Versuche als Serviceleistung für die eigene Kundschaft
Für viele Betriebe bleibt kaum Zeit, Versuche zu Sorten, Anbau oder Technik neben dem Alltagsgeschäft durchzuführen. Vor allem jetzt nicht, wenn die Herausforderungen für die Produzenten so enorm sind. Der Jungpflanzenbetrieb Welzel aus dem baden-württembergischen Essingen hat das zum Anlass genommen, ein eigenes Probefeld einzurichten, um verschiedene Fragestellungen rund um den Anbau unter Praxisbedingungen zu testen – als weiteren Service für die eigene Kundschaft.
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„Versuche machen wir schon lange, das Probefeld haben wir allerdings erst 2021 auf den Weg gebracht. Unser Ziel ist es nicht, ein Versuchsbetrieb zu werden, schließlich sind wir immer noch ein Produktionsbetrieb. Wir wollen einfach in kleinem Umfang unserer Kundschaft Antworten auf drängende Fragen geben“, erklärt Matthias Straupe vom Jungpflanzenbetrieb Welzel.
Wasser und Unkraut im Fokus
Ende Juli war es dann so weit: Die Versuche konnten auf dem Probefeld live und in Farbe bestaunt werden. Das Augenmerk lag in diesem Jahr auf der wassersparenden Bewässerung sowie der mechanischen Unkrautregulierung. Dafür hat sich der Betrieb Welzel die Firmen K.U.L.T. Kress und Schwarz Landtechnik mit ins Boot geholt, die die Maschinen und Techniken für genau diese Fragestellungen beisteuerten.
Wie dringend Bewässerungslösungen sind, wurde in dieser Saison wieder einmal besonders deutlich. Dass viele Freilandgemüsekulturen auf ausreichend Wasser angewiesen sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Doch ist eine Überkopfberegnung noch zeitgemäß angesichts der zunehmenden Unverfügbarkeit von Wasser in trockenen und heißen Jahren wie diesem? Eine Lösung für genau dieses Dilemma könnten Tropfschläuche sein. „Mit einem Tropfschlauch kann ich nicht nur Wasser einsparen. Diese Art der Bewässerung hat auch gesellschaftlich gesehen viele Vorteile, denn man sieht sie nicht, sie macht keinen Lärm, ich kann große Flächenverbände auf einmal beregnen und bringe das Wasser immer dahin, wo ich es haben will“, so Straupe. Hinzukommt, dass die Blätter nicht nass werden – durch Feuchtigkeit ausgelöste Krankheiten haben so weniger Chancen.
Im konventionellen Gemüsebau spielt zudem die Fertigation – also das Düngen über den Bewässerungsschlauch – eine immer wichtigere Rolle, weil auch hier Dünger eingespart werden und er genau da seine Wirkung entfalten kann, wo sie gebraucht wird.
Einen kleinen Haken haben Tropfschläuche dennoch: Was passiert mit ihnen, wenn ich Unkraut hacken muss? In Zusammenarbeit mit der Firma Schwarz hat der Betrieb Welzel daher an einer Verlegemaschine getüftelt, die die Schläuche in den Boden bringen soll. In Sellerie wurden die Schläuche nur 4 bis 5?cm in den Boden gebracht und das circa acht Wochen nach der Pflanzung, wenn das gröbste Hacken vorbei ist. In Zwiebeln wurden die Schläuche schon bei der Pflanzung 10?cm tief in den Boden verlegt, sodass auch später noch gehackt werden kann.
Die Firma K.U.L.T. Kress präsentierte mit der KultiVision und der KultiSelect zwei Hacksysteme, mit denen es möglich ist in diversen Kulturen (beispielsweise Salat, Sellerie, Zwiebeln) nicht nur zwischen den Reihen, sondern auch in den Pflanzenzwischenräumen zu hacken. In gesäter Zwiebeln schaffen es die beiden Systeme sogar zwischen den Horstablagen exakt zu hacken. Auch eine Bearbeitung in gepflanzten Zwiebeln funktioniert. „Gerade für Betriebe, die mit Frühjahrstrockenheit zu kämpfen haben, könnte es daher interessant sein, Zwiebeln zu pflanzen“, meint Jonathan Schäfer, Berater bei K.U.L.T. Kress.
Interessante Einblicke zu neuen Ansätze beim Pflanzenschutz gab es auch am Rosenkohl-Versuchsfeld. Viele Betriebe haben die Kultur bereits aufgegeben, weil es kaum Lösungen gibt, um Schädlinge wie beispielsweise die Weiße Fliege noch in den Griff zu bekommen. Abhilfe schaffen könnte da in Zukunft vielleicht die Pflanzung von Giftbeeren (eine Physalis-Art) entlang der Rosenkohl-Felder. Während sie blüht, scheidet die Pflanze einen Stoff aus, der die Weiße Fliege abschrecke soll. „Wir haben den Hinweis von einem unserer Kunden bekommen und dachten, wir probieren es einfach einmal aus. Man sieht auf jeden Fall einen Unterschied zur Kontrolle. Aber wie groß der tatsächlich ist, müssen wir noch herausfinden. Die Nachfrage nach solchen Lösungen ist allerdings nicht nur in der Biobranche, sondern auch unter den konventionellen Kollegen groß“, erklärt Matthias Straupe.
Torf – Alternativen müssen her
Die Planungen für die Versuche im kommenden Jahr laufen schon. Ein Schwerpunkt steht schon jetzt fest: Torfreduzierung. „Wir machen uns da schwer Gedanken. Wir hatten enorme Erhöhungen bei bestimmten Substraten und das wird noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein“, meint Matthias Straupe. Alternativen müssen also her und das so schnell wie möglich. Ein erster Ansatz könnte die vollautomatische Pflanzung der Salatpflanzen in Speedys darstellen. „Wir haben dieses Jahr schon erste Versuche gemacht. Das funktioniert durchaus. Die Kultur ist allerdings ein Stück langsamer und steht daher länger im Feld. Was natürlich wieder mit der Wasserproblematik kollidiert. Aber wir müssen uns diesen Fragen stellen. Und vielleicht können unsere Versuche einen Beitrag dazu leisten, genau diese Herausforderungen künftig zu meistern“, hofft Matthias Straupe.
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