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Bio boomt! Wo bleiben die Mengen heimischer Ware?

Wie es unter deutschen Erzeugern auf der Messe BioFach in diesem Frühjahr schon ein Hauptthema war, entwickelt sich der Bio-Markt insgesamt sehr gut, Produktion und Vermarktung funktionieren.
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Der „geschlossene Düngerkreislauf“ und ökologisch erzeugtes Saatgut setzen weitsichtige und linientreue Zeichen, die anscheinend auch beim Verbraucher sehr gut ankommen. Sogar der Bio-Zierpflanzenbau sei im Vormarsch, war zu hören.
Jedoch … die inländische Erzeugung hält nicht Schritt! Die zur Schau gestellte Internationalität zeigte klar auf: Andere Regionen auf der Welt stehen in den Startlöchern und sind absolut lieferbereit, zum Einen mit nicht regionalen und saisonalen Produkten und zum Anderen mit Erzeugnissen, die in unserer Region überhaupt nicht angebaut werden können.
Letzteres ist vermutlich verkraftbar, aber Regionalität und Saisonalität sind tragende Grundsäulen des ökologischen Anbaus. Seit Discounter wie Lidl und Aldi mit Bio-Ware locken, ist der Absatz von Bio-Gemüse deutlich angestiegen, und es wird ihnen förmlich aus den Händen gerissen.
In der heimischen Produktion herrscht Mangel, und die gestiegene Nachfrage wird vor allem mit ausländischer Ware befriedigt.
Im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist es zu einem normalen Bild geworden, dass der Bio-Blumenkohl aus Frankreich und der Bio-Eissalat aus Spanien kommt.
Aber es geht noch weiter: Laut Mitteilung des „Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ wuchs die Anbaufläche von Betrieben, die einem deutschen Bio- Anbauverband angehören, im Jahr 2011 nur um 1,5 %, und insgesamt wuchs die Bio-Anbaufläche lediglich um circa 2,3 %.
Gleichzeitig zeigte die renommierte Boston Consulting Group auf, dass die Nachfrage nach Bio-Produkten steigen wird. Im Klartext heißt das, dass sich die Schere noch weiter öffnen wird: die Nachfrage wird mehr steigen als die einheimische Produktion anbieten kann. Diese Lücke wird zunehmend durch Importe gefüllt, weil viele ausländische Regionen die bekannten Produktionsvorteile vorweisen. Das heimische Marktpotenzial wird auf diese Weise verschenkt. Was also tun? Den Markt weiterhin dem Ausland überlassen? Selbst wenn man „ja“ dazu sagen würde, gäbe es noch weitere Aspekte, die unbedingt berücksichtigt werden müssen: Saisonalität und Regionalität sind Fundamente des Bio-Anbaus und – viel mehr noch – sie sind gewichtiger Teil der guten Argumente, die das ganze Bio-Konzept gegenüber dem Verbraucher glaubwürdig, nachvollziehbar und attraktiv machen.
Die Gründe, warum wir zu wenig heimisches Gemüse haben, sind vielfältig: Viele einheimische Betriebe sind nicht begeistert, den LEH mit Bio-Gemüse zu beliefern, weil sie die damit verbundenen Bedingungen abschrecken und weil es für sie lukrativere Möglichkeiten gibt. Die Einkäufer im LEH wiederum sind Betriebswirte, deren Aufgabe es ist, das Angebot zur entsprechenden Nachfrage zu liefern. Sie stellen also das ins Regal, was der Kunde wünscht. Der Kunde wünscht „Bio“, und wenn es der eine Markt nicht bieten kann, dann liefert es der andere. Er wiederum ist derjenige, der die Macht hat. Aber die Verbraucherschaft besteht sicher nicht nur aus engagierten Kunden, sondern auch aus solchen, denen diese Macht nicht bewusst ist, aus jenen, denen sie egal ist und aus denjenigen, die sie nicht nutzen können, weil der Geldbeutel den Einkauf diktiert. Ein sehr schwieriges Thema, bei dem viele Rädchen ineinandergreifen!
Andererseits waren die Anfänge des Bio-Anbaus ja auch ein sehr schwieriges Thema. Als zu früheren Zeiten das Gemüse vorsichtig auf Tapeziertischen angeboten wurde weil die Märkte erst erschlossen werden mussten, oder als wochenlanges „Unkrautrobben“ angesagt war, weil die Unkrautregulierung technisch längst nicht so ausgereift war wie heute, von Ernteausfällen, weil zu wenig über die Produktion bekannt war, ganz zu schweigen.
Es wäre doch wirklich schade, wenn die bisher geleistete Arbeit und das hohe Ansehen bei den Verbrauchern in Verruf gebracht werden würden. Auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Lösung in Sicht ist, muss der erste Schritt in diese Richtung getan werden.
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