Pflanzenschutz bewegt – gegenwärtig und künftig
Vier Tage lang wurde Mitte September an der Universität Hohenheim über Pflanzenschutz referiert und diskutiert, was das Zeug hält.
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Die Pflanzenschutztagung des Julius Kühn-Instituts findet alle zwei Jahre statt und machte 2018 Station in Baden- Württemberg. Das Leitthema in diesem Jahr trug den Namen „Herausforderung Pflanzenschutz – Wege in die Zukunft“ – ein Thema, das bewegt, denn dieser Bereich muss aktuell so viele Hürden nehmen wie noch nie. Sowohl die abnehmende gesellschaftliche Akzeptanz als auch die schwierige Zulassungssituation machen Landwirten und Herstellerfirmen von Pflanzenschutzmitteln schwer zu schaffen.
Auch ökonomisch könne sich das niederschlagen, wie Prof. Dr. Enno Bahrs in seinem Vortrag in der Plenarveranstaltung deutlich machte. „Landwirte werden in Zukunft viele Einschränkungen im Bereich Pflanzenschutz hinnehmen müssen. Hinzu kommt die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die sie tragen müssen. All das kann Änderungen in den betriebswissenschaftlichen Abläufen zur Folge haben – mit ökonomischen Konsequenzen, die nur schwer abschätzbar sind“, betonte der Agrarökonom.
Zwischen Natur und Technik
Die Digitalisierung und Automatisierung, die der Landwirtschaft heute schon bereitstehen, können unter Umständen künftig eine große Hilfe sein – Voraussetzung sei da allerdings der Zugriff auf viele verschiedene Daten, um komplexe Zusammenhänge zu verstehen, betonte Prof. Dr. Hans Griepentrog von der Universität Hohenheim, der am Institut für Agrartechnik forscht. „Ein Vorteil ist, dass wir mittlerweile in der Lage sind, die Technik an die Natur anzupassen“, verdeutlicht er weiter. Dieses Credo hat sich auch Prof. Dr. Andreas Vilcinskas von der Uni Gießen auf die Fahne geschrieben, der intensiv an Insekten und deren Einsatz im Pflanzenschutz forscht. Ziel ist es dabei, artspezifische Kontrollmechanismen zu entwickeln, die so wirken, dass keine anderen Organismen dabei in Mitleidenschaft gezogen werden. „Neue Techniken ersetzen nicht immer bereits bestehende. Die Kombination aus vielen verschiedenen Ansätzen kann die Zukunft sein“, betont Vilcinskas.
Auch Prof. Dr. Enno Bahrs ist sich sicher, dass nicht ein System das andere ersetzen wird, sondern dass in Zukunft Zwischenstufen entstehen werden. Als Beispiel nannte er dabei die konventionelle und die ökologische Landwirtschaft. „Vor allem im Lebensmittelbereich ist es ja heute schon so, dass ’Dazwischen-Systeme‘ etabliert werden. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Tierwohl-Labels, wo die Grenzen zwischen bio und konventionell verschwimmen.“ Noch viel wichtiger aber sei es, Ängste und Vorurteile gegenüber der Landwirtschaft abzubauen, wie ein Teilnehmer aus dem Publikum bemerkte: „Was wir aktuell in Deutschland sehen, ist eine stetige Entkopplung zwischen Produktion und Konsum. Die Landwirtschaft wird zunehmend polarisiert. Das liegt vor allem daran, dass viele Verbraucher ein falsches Bild von ihr im Kopf haben. Umso wichtiger ist es, die Zusammenhänge zu erklären und dem Verbraucher klarzumachen, wie moderne Landwirtschaft wirklich funktioniert!“
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