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Kommentar

Jungen Betriebsnachfolgern gute Zukunftsperspektiven bieten!

Lassen wir das Jahr 2015 in Gedanken Revue passieren! Was war? Welche Erkenntnisse nehmen Gemüseproduzenten aus den vergangenen zwölf Monaten mit? Was können alle Beteiligten anders und besser machen?

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Zunächst fällt der Blick auf den wichtigsten und nicht zu kalkulierenden Partner im Gemüsebau, das Wetter. Der Jahrhundertsommer brachte zum Beispiel in der Vorderpfalz Temperaturen von über 40 °C im Schatten!!! Häufig machte tagelanger Wind ein zielgenaues Beregnen unmöglich. Den Rhein konnte man fast mit Gummistiefeln durchlaufen. Schiffe konnten nur noch mit halber Fracht beladen werden. Die Gletscher in den Alpen – unsere Wasser-Sparkasse für den Sommer – schmelzen immer schneller. Niederschlag war Mangelware bis in den November – am 10. November wurde noch Lauch beregnet und Wintergetreide lief oft nur lückig auf. Ist dies der Klimawandel? Alles in allem keine schönen Aussichten ... und den Erzeugerpreisen im Sommer war nichts anzumerken.

Die nächste „Baustelle“ ist der Pflanzenschutz. Die amtlich festgestellten Überschreitungen der Höchstgehalte an Pflanzenschutzmittelwirkstoffen auf deutschem Obst und Gemüse sind dauerhaft auf erfreulich niedrigem Niveau. Das hindert Nichtregierungsorganisationen (NGO) wie Greenpeace und Co. nicht daran, bei den Bürgern eine diffuse Angst vor Gift in der Nahrung zu schüren, ihr „Geschäftsmodell“! Geringste Wirkstoffrückstände in einem Produkt werden zu Giftcocktails erklärt mit unkalkulierbaren Wirkungen auf den Menschen und die Natur. Unterstützt wird das häufig durch einseitige Berichterstattung und einen Emotionsjournalismus, der sich vor allem an der TV-Einschaltquote orientiert und nicht an einer guten sachgerechten Recherche. Dabei brauchen wir Gemüseproduzenten möglichst viele Wirkstoffe, um Resistenzen vorzubeugen. Dies ist ein wichtiger Baustein im aktiven Pflanzenschutz. Die Macht und der Einfluss der NGO ist so groß, dass führende Discounter Wirkstoffe, die unter dem Verdacht stehen, bienentoxisch zu wirken, in vorauseilendem Gehorsam, auf eine Negativliste gesetzt haben, was vor allem die Zwiebelerzeuger im Jahr 2016 hart treffen wird. Denn wie der Teufel das Weihwasser scheut, so scheuen die Discounter Negativschlagzeilen und Demonstrationen vor ihren Filialen.  Und zu guter Letzt: Agrarchemie- Giganten loten zurzeit gerade neue Fusionsmöglichkeiten aus ... die Monopolisierung lässt grüßen ...

Zum Pflanzenschutz zählt die zonale Zulassung. Die in die zonale Zulassung von Pflanzenschutzmitteln gesetzten Hoffnungen wurden bis jetzt bitter enttäuscht, da vor allem die deutschen Zulassungsbehörden den Mitgliedstaaten nicht trauen. Es fehlen einheitliche Kriterien bei den Datenanforderungen, den Bewertungsgrundsätzen und den Maßnahmen des Risikomanagements. Besonders kritisch ist die Situation für uns Gemüseerzeuger beim Einsatz von Insektiziden Hier sind die Zulassungshürden extrem hoch und Zulassungen in weiter Ferne ...

Bei der Vermarktung ist anzumerken, dass die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) auch 2015 fortschritt! Rewe und Edeka streiten sich um Tengelmann und Minister Gabriel soll das entscheiden ... bei einem Marktanteil von 85% der großen Fünf! Schwache Preise im Frühjahr und Sommer, gepaart mit geringen Aberntequoten, hatten die schlimmsten Befürchtungen für 2015 erwarten lassen! Glücklicherweise stabilisierten sich die Preise im Herbst etwas und die Erlössituation verbesserte sich. So war 2015 ein gefühlt schwach befriedigendes Jahr. Um aber die Finanzlöcher aus 2014 zu stopfen, dazu hat es bei Weitem nicht gereicht! Ein Bankkonto kennt keine Gefühle!

Arbeitskräfte sind lebenswichtig für den Gemüsebau und 8,50 € brutto Mindestlohn kein Problem, wenn, ja wenn der LEH bereit ist, das Gemüse preiswert zu verkaufen und nicht nur mit billigen Ramschangeboten Kunden anzulocken. Nur durch kostendeckende Preise werden eine vernünftige und langfristige Produktion ermöglicht und potenziellen Betriebsnachfolgern Zukunftsperspektiven geboten. Sonst geht das Höfesterben so langsam aber sicher in den freien Fall über ... Noch ein Tipp: Bei der anstehenden Anbauplanung für die Saison 2016 bitte daran denken: Weniger kann mehr sein!

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