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Für langfristig gute Grundwasserverhältnisse sorgen!

Aufgrund umfangreicher eigener Messungen und Auswertung der Nitratwerte der Grundwasserdatenbank, rätseln selbst Experten, warum in intensiv bewirtschafteten Gemüseanbauregionen mit zum Teil geringen Decklehmstärken und bei intensiver Beregnung, wie beispielsweise im südlichen Hessischen Ried, die Nitratgehalte der Beregnungsbrunnen sehr niedrig sind.

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„Sehr niedrig“, das heißt, die Werte liegen zwischen 0 und 5 mg Nitrat (NO3) jeweils pro Liter Grundwasser(!), selten sind es über 30 mg NO3/l. Selbst Waldstandorte im kristallinen Odenwald haben höhere Nitratwerte im Grundwasser. An den Hanglagen der Mittelgebirge regnen die Wolken aus und dadurch gelangen anthropogene Stickstoffeinträge aus dem Autoverkehr in den Boden. Das karge Bodenleben der Kiefernforste weist zu wenige biologische Aktivität auf und somit wird Nitrat weder abgebaut (reduziert) noch aufgenommen.

»Wir Landwirte fordern zukünftig eine klare Ursachenforschung hinsichtlich der Nitratproblematik!«

Liegen die Ursachen in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung? Oder wo sind die Gründe zu suchen? Das im Hessischen Ried oft hoch anstehende Grundwasser sorgt für reduzierende Verhältnisse und trägt damit zum chemo-organotrophen und lithotrophen Nitratabbau über das Sediment bei! Andererseits sind an vielen Messbrunnen in der Nähe von Deponien die Nitratwerte zum Teil drastisch erhöht, von 70 bis über 200 mg NO3/l). Entsprechendes gilt für Messwerte inmitten der Kommunen. Die Nitratwerte sind westlich der Riedgemeinden höher als östlich (das Grundwasser fließt auf der rechten Rheinseite von Ost nach West.

Andererseits sind in zwei von elf überwachten Ackerbaugebieten des Vorderen Odenwalds mit niedriger landwirtschaftlicher Intensität und Lössmächtigkeiten der Böden von bis zu 12 Metern die Nitratwerte unerwartet hoch. Dort wurden bei einem arrondierten Biobetrieb Werte von 80 mg/l gemessen.

Hier hat man Sondierbohrungen vorgenommen und festgestellt, dass in 120 Meter Tiefe eine bisher unbekannte Grundwasserströmung mit hohen Nitratwerten diese Belastung verursacht hat! Dieses „andere“ Nitrat entsteht geologisch bedingt und man sollte, man darf es nicht der Landwirtschaft anlasten!

Bleiben die Landwirte passiv oder was wird getan? Seit vielen Jahren arbeiten Landwirte erfolgreich mit Wasserversorgern in sogenannten Kooperationen zusammen (Arbeitsgemeinschaft Gewässerschutz und Landwirtschaft – AGGL). Seit mittlerweile fünf Jahren wirken die Landwirte entlang der Riedschiene in vier Maßnahmenräumen im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie mit, zur weiteren Verbesserung der Grundwasserbelastung. Es werden unzählige Bodenproben zur Bedarfsanalyse im Frühjahr und zur Kontrolle in Herbst gezogen. Der Anbau von Zwischenfrüchten wird forciert, es wird intensiv, einzelbetrieblich beraten. Maßnahmenträger ist der Wasser-, Boden und Landschaftspflegeverband (WBL) Hessen. Darüber hinaus wurde in den letzten 20 Jahren die Düngung bei wesentlichen Pflanzenarten wissenschaftlich begründet um bis zu 50% reduziert (Zuckerrüben, Zwiebeln, Spargel…). Zertifizierte Betriebe müssen heute mindestens ein Mal jährlich NO3- Bodenanalysen durchführen. Die NO3-Gehalte in Gemüseprodukten dürfen des Weiteren eine je nach Gemüseart bestimmte Höhe nicht überschreiten!

Wer wird in dieser Situation noch überdüngen? Wir hessischen Landwirte sind sicher, dass wir in einigen Jahren an den Landestrend des Nachbarlands Baden- Württembergs anschließen können. Dort konnten die Nitratwerte im Durchschnitt aller Messungen in 20 Jahren um 22% gesenkt werden. Zu Beginn der Maßnahmen war das Hessische Ried als potenziell gefährdetes Gebiet ausgewiesen, wegen des Anbaus von Intensivkulturen, wegen voller Beregnungsmöglichkeiten und wegen der leichten Böden (lesen Sie dazu Seite 29 und 30).

Aus den geschilderten Fakten geht eindeutig hervor, dass Realität und Fiktion nicht übereinstimmen! Hier ist es die vordringliche Aufgabe von Bauernverband und der Beregnungs- und Bodenverbände, dafür zu sorgen, dass die falsche Einschätzung des beispielhaften Hessischen Rieds als gefährdetes Gebiet – und womöglich auch anderer intensiver Bewirtschaftungsräume – in der novellierten Düngeverordnung nicht verschärfte Auflagen nach sich zieht! Wir fordern zukünftig eine klare Ursachenforschung hinsichtlich der Nitratproblematik! Sollten wir Landwirte für unrechtmäßige Einträge verantwortlich sein, werden wir uns dieser Frage annehmen und Maßnahmen ergreifen, dies abzustellen. Wir sind jedoch nicht bereit, die Rolle des alleinigen Sündenbocks für ein überaus komplexes Problem zu übernehmen und durch faktisch unbegründete Auflagen die Rentabilität unserer Betriebe zu gefährden!

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