Innovationen aus der Praxis für die Praxis
Das Ziel des landesweiten Praxisforschungsnetzwerkes Hessens ist es, die hessische Landwirtschaft fit für die Zukunft zu machen und die Ernährungssouveränität Hessens zu stärken. Um sich dazu auszutauschen, treffen sich die Beteiligten zur Wintertagung.
von Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen e. V., Praxisforschungsnetzwerk Hessen erschienen am 18.02.2025Die landwirtschaftlichen Betriebe in Hessen stehen aktuell vor vielfältigen Herausforderungen: Neben wirtschaftliche Unsicherheiten, zählt dazu auch die Anpassung an die spürbaren Folgen des Klimawandels. In Hessen geschieht dies schon seit drei Jahren in einer innovativen Kooperation von Betrieben, Beratungs- und Forschungsinstitutionen, die sich im Rahmen des Praxisforschungsnetzwerks Hessen (PFN Hessen) zusammengefunden haben. Gefördert wird das Netzwerk über den Hessischen Ökoaktionsplan.
Am 6. und 7. Februar kamen die PFNler in Herbstein zu Ihrem dritten Wintertreffen zusammen. Zwei Tage lang standen Austausch, Zusammenarbeit und die Weiterentwicklung der Praxisforschung im Mittelpunkt. Zum Auftakt gab es eine Begrüßung mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr sowie Einblicke in die Weiterentwicklung des PFN. Danach ging es direkt in die Gruppenarbeit: In mehreren Arbeitsphasen vertieften die Teilnehmenden ihre Projekte, diskutierten Herausforderungen und entwickelten neue Ansätze. Außerdem wurde zu nachhaltigem Acker- und Gemüsebau diskutiert. Fragen wie „Wie halten wir den Stickstoff im Acker?“ und „Wie können Bodenschutz auf unsere Gemüsebaubeeten realisieren?“ standen im Mittelpunkt. Ein besonderer Höhepunkt des ersten Tages war der Fachvortrag von Matthias Peter (Schnittstelle Boden GmbH) zum Thema „Boden- und Wasserschutz in der Praxis“. In seinem Vortrag stellte Peter unter anderem Maßnahmen zum Grundwasserschutz, Erosionsschutz und Bodenschutz vor. Er betonte, dass steigende Nitratgehalte im Trinkwasser ein großes Problem darstellen und Kooperationen zwischen Landwirtschaft, Kommunen und Wasserversorgern eine entscheidende Rolle spielen.
In der anschließenden Gruppenarbeit setzten sich die Teilnehmenden intensiv mit der Frage auseinander, welche Defizite und Handlungsfelder es gibt und welche Maßnahmen in der Praxis wirklich Wirkung zeigen. Dabei standen Ansätze wie N-Düngeoptimierung, verlängerte Begrünungszeiten auf Ackerland und eine optimierte Düngerausbringung im Fokus. Ein Landwirt aus der Runde merkte an: „Ich empfehle jedem Betrieb, Nmin-Proben im Boden zu ziehen. Die Kosten dafür kann man beim Dünger wieder einsparen.“ Auch das Thema Bodenerosion sorgte für lebhafte Diskussionen. Peter machte deutlich, dass Bodenerosion nicht nur die Bodenfruchtbarkeit mindert, sondern auch zu langfristigen Schäden führt. Als wirkungsvolle Maßnahmen stellte er unter anderem Erosionsschutzstreifen, Mulchsaatverfahren und Fahrgassenbegrünung vor. Dennoch bleibt die Herausforderung groß: „Veränderungen passieren unwahrscheinlich langsam“, so Peter mit Blick auf seine 30-jährige Beratungserfahrung. Den Abend nutzten viele für den informellen Austausch – eine Gelegenheit, um sich zu vernetzen, Erfahrungen zu teilen und neue Ideen zu sammeln.
Auch Staatssekretär Michael Ruhl nahm an der Veranstaltung teil. In seinem Grußwort betonte er, dass der Ökolandbau fester Bestandteil der hessischen Landwirtschaft sei und als Innovationstreiber fungiere. Er unterstrich die Bedeutung des Netzwerks für die Landwirtschaft und lobte insbesondere, dass hier die Impulse direkt aus der Praxis kommen. Diese Herangehensweise sei bemerkenswert und trage maßgeblich zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft bei. Auch der Ökolandbau spielte in seinen Ausführungen eine zentrale Rolle. Er sei nicht nur für sich genommen wichtig, sondern liefere auch wertvolle Erkenntnisse, von denen die gesamte Landwirtschaft profitiere. Insgesamt wurde die Bedeutung von Forschung und Innovation für eine zukunftsfähige Landwirtschaft hervorgehoben. Mit Blick auf die Zukunft des PFN betonte er, dass das Netzwerk einen wichtigen Beitrag zur Zielsetzung der Landesregierung leiste. Trotz finanzieller Herausforderungen sei es eine wertvolle Initiative, deren Fortbestand über 2025 hinaus unterstützt werden solle.
Tim Treis, Sprecher der Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen e. V. und Projektträger des PFN Hessen, zog zum Ende der Veranstaltung ein positives Fazit: „Innovation aus der Praxis für die Praxis, dafür steht das PFN in Hessen. Es freut uns, dass dieser Ansatz auch zukünftig von Seiten des Landes weiter gefördert werden soll.“
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