julia Böhringer
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Neben Bakterien (Pseudomonas syringae) können zahlreiche Pilze (Falscher Mehltau, Weißer Rost, Colletotrichum, Cladosporium und andere) zu Blattflecken führen, sodass der Spinat nicht mehr zu vermarkten ist. Im Herbst 2024 war ein Spinatbestand im Heilbronner Raum auffällig, der bis zu 8 mm große, rundliche Blattflecken mit einem hellen Zentrum, einem dünnen schwarzen Rand sowie einem chlorotischen Hof aufwies. Betroffen waren vor allem die unteren, älteren Blätter. Die Flecken liefen teilweise zusammen und das Zentrum älterer Flecken wies Risse auf und fiel vereinzelt heraus. Bei genauem Hinsehen waren in den Blattflecken dunkle Punkte zu beobachten und bei hoher Luftfeuchtigkeit ein weißer Belag.

Mikroskopische Untersuchungen im Labor zeigten, dass es sich bei den dunklen Punkten um dicht gepacktes Pilzmyzel (Pseudosklerotien) handelte, an dem sich Sporenträger und Konidien zu einem Sporenrasen entwickelten, der als weißer Belag sichtbar wurde. Die länglichen, bis leicht gebogenen Sporen waren bis zu 16-fach septiert, maximal 200 µm lang und etwa 5 µm breit. Durch eine nähere morphologische Bestimmung in Kombination mit einer Gensequenzierung wurde der Pilz Cercospora beticola als Erreger der Blattflecken identifiziert. Referenzmaterial wurde im Pilzherbarium des Karlsruher Naturkundemuseums (KR-M-0053952) hinterlegt.

Konidien von 
<i>Cercospora beticola</i>
 unter dem Mikroskop.
Konidien von Cercospora beticola unter dem Mikroskop. © Jan Hinrichs-Berger

Die Art C. beticola ist als Blattfleckenerreger im Rübenanbau bekannt. Sie befällt vor allem Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Dazu gehören im Gemüsebau neben der Bete, dem Mangold und dem Spinat auch einige Unkräuter wie die Gänsefuß-Arten (Chenopodium spp.). Darüber hinaus ist C. beticola auch in der Lage, absterbende Pflanzen aus anderen Familien zu besiedeln. Das kann im Hinblick auf die Überdauerung des Pilzes von Bedeutung sein. Neben einer Saatgutübertragung überdauert der Pilz in Form seiner Pseudosklerotien an befallenen Pflanzenresten im Boden. Die Ausbreitung erfolgt über Konidien mittels Wind und Wasserspritzer.

Die Art ist als Blattfleckenerreger vor allem im Rübenanbau bekannt Jan Hinrichs-Berger

Für die Infektion, die über die Spaltöffnungen erfolgt, ist eine relative Luftfeuchtigkeit von über 90 % erforderlich oder Blattnässe wie beispielsweise Tau. Optimal sind Temperaturen zwischen 20 und 30 °C und sechs bis zwölf Stunden Blattnässe oder hohe Luftfeuchtigkeit. Ein Wachstum des Pilzes ist im Bereich von 6 bis 35 °C möglich. Der Zeitraum von der Infektion bis zum Auftreten erster Krankheitsanzeichen beträgt in der Regel zwischen acht und 14 Tagen. Mit dem Auftreten erster Symptome ist ab dem Hochsommer bei feuchter Witterung zu rechnen. Der Spätsommer und der Herbst begünstigen mit den längeren Nächten und den größeren Tag-Nacht-Temperaturdifferenzen die Taubildung und damit einen Befall. So trat der aktuelle Schadensfall im Herbst auf.

Der Heilbronner Raum ist durch einen starken Zuckerrüben-Anbau gekennzeichnet. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Infektion des Spinats von umliegenden Rübenbeständen ausging, die zu dieser Zeit einen starken Cercospora-Befall aufwiesen. Allerdings war im unmittelbaren Umfeld des betroffenen Bestandes kein Rübenanbau zu verzeichnen, sodass die übrigen Verbreitungswege in Betracht zu ziehen sind. Der Befall wurde sicherlich dadurch begünstigt, dass das Jahr 2024 durch wiederholte lange Nässeperioden gekennzeichnet war.

Bei Auftreten erster Symptome kann man durch den Einsatz zugelassener Pflanzenschutzmittel gegen pilzliche Blattfleckenerreger versuchen gegenzusteuern. Hier sind die Möglichkeiten für Bio-Betriebe deutlich begrenzter. Besser wäre es vorbeugend gesundes, gebeiztes Saatgut zu verwenden und einen Anbauabstand zwischen den Wirtspflanzen von mindestens vier Jahren einzuhalten. Aus der Literatur ist bekannt, dass Spinat-Sorten unterschiedlich anfällig für Cercospora beticola sind, aber Resistenzen sehr schnell von virulenten Rassen überwunden werden.

Autor:in
Dr. Jan Hinrichs-Berger
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg jan.hinrichs-berger@ltz.bwl.de
Autor:in
Kamilla Zegermacher
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg
Autor:in
Julia Böhringer
Gartenbaulicher Beratungsdienst für integrierten Gemüsebau Heilbronn
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