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Wo bleibt das ESP für den Gemüsebau?

Die nächste Krise kommt bestimmt, aber hoffentlich nicht so, wie die EHEC-Krise verlaufen ist, die uns allen noch in den Knochen steckt. Können wir aus der Krise für die nächste Krise lernen , oder verläuft doch jede Krise anders?
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Prof. Dr. Peter Wiedemann, Institute für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Mitglied der Helmholtz Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF), versuchte sich mit einer Antwort auf dem Ahlemer Profi-Tag Gemüsebau.

„Gegen Angst ist kein Kraut gewachsen“, sagt der Krisenexperte. Die Bauchwahrnehmung hatte eine große Bedeutung bei der letzten Krise. Entscheidend bei jeder Krise sind die Bilder, die dazu kommuniziert werden. Genau wie damals bei der Vogelgrippe hat falsches Handeln in der Krise durch voreilige Schuldzuweisungen viel zu viel Aufregung hervorgerufen.

Auf den Lebensstil bezogene Risiken wie etwa Rauchen oder Fettleibigkeit werden systematisch unterschätzt, während Technologie bezogene Risiko-Potenziale systematisch überschätzt werden. Die Risikowahrnehmung macht den Kern einer jeden Krise aus. Nicht die tatsächliche Wahrscheinlichkeit, davon betroffen zu werden, sondern das Bauchgefühl, beeinflusst durch die Schlagzeilen der Medien, ist entscheidend.

„Krisen sind vorhersehbare Überraschungen“, sagte Wiedemann. Krisen durch mangelnde Vorausschau sind die Euro-Krise oder die Bohrinsel-Katastrophe von Mexiko. Fatal ist eine Krisenverschärfung durch falsches Handeln in der Krise oder durch voreilige, nicht abgesicherte Schuldzuweisungen.

Eine Krise negativ beeinflussende Faktoren sind häufig falsches Vertrauen in die eigene Stärke, Blindheit gegenüber Veränderungen im gesellschaftlichen Umfeld, fehlende Interpretationshoheit wie bei EHEC oder die „Vogel-Strauss-Politik“ des Abwartens und Ignorierens.

Erkennen von Krisenpotenzialen, heißt eine Lösung. Das ist schwer, aber nicht unmöglich, meint Wiedemann. Vor der Krise heißt es, sich gut vorzubereiten auf eine gute Kommunikation in der Krise, um das „Krisen-Bild“ ins rechte Licht zu setzen. In einer Rückschau sind die Krisenanzeichen meist zu erkennen. Daraus lässt sich lernen für die Zukunft.

Krisen entwickeln sich, weil ein Ereignis dramatische Qualität hat und sich gut erzählen lässt und weil die Umstände verständlich und Opfer und Betroffene identifizierbar sind, es eine starke Unterstützergruppe gibt und Alternativen vorhanden gewesen wären. Krisen entwickeln sich auch, weil Elitegruppen und Meinungsführer sich einmischen, weil ein Medieninteresse vorliegt und das Ereignis politisch verwertbar ist. Nach der Krise kommt es darauf an, die Produkte wieder an guter Stelle im Markt zu positionieren.

Jede Krise bietet auch eine Chance, sich zu profilieren. „Tue Gutes und Rede darüber“, lautet eine bekannte Weisheit, für die es zahlreiche positive Erfahrungsberichte gibt. Neue Produkte und Prozesse wie zum Thema Rückverfolgbarkeit mit einer Kommunikationsoffensive, aber auch das Streichen besonderer Produkte aus dem Sortiment, können ein Weg sein.

Entscheidend ist, was nach der Krise kommt. Mercedes Benz hat mit der Entwicklung von ESP (Elektronisches Stabilitäts- Programm) aus der Krise nach dem „Elchtest“ gelernt. Heute werben sogar andere Automobilhersteller mit ESP.
Und wo bleibt das ESP für den Gemüsebau? Vielleicht steckt es bereits in dem QSSystem oder kann daraus entwickelt werden? Aber das allein reicht nicht. Es kommt auf den perfekten „Transport“ der Kommunikation zu Politikern und Verbrauchern an. Denn nach der Krise ist vor der Krise.
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