Schäden an Tomaten durch den Becherpilz Sclerotinia sclerotiorum
Einzelne welkende und absterbende Pflanzen in älteren Tomatenbeständen (Lycopersicon esculentum var. esculentum) mit Läsionen im unteren Bereich des Stängels können verschiedene Ursachen haben. Eine Ursache ist der Befall mit dem parasitären Pilz Sclerotinia sclerotiorum. Der Pilz Sclerotinia sclerotiorum hat einen großen Wirtspflanzenkreis und verursacht je nach erkrankter Kultur sehr unterschiedliche Schäden.
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Über die Symptome an Buschbohnen, Weißkohl, Petersilie, Salat, Sellerie und Chicorée wurde in den vergangenen Jahren in verschiedenen Steckbriefen berichtet. Bei einer Infektion der Tomate mit Sclerotinia sclerotiorum zeigt sich am Stängel über der Erdoberfläche eine weißliche, hellgraue oft aufgeplatzte Verfärbung. Oberhalb der Befallsstelle stirbt die Pflanze durch die gestörte Wasser- und Nähstoffversorgung mit vergilbenden und später trockenen Blättern ab. Im Inneren und bei feuchten Bedingungen außen am Stängel bildet sich am oberen und unteren Rand der Läsion ein für Sklerotinia typisches watteartiges weißes Pilzmyzel.
Im Myzel, bevorzugt im Inneren des Stängels, entstehen die anfangs von einer braunen, später schwarzen Hülle umgebenen, im Inneren weiß bis cremefarbenen, 5 bis 10mm großen, festen, sehr widerstandsund überlebensfähigen Dauerkörper (Sklerotien) des Pilzes. Aus Sklerotien im Boden wächst einmal Myzel, das vor allem junge Tomatenpflanzen vom Boden aus über die Wurzeln befallen kann, zum anderen wachsen aber auch bei günstigen Bedingungen kleine orange, schüsselförmige Fruchtkörper (Apothecien). In diesen Apothecien werden Millionen von Ascosporen gebildet, die über Blattstielstümpfe oder andere Wunden die Pflanzen infizieren können.
Lange Pflanzen, die bei der Pflanzung starken Temperaturschwankungen ausgesetzt waren, sollen anfälliger für eine Infektion sein. Die Krankheitsentwicklung von Sclerotinia sclerotiorum findet in einem weiten Temperaturbereich von 5 bis 30 °C statt. Optimal und am schnellsten bei Temperaturen zwischen 20 und 25 °C und hoher Feuchte über 16 bis 72 Stunden. Ähnliche Symptome am Stängel sind nach einem Befall mit den Krankheitserregern Phytophthora nicotianae, Botrytis cinerea, bakterieller Stängelmarkbräune durch Pseudomonas corrugata sowie Verletzungen durch mechanische Beschädigungen (z. B. beim Anbinden) zu beobachten.
Neben der möglichst trockenen Kulturführung und der Vermeidung starker Temperaturschwankungen in der Kultur ist der Anbau auf Mulchfolie eine bewährte, vorbeugende Maßnahme. Durch die Mulchfolie wird die Bildung der Apothecien unterdrückt und es wird verhindert, dass Ascosporen an die Pflanzen gelangen und sie infizieren können. Trockene Bedingungen reduzieren die Möglichkeit der Fruchtkörperbildung und der Keimung der Ascosporen.
Befallsherde sind möglichst frühzeitig und vollständig zu beseitigen. Der Transport und die Beseitigung befallener Pflanzen sollten, soweit dies das Befallsausmaß zulässt und es praktikabel ist, in geschlossenen Behältnissen (Tüten oder Eimer) erfolgen. In Anbetracht des großen Wirtspflanzenkreises muss auf jeden Fall verhindert werden, dass die langlebigen Sklerotien in den Boden gelangen und das Gewächshaus oder das Beet verseuchen. Erkrankte Pflanzen dürfen nicht kompostiert werden. Sclerotinia sclerotiorum kann mit dem die Sklerotien angreifenden antagonistischen Pilz Coniothyrium minitans (Contans WG) bekämpft werden.
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