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Bio-Fruchtgemüse

Hohe Nachfrage, aber viele Importe

Bio-Fruchtgemüse ist bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland gefragt. Doch während die Nachfrage wächst, hinkt der heimische Anbau hinterher. Grund hierfür sind wirtschaftliche Herausforderungen und höhere Produktionskosten bei den deutschen Gartenbaubetrieben.

von BLE/oekolandbau.de erschienen am 13.10.2025
Fruchtgemüse gehört zu den großen Verkaufsschlagern im Bio-Gemüsesortiment, vor allem Tomaten sind beliebt. © Julia Appel
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Mit vielfältigen Sortimenten, attraktiven Preisaktionen und gezielter Werbung hat sich Bio-Gemüse zu einem festen und bedeutenden Bestandteil im Lebensmitteleinzelhandel etabliert. Neu- oder Einlistungen sowie auch die Corona-Pandemie haben den Markt bis 2021 dynamisch wachsen lassen.

Bio-Fruchtgemüse ist ein Verkaufsschlager im Bio-Frischgemüsesortiment. Seit 2017 stellt die Gruppe etwas mehr als ein Drittel an den gesamten Bio-Frischgemüseeinkäufen, so die AMI-Analyse des YouGov (ehemals GfK) -Haushaltspanels. 2017 entfielen 80 % der Bio-Fruchtgemüseeinkäufe auf Tomaten, Gurken und Paprika, 2024 stellten sie nur noch etwas mehr als zwei Drittel an den Haushaltseinkäufen. Das liegt daran, dass die private Nachfrage nach Zucchini oder Hokkaido deutlich gewachsen ist. Im Panel werden sie auch zur Obergruppe Fruchtgemüse gezählt, obwohl sie streng genommen zur Obergruppe Bio-Kürbisgewächse zählen. Einlistungen im LEH und vor allem in den Discountern führten zu deutlich größeren Marktanteilen bei beiden Kulturen. Bei Bio-Tomaten & Co. lässt sich zwar ebenfalls ein Wachstum nachweisen, allerdings schwächer.

Discounter sind Marktführer

Im Jahr 2024 kauften die Verbraucherinnen und Verbraucher gut 4 % weniger Bio-Gemüse als 2023. Vor allem der Naturkostfachhandel und die sonstigen Einkaufsstätten, wie Wochenmärkte, Hofläden oder der Online-Handel, generierten ein Minus. Diese Entwicklung ist jedoch kein spezielles Phänomen von Bio-Fruchtgemüse – seit 2022 verlagern sich die Bio-Einkäufe zunehmend in den konventionellen Lebensmitteleinzelhandel. Haupttreiber dieser Veränderung sind das gestiegene Preisbewusstsein und die breitere Verfügbarkeit von Bio-Produkten im klassischen LEH.

Besonders die Discounter verzeichnen weiterhin eine sehr dynamische Entwicklung im Bio-Gemüsesegment. Inzwischen entfallen über die Hälfte der Bio-Gemüseverkäufe auf sie – 2019 lag ihr Anteil noch bei etwas über einem Drittel. Treiber dieses Wachstums sind vor allem die im Vergleich zu Vollsortimentern und dem Naturkostfachhandel oft niedrigeren Verbraucherpreise. Viele bedeutende Bio-Gemüsearten haben sich mittlerweile als feste Größen im Preiseinstiegssegment etabliert. Dazu zählen unter anderem Möhren, Kürbisse, Zucchini, Zwiebeln, Tomaten, Paprika, Gurken und Feldsalat. Gleichzeitig wächst auch das Angebot an zertifizierter Verbandsware in den Regalen – etwa durch Kooperationen wie die von Bioland mit Lidl oder Naturland mit Aldi Süd.

2025 erholt sich die Bio-Gemüsenachfrage wieder

Im ersten Halbjahr 2025 stieg der Absatz von Bio-Gemüse um rund 11 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders gefragt waren Möhren, Salatgurken, Zucchini und Tomaten – begünstigt durch eine verbesserte Verfügbarkeit und teilweise gesunkene Preise. Selbst Bio-Kürbisse landeten 2025 häufiger im Einkaufswagen, weil die Ernte im Jahr 2024 größer ausgefallen ist. Absolut betrachtet übersteigt die Einkaufsmenge aus dem Jahr 2025 bis jetzt das Niveau aus den Jahren 2023 und 2024 und liegt nur noch knapp unter der Einkaufsmenge von 2022.

