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Kommentar

Roboter – intelligente Spezialisten

Wenn man heutzutage auf eine Messe für Gartenbautechnik geht, fällt einem der Trend hin zu Robotern und Automatisierung auf. War dieses Thema vor einigen Jahren durch seine Neuheit noch ein Exot, so ist es heute bereits in den Köpfen des Gartenbaus angekommen.

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Das Vorbild hierfür setzt die Industrie: Große Branchen, wie etwa der Automobilsektor, haben schon vor Jahrzehnten große Teile ihrer Arbeitskräfte durch Roboter ersetzt. Besonders repetitive Arbeitsprozesse wurden hier ins Auge gefasst. Arbeitsprozesse dieser Art bietet der Gartenbau zu Hauf: Ernten, Säen, Stecken, Rücken, Bonitieren, etc. Auf den ersten Blick könnte man sich die Frage stellen, wieso Roboter hier nicht schon genau so lange zum Standard gehören wie in der Großindustrie. Das Pflücken einer Tomate kann ja nicht so viel komplexer sein, wie etwa eine Tür in ein Auto einzubauen. In Wahrheit jedoch stellt der Gartenbau Entwickler vor große Herausforderungen.

Während im genannten Beispiel alle Autotüren exakt identisch sind, sind es Tomaten eben nicht. Es gibt verschiedene Formen und Größen, auch innerhalb einer Sorte. Sie hängen auf verschiedenen Höhen und können von Blättern verdeckt sein. Außerdem muss der Roboter zur Tomate, im Gegensatz zur Autotür wird sie ihm nicht gebracht. Im Freiland gibt es dazu noch Bodenunebenheiten und Gefälle. Und noch ein weiterer Unterschied zwischen Industrie und Gartenbau wird schnell klar: Während in einer Fabrik immer die gleichen Bedingungen herrschen, muss ein Roboter im Gartenbau Hitze, Feuchtigkeit, Regen und Schmutz aushalten können. Kurzum gesagt: Ein Roboter hier muss wesentlich robuster und intelligenter sein als ein Roboter in einer Fabrik.

Genau da sitzt ein großes Problem für Entwickler, das jedoch auch eine Menge Potential bietet. Aufgaben im Gartenbau sind hoch spezialisiert und so müssen es auch die Maschinen sein, die uns diese Aufgaben abnehmen. Ein Roboter der Tomaten ernten kann, kann noch lange keine Paprika ernten. Die Anforderungen an Sensorik, Software und Technik sind hoch, jedoch ziehen Entwickler stark nach. Eine weit verbreitete Methode Robotern etwas beizubringen, ist etwa das Machine Learning: Dabei werden beispielsweise einer optischen Software tausende von Bildern zur Verfügung gestellt, in denen Menschen ihre Ziele markiert haben. In unserem Beispiel der Tomatenernte wären dies Bilder von Tomaten aus der Roboterperspektive, in denen die erntereifen Tomaten markiert wurden. So lernen Roboter selbstständig Tomaten zu erkennen und können sie ernten.

Nicht nur der Stand der Technik wächst immer weiter, auch der Bedarf und die Nachfrage im Gartenbau ziehen nach. Nicht nur wird es immer schwerer Arbeitskräfte, beispielsweise Saisonarbeitskräfte, zu finden, diese werden zudem immer anspruchsvoller und durch Vorgaben des Gesetzgebers wie Arbeitszeitenregelungen und Mindestlohn immer teurer. Roboter versprechen Abhilfe: Sie können rund um die Uhr arbeiten und sind im Unterhalt wesentlich günstiger als eine oder sogar mehrere Arbeitskräfte. Waren die ersten Generationen von Robotern noch vergleichsweise teuer und weniger effizient, sind in letzter Zeit die Anschaffungskosten immer weiter gefallen während die Effizienz sich erhöht hat. Dies senkt natürlich die Amortisationszeit und macht Roboter jetzt schon zu einer überlegenswerten Investition. Bis wir jedoch den Punkt der billigen Massenware erreichen, wird es noch eine ganze Zeit dauern.

Angesichts dieser und vieler weiterer Entwicklungen wird klar: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Roboter zum breiten Standard im Gartenbau werden, auch wenn das noch einige Jahrzehnte dauern kann. Was bedeutet das also ganz konkret für uns? In den letzten Jahren steigen die Fixkosten für Gärtner immer weiter: Strom, Heizung, Arbeitskräfte. Die Handelspreise für ihre Produkte stagnieren jedoch und es ist kein Trendwechsel in Sicht.

Bereits heute ist erkennbar, dass die gartenbauliche Produktion immer weiter zentralisiert wird. Der Trend hin zu riesigen Pflanzenfabriken, die technisch auf dem neuesten Stand sind, ist unverkennbar. Mit sich weiter entwickelnder Technik wird dieses Phänomen noch weiter verstärkt werden. Kleine und mittlere Unternehmen, denen das Kapital fehlt in teure Roboter oder Maschinen zu investieren, werden besonders leiden und wahrscheinlich vom Markt verdrängt werden. Nischenprodukte und neue Vermarktungswege werden in Zukunft das Habitat des deutschen Durchschnittsgärtners sein.

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