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Fehlstart in die Gemüsesaison!

Die deutsche Freilandsaison begann für die Gemüseerzeuger in preislicher Hinsicht mit einem regelrechten Fehlstart.
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Im März hatte man unter dem Eindruck des langen Winters noch einen eher späten Saisonbeginn vorhergesagt. Dann bestätigte ein warmer April aber wieder einmal mehr die Erfahrung, dass die Witterungsbedingungen in der Jugendphase der Gemüsebestände einen äußerst beschränkten Einfluss auf den Erntetermin haben.
Im Gegensatz zum Vorjahr mit seinem zögerlichen Erntebeginn kamen 2009 sehr rasch aufeinanderfolgende Anbausätze zur Ernte, größere Verluste blieben aus. Damit mussten innerhalb weniger Tage große Mengen am Markt untergebracht werden. Und das führte dazu, dass die Preise schon in der zweiten Vermarktungswoche im Keller waren. Krisensitzungen wurden einberufen, ohne dass echte Lösungsvorschläge greifbar wären. Die Erzeuger waren erbost, denn nach ihrer Einschätzung war das Angebot keinesfalls reichlicher als sonst. Diese Argumentation stützt sich dann meist auf die ausgepflanzten Mengen.

Die erste Frage lautet natürlich: Sind die Preise wirklich niedrig?
Dies ist der Fall. Salate kosten ab Erzeugermarkt seit Saisonbeginn 20 bis 30 % weniger als im langjährigen Mittel. Bei Kohlrabi und Gurken sind es 15 bis 20 %. Man muss schon lange suchen, um eine halbwegs gut bezahlte Gemüseart zu finden. Zwar sind die Preise nicht auf einem historisch tiefen Niveau. Aber seit dem letzten Katastrophenjahr 2004 sind auch die Kosten kräftig gestiegen.

Wie sieht es nun mit den Ursachen aus?
Als langjähriger Marktberichterstatter könnte ich es mir einfach machen und auf die fehlende Markttransparenz hinweisen. Denn die ZMP war zum Saisoneinstieg nicht mehr voll aktiv und die AMI hatte ihre Arbeit noch nicht aufgenommen. Das wäre aber zu kurz gegriffen.
Immerhin kann man aber die Kritik entkräften, die in der Markttransparenz immer eine Hauptursache für niedrige Preise auf dem deutschen Markt sah.

War das Angebot wirklich nicht größer als sonst?
Hier sprechen die Zahlen eine andere Sprache. So wurden im Mai 2009 nach Analysen der AMI auf Basis des GfK Haushaltspanels gut 10 % mehr Blattsalate gekauft als im Vorjahr, vor allem Eissalat mit Herkunftsland Deutschland.
Aber auch Kopfsalat aus deutscher Produktion wurde im April und Mai zusammen gut 10 % mehr gekauft. Bei Kohlrabi betrug das Plus sogar 15 %. Diese Mengen müssen auch geerntet worden sein.
Berater aus vielen Gebieten bestätigen eine hohe Abernte. So ist es auch zu verstehen, dass das Angebot größer ausfiel, obwohl der Anbau nicht ausgedehnt wurde. Das vorhandene Angebot wurde auch günstiger an den Verbraucher weitergegeben. Eissalat war für den Konsumenten in Deutschland so günstig wie zuletzt im Mai 2005.
Bei Gurken hatten wir sogar die niedrigsten Preise seit Bestehen des neuen GfK-Panels (also seit 2003!). Die Kehrseite waren die niedrigen Erzeugerpreise.

Kann man solche Preiseinbrüche verhindern?
Hier bin ich eher skeptisch. Natürlich hat die Zersplitterung des Angebots eine Bedeutung. Ein Markt mit wenigen Akteuren ist immer etwas ruhiger als ein Markt mit vielen Anbietern.
Da im Moment der Trend zu regionalen Produkten propagiert wird, hat die Zahl der möglichen Anbieter bei den Ketten eher wieder zugenommen. Andererseits sind aber auch Produkte mit stark konzentriertem Angebot unter Preisdruck gekommen, so dass man von der Angebotskonzentration keine Wunder erwarten kann.

Beunruhigend sind in diesem Zusammenhang die immer wieder kritisierten „Leerverkäufe“.
Dabei bietet ein Akteur Ware zu einem niedrigeren Preis als dem aktuellen Preis bei einer Kette an, ohne über das Produkt zu verfügen. Da die Lieferung normalerweise für die Folgewoche vereinbart ist, kann er in Ruhe abwarten.
Dieser Preis macht natürlich in der Branche die Runde. Zu dem bislang üblichen höheren Preis ist dann keine Ware mehr zu verkaufen. Das Wochenende nähert sich, der Verkauf für die Folgewoche gerät ins Stocken. Alle Anbieter werden nervös.
Bei einem normal versorgten Markt – und erst recht bei einem vollen Markt – wird dieser Trick klappen und der Preis erreicht im Sinne der sich selbst erfüllenden Prognose das niedrigere Niveau.
Eine Abstimmung des Angebotes auf spezielle Qualitätsanforderungen einer Kette ist so natürlich unmöglich! Die Praxis zeigt aber, dass dieser Anspruch nur allzu schnell häufig über Bord geworfen wird, wenn der Preis stimmt.
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