Niedriger Selbstversorgungsgrad bei Bio-Fruchtgemüse

Der deutsche Anbau hinkt der deutlich gestiegenen Nachfrage nach Bio-Tomaten & Co. hinterher. So reicht die deutsche Bio-Tomatensaison im Spezialanbau von Mitte/ Ende Mai bis Oktober. In den Kalthäusern werden die ersten Früchte je nach Witterung erst ab Juni geerntet. Die Erntesaison ist hierzulande also kurz, entsprechend hoch ist der Importbedarf zwischen Oktober und Mai. Für die Saison 2023/24 schätzt die AMI den Importanteil

  • bei Bio-Paprika auf 94 %,
  • bei Bio-Tomaten auf 88 %,
  • bei Bio-Salatgurken auf 87 % und
  • bei Bio-Zucchini auf 76 %.

Nur bei Bio-Zucchini ist der Importanteil gesunken. Dies dürfte auf einen leicht gestiegenen Anbau in Deutschland zurückzuführen sein. Die wichtigsten Herkunftsländer sind mit großem Abstand Spanien, gefolgt von Italien und den Niederlanden. In den Niederlanden und Belgien werden Tomaten überwiegend in beheizten Gewächshäusern angebaut.

Länder wie Spanien und Italien können Tomaten unter freiem Himmel oder in unbeheizten Folienhäusern anbauen – was den Bio-Richtlinien deutlich besser entspricht. In Spanien (Almería) wird Fruchtgemüse im traditionellen „Enarenado System“ angebaut, das Ende der 1960er-Jahre von regionalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entwickelt wurde. Dabei wird eine dünne Schicht Stallmist auf den nahezu inerten Wüstenboden aufgebracht, die von der Kulturpflanze durchwurzelt wird. Zur Begrenzung der Verdunstung wird darüber eine Sandschicht aufgetragen, daher der Name „Enarenado“ (arena = Sand). Die Stallmistschicht muss aber nach einigen Kulturperioden erneuert werden. Das „Enarenado System“ gilt nach den Bio-Richtlinien nicht als Substratanbau und verschafft den Spaniern damit einen erheblichen Wettbewerbsvorteil.

Das mediterrane Klima sorgt zudem für eine längere Anbausaison und stabilere Erträge bei geringeren Kosten. Damit weichen die Verhältnisse stark vom konventionellen Markt ab. Dort ist der Benelux-Raum führend und stark auf hohe Erträge und technologische Effizienz ausgerichtet.

Mehr deutsche Tomaten aus dem geschützten Bio-Gemüseanbau

Die geschützte Anbaufläche von Bio-Gemüse in Deutschland belief sich im Jahr 2024 auf 332 ha, so die Gemüseerhebung des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Das entspricht einem Rückgang um 5 ha zum Vorjahr. Allerdings wurde die Anbaufläche zwischen 2022 und 2023 auch kräftig ausgeweitet. In keinem anderen Jahr war die Anbaufläche in Gewächshäusern oder in Tunneln größer als 2023. Im Jahr 2024 wurde vor allem der Anbau von Bio-Tomaten in Deutschland ausgeweitet, während die restlichen Kulturen auf kleinerer Fläche angebaut wurden. Größere Rückgänge gab es bei Feldsalat und Paprika.

Die Ertragsunterschiede zwischen biologischen und konventionellen Fruchtgemüseanbau sind im Unterglasanbau immens. Diese werden im Bio-Gemüseanbau in Erde, nicht in Substraten, wie es im konventionellen Anbau üblich ist, angebaut. Diese Substrate sind im Bio-Anbau nicht zugelassen, bieten aber aufgrund der hohen Nährstoffgehalte und der Ausrichtung auf oft geschlossene Systeme zahlreiche Vorteile, die sich im ökologischen Anbau nicht erzielen lassen. Geringer sind die Ertragsunterschiede bei Feldsalat, Kopfsalat und Radieschen. Diese Gemüsearten werden auch konventionell auf „echten“ Böden angebaut.

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