Aus dem Versuchsfeld für die Praxis
Der Hohenheimer Gemüsebautag, veranstaltet von der Staatsschule für Gartenbau Stuttgart-Hohenheim und der Fachgruppe Gemüsebau im Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen e.V., zog wieder viele Anbauer und Experten aus der Branche an.
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Mit dem Praxisseminar zur Bewässerungssteuerung startete der Tag im Lehr- und Versuchsbetrieb der Staatsschule. Es ging darum, wie Gemüseanbauer das noch verfügbare Wasser effizient einsetzen können, um trotzdem einen möglichst hohen Ertrag zu erwirtschaften. Dabei unterstützen Sensoren wie beispielsweise von Weenat, die im Seminar vorgestellt wurden. Die Auswahl ist groß, jeder Betrieb sollte sie für seine Nutzung individuell zusammenstellen.
Egal ob zum Messen der Blattfeuchte, Bodenfeuchte, von Niederschlag, Luftfeuchtigkeit, Wind, Bodentemperatur oder eine ganze Wetterstation – die Sensoren sammeln Daten, aus denen eine Übersicht erstellt wird, wie gut die Pflanzen mit Wasser versorgt sind. Eine künstliche Intelligenz kann daraus Vorhersagen treffen, wie sich der Boden verhalten wird und wann eine Bewässerung notwendig ist. Auf Basis dieser Daten berechnen dann Softwarelösungen weitergehende Empfehlungen.
Zur effizienten Bewässerung gehören auch Tropfschläuche. Deren Verlegen in die Erde erweist sich in der Praxis meist als recht knifflig. Deshalb gibt es dafür mittlerweile Maschinen wie die Forigo Einlegewalze, die in Hohenheim von Gemmrich Landtechnik vorgeführt wurde. Damit können Tropfschläuche in Tiefen zwischen 2 und 22 cm verlegt werden, sowohl in normalen Beeten als auch in Dämmen.
Eine Maschine aus der Praxis
Auf dem Feld nebenan lief der Mulchomat, eine Kreation von Bio-Erzeuger Jonathan Gruel, um Kleegras-Heu in Freiland-Beeten zu verteilen. Das hat vor allem Auswirkungen auf den Boden, wie Gruel beim Einsatz im eigenen Betrieb in Owen beobachtet hat. Durch die Auflage kühlt der Boden nicht so schnell aus, das Heu wird zu Humus umgesetzt, Feinwurzeln bilden sich im Mulchmaterial und es gibt keine Probleme mehr mit Verschlämmung. Bei Trockenheit bilden sich kaum Bodenrisse, da die Auflage den Boden feucht hält. Da so auch das Wasser besser für die Gemüsepflanzen verfügbar ist, muss Gruel kaum noch bewässern.
Aufgrund dieser Effekte untersuchen Matthias Braig und Patrik Weinmann vom Beratungsdienst Ökologischer Gemüsebau, inwiefern sich Frischmulch, Silage oder Heu aus Kleegras als betriebseigenen Dünger eignen. Die Nährstoffzusammensetzung in Kleegras mit hohen Anteilen an Kali und Stickstoff stimmt mit dem Bedarf von Gemüsepflanzen überein. Welches Substrat ein Betrieb am besten nutzt, hängt von Ausbringung, Düngewirkung und Verfügbarkeit des Substrats ab. Jonathan nutzt das Kleegras aus dem Milchviehzweig seines Betriebs und verteilt das Heu mit dem Mulchomat circa drei Wochen nach der Pflanzung, wenn der Bestand einmal gehackt und angewachsen ist.
Sorten und Nützlinge
Einblicke ins aktuelle Hohenheimer Versuchswesen gaben Michael Ernst, Direktor der Staatsschule für Gartenbau, und Johannes Henzler, Leiter des Versuchsbetriebs. Untersucht werden vor allem unterschiedliche Sorten für die Praxis, zum Beispiel von Zucker- und Wassermelonen, Kirschtomaten oder auch Herbst-Salaten. Zu letzterem werden im Moment rund 200 Sorten untersucht, mit Fokus auf die Resistenz gegen falschen Mehltau. Daraus sollen bis Dezember Sortenempfehlungen entstehen.
Doktorandin Denise Kuhn stellte ihren Versuch zu ganzjährig blühenden Nützlingswiesen im Kopfsalat vor, die mit spezifischen Blühmischungen gezielt Nützlinge anlocken sollen. Das klappte bereits mit Schwebfliegen, Marienkäfer, Wanzen und Florfliegen. Ausgewertet wird aktuell, wie weit die Nützlinge in den Bestand einwandern und wie gut sie die Schädlinge bekämpfen. Erste Ergebnisse zeigen, dass insbesondere Blattläuse deutlich reduziert werden konnten.
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