Denken Sie selbst!
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Auch 2008 hat der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen weltweit wieder zugenommen. Die bewirtschafteten Flächen stiegen gegenüber 2007 um 9,4 % auf 125 Mio. ha in insgesamt 25 Ländern. Bei Soja werden rund 70% der Welterzeugung mit gv-Sojabohnen erzielt, bei Baumwolle beträgt dieser Anteil 47%.
Gentechnisch veränderte (gv) Obst- und Gemüsearten werden bisher nur selten angebaut: In den USA standen auf kleineren Flächen gv-Zucchini, gv-Papaya und gv-Alfalfa (Luzerne). In China werden gv-Papaya und gv-Pappeln genutzt. Zudem soll es einen begrenzten Anbau von gv-Tomaten, -Paprika und -Petunien geben. In Europa ist in den nächsten Jahren nicht mit der Zulassung gentechnisch veränderter Obst- und Gemüse- sorten zu rechnen.
Es wird jedoch in einigen privaten und staatlichen Laboren weltweit an der Entwicklung derartiger Sorten geforscht. Dabei geht es um Produktqualität, veränderte Inhaltsstoffe und Schaderreger-Resistenzen. Die „gentechnische Unterdrückung“ von Allergie-auslösenden Eiweißen in Obst und Gemüse ist ebenso ein Thema.
Trotz dieser positiven Bilanz stellt sich die Situation in Sachen Gentechnik in Europa anders dar. Hier werden derzeit ausschließlich Bt-Mais-Sorten, die auf MON 810 zurückgehen, auf etwas mehr als 100.000 ha angebaut. Und gerade dieser MON 810 bewegt derzeit die öffentliche Debatte um die Grüne Gentechnik in Deutschland, angeheizt durch das Anbauverbot durch Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner.
Das Verbot begründet sie mit angeblich berechtigten Gründen zu der Annahme, dass diese Maissorten eine Gefahr für die Umwelt darstellen. Dies obwohl mit beträchtlichen Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung umfangreiche Daten im Bereich der biologischen Sicherheitsforschung vor allem auch im Zusammenhang mit dem umstrittenen Bt-Mais MON 810 erhoben wurden und alle zu dem Schluss kamen, dass dieser keine Gefährdung für die Umwelt darstellt.
Offensichtlich werden diese Erkenntnisse von der Politik nicht zur Kenntnis genommen. Es stellt sich die Frage, warum Ministerin Aigner nicht auf die Kompetenz deutscher Forscher vertraut, sondern eine einzelne widersprechen- de, noch nicht einmal unabhängig bestätigte und für Freilandbedingungen irrelevante luxemburgische Studie für die Begründung ihres Verbots heranzieht.
Es ist kein einziger Fall bestätigt worden, der einen durch Grüne Gentechnik auf die Menschen und die Umwelt verursachten Schaden dokumentiert.
Dagegen bietet sie allein durch das Einsparen von Insektiziden große ökonomische und ökologische Vorteile. Diese machen die höheren Kosten des Saatgutes bei Weitem wett.
Trotzdem werden bei uns ungestraft genehmigte Versuche zerstört und auf illegitime Weise jegliche Anstrengungen, hierzulande neue, zukunftsreiche Sorten zu entwickeln, blockiert.
Kein Wunder, dass Saatgutfirmen ihre Forschung und Entwicklung mitsamt den daran gebundenen Arbeitsplätzen ins Ausland verlagert haben. Ihnen folgen frustrierte Forscher, die ihre Arbeitsmöglichkeiten immer stärker eingeschränkt sehen.
Die Rote Biotechnologie stand vor wenigen Jahrzehnten in ähnlicher Weise im Fokus der Öffentlichkeit.
Bis in die Anfänge der 1980er Jahre wurde Insulin für die Behandlung von Diabetes aus den Bauchspeicheldrüsen von Rindern und Schweinen gewonnen. Dies war nicht ganz unproblematisch, da tierisches Insulin bei einigen Kranken zu Unverträglichkeitsreaktionen führte. Zudem war damit die wachsende Nachfrage kaum mehr zu befriedigen.
Dies änderte sich grundlegend, als es gelang, das Gen für humanes Insulin in Mikroorganismen zu übertragen und mit diesen gentechnisch veränderten „Bioreaktoren“ humanes, verträgliches Insulin in großer Menge zu produzieren. Man hätte vermuten können, dass dieser Fortschritt allseits freudig begrüßt worden wäre. Aber auch in diesem Fall bedurfte es eines langjährigen Genehmigungsverfahren (auch hier wurden „mögliche Risiken“ reklamiert) bis der Hoechst AG in Frankfurt/M. eine Produktionserlaubnis erteilt wurde.
Und auch heute sorgt ein „Rotes Thema“ wieder für Aufregung: Monsanto hat im Juli 2008 vom Europäischen Patentamt ein Patent für einen Test auf das in allen Schweinen vorkommende Gen für den so genannten Leptin-Rezeptor erteilt bekommen. Bestimmte Varianten des Gens führen zu einem schnelleren Wachstum.
Auch gegen dieses Patent hegt Ministerin Aigner Bedenken, unterstützt durch zahlreiche Umweltverbände, unter dem Schlagwort „kein Patent auf Leben“. Dabei wird jedoch völlig übersehen, dass weder die Schweine, noch das Gen patentiert wurden, sondern lediglich ein Gentest, der in der Züchtung angewandt werden kann. In der Medizin ist es Alltag, dass neue Diagnoseverfahren patentiert werden, um der Entwicklungsfirma die Entwicklungskosten zu vergüten – warum sollten in der Agrarpolitik andere Regeln gelten?
So bestätigen manche Politiker durch ihre vagen und bisweilen populistischen Aussagen lieber die in der Bevölkerung vorherrschenden Ängste und daraus resultierenden Zweifel. „Zweifel ernst zu nehmen heißt aber nicht, Ängste zu bestätigen, für die es keinen nachvollziehbaren Grund gibt. Zweifel ernst zu nehmen heißt in erster Linie, für Aufklärung zu sorgen!“
Gentechnisch veränderte (gv) Obst- und Gemüsearten werden bisher nur selten angebaut: In den USA standen auf kleineren Flächen gv-Zucchini, gv-Papaya und gv-Alfalfa (Luzerne). In China werden gv-Papaya und gv-Pappeln genutzt. Zudem soll es einen begrenzten Anbau von gv-Tomaten, -Paprika und -Petunien geben. In Europa ist in den nächsten Jahren nicht mit der Zulassung gentechnisch veränderter Obst- und Gemüse- sorten zu rechnen.
Es wird jedoch in einigen privaten und staatlichen Laboren weltweit an der Entwicklung derartiger Sorten geforscht. Dabei geht es um Produktqualität, veränderte Inhaltsstoffe und Schaderreger-Resistenzen. Die „gentechnische Unterdrückung“ von Allergie-auslösenden Eiweißen in Obst und Gemüse ist ebenso ein Thema.
Trotz dieser positiven Bilanz stellt sich die Situation in Sachen Gentechnik in Europa anders dar. Hier werden derzeit ausschließlich Bt-Mais-Sorten, die auf MON 810 zurückgehen, auf etwas mehr als 100.000 ha angebaut. Und gerade dieser MON 810 bewegt derzeit die öffentliche Debatte um die Grüne Gentechnik in Deutschland, angeheizt durch das Anbauverbot durch Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner.
Das Verbot begründet sie mit angeblich berechtigten Gründen zu der Annahme, dass diese Maissorten eine Gefahr für die Umwelt darstellen. Dies obwohl mit beträchtlichen Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung umfangreiche Daten im Bereich der biologischen Sicherheitsforschung vor allem auch im Zusammenhang mit dem umstrittenen Bt-Mais MON 810 erhoben wurden und alle zu dem Schluss kamen, dass dieser keine Gefährdung für die Umwelt darstellt.
Offensichtlich werden diese Erkenntnisse von der Politik nicht zur Kenntnis genommen. Es stellt sich die Frage, warum Ministerin Aigner nicht auf die Kompetenz deutscher Forscher vertraut, sondern eine einzelne widersprechen- de, noch nicht einmal unabhängig bestätigte und für Freilandbedingungen irrelevante luxemburgische Studie für die Begründung ihres Verbots heranzieht.
Es ist kein einziger Fall bestätigt worden, der einen durch Grüne Gentechnik auf die Menschen und die Umwelt verursachten Schaden dokumentiert.
Dagegen bietet sie allein durch das Einsparen von Insektiziden große ökonomische und ökologische Vorteile. Diese machen die höheren Kosten des Saatgutes bei Weitem wett.
Trotzdem werden bei uns ungestraft genehmigte Versuche zerstört und auf illegitime Weise jegliche Anstrengungen, hierzulande neue, zukunftsreiche Sorten zu entwickeln, blockiert.
Kein Wunder, dass Saatgutfirmen ihre Forschung und Entwicklung mitsamt den daran gebundenen Arbeitsplätzen ins Ausland verlagert haben. Ihnen folgen frustrierte Forscher, die ihre Arbeitsmöglichkeiten immer stärker eingeschränkt sehen.
Die Rote Biotechnologie stand vor wenigen Jahrzehnten in ähnlicher Weise im Fokus der Öffentlichkeit.
Bis in die Anfänge der 1980er Jahre wurde Insulin für die Behandlung von Diabetes aus den Bauchspeicheldrüsen von Rindern und Schweinen gewonnen. Dies war nicht ganz unproblematisch, da tierisches Insulin bei einigen Kranken zu Unverträglichkeitsreaktionen führte. Zudem war damit die wachsende Nachfrage kaum mehr zu befriedigen