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Tue Gutes und rede darüber

Bei meinen Dienstreisen habe ich häufig längere Aufenthalte auf Bahnhöfen. Um die Zeit zu nutzen, gehe ich gerne in Zeitschriftenläden und betrachte die vielen Gartenbau relevanten Zeitschriften.
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Bei meinem letzten Stopp in Mannheim zählte ich immerhin 23 Hochglanz-Titel, die sich mit dem Gärtnern auf der Fensterbank beziehungsweise mit dem Hobbyanbau im Garten befassen.
Weiter gab es etliche Zeitschriften, die sich mit schönerem Wohnen und dem häuslichen Ambiente befassen – und da gehört das beliebte frische „Grünzeug“ bekanntlich auch dazu.
Blättere ich in diesen Zeitschriften, stelle ich jedoch leider fest, dass wir Profis, also wir Gärtner und Landwirte, an diesen publikumsträchtigen Orten der Bahnhofsbuchhandlungen eigentlich nicht präsent sind.
Aus dem Zweck der Werbung für das neueste Frühjahrsprogramm der Verlage steht da noch ein Pappmaché-Gärtner mit Schürze, Strohhut und Schubkarren herum. Dieser repräsentiert aber wohl kaum mehr den heutigen Produktionsgartenbau. Aber gerade diesem am Gärtnerischen interessierten Publikum könnten wir Profis sehr wohl unsere Erfahrungen vermitteln und, ganz nebenbei, für uns und unsere Sache werben.
Dieselbe Erfahrung kann man bei Kochseiten beziehungsweise bei Beiträgen zu gesunder Ernährung in anderen Journalen machen. Fast jedes der bunten Blätter leistet sich eine bis mehrere Seiten Kochrezepte, Diätvorschläge, Abnehm- und Gesundheitstipps. Aber wo die doch so gesunden Zutaten herkommen, das wird nicht kommuniziert.
Werden jedoch wieder einmal zu hohe Rückstandsmengen in Gemüse oder Zierpflanzen gefunden oder wird die Atmosphäre durch Treibhausgase aus der Landwirtschaft erwärmt, sind die Zeitschriften voll negativer Schlagzeilen. Wir Gärtner und Landwirte stehen wieder mit dem Rücken zur Wand und müssen reagieren, beschwichtigen und abwiegeln.
Ich frage mich in solchen Situationen immer, woran das liegt. Etwa an unserem Understatement – tue Gutes und rede nicht darüber? Oder sind wir einfach unfähig, diese Klaviatur zu spielen und uns selbst positiv rüberzubringen?
Autos sind extrem schädlich und es sterben jährlich tausende Menschen durch Fehlverhalten im Straßenverkehr in diesen Blechkarossen, aber keiner würde plötzlich fordern, das Autofahren einzustellen. Alle an der grünen Wertschöpfungskette Beteiligten sollten durch Selbstdarstellung im Öffentlichen eine große Werbekampagne für den Berufsstand initiieren und begleiten, fällt mir da nur ein! Wer sollte mitmachen? Einmal die Erzeuger, die mit hohem Einsatz Lebensmittel in hoher Qualität und trotz zunehmender Auflagen und knapper Preise sollen makellos saubere, hygienische, schädlingsfreie Produkte in einwandfreier Qualität erzeugen.
Des Weiteren darf der Handel nicht fehlen, der unsere Produkte an den Mann/ Frau bringen muss und vorgeworfen bekommt, dass er damit etwas verdienen will. Auch Ausbildung, Forschung und Wissenschaft möchte ich nicht ausnehmen. Wenn wir unsere Ergebnisse nicht breit verkaufen, werden wir einfach übersehen. Nur zum Vergleich: Die Deutsche Gartenbauwissenschaftliche Gesellschaft hat knapp 400 Mitglieder. Dieser gegenüber steht auf der Ebene der Verbraucher die Deutsche Gartenbau Gesellschaft mit 6,5 Mio. Mitgliedern in den angeschlossenen Verbänden.
Als letztes möchte ich auch die Berufsverbände aufrufen, nicht nur ihre Mitglieder zu vertreten oder zu verteidigen, sondern aktiv über unsere Grenzen hinaus für unsere Sache zu werben und zu schreiben. Wir müssen mehr und besser kommunizieren, was wir tun. Wir sind die Profis, die sich auskennen und den Verbraucher mit frischen und gesunden Lebensmitteln versorgen.
Wir müssen das Berufsfeld des modernen Gärtners positiv belegen und klar machen, dass manchmal eben auch Pflanzenschutz notwendig ist. Wer positiv von der Gesellschaft gesehen und verstanden wird, hat im Notfall die besseren Karten. In diesem Sinne – tue Gutes und rede darüber!
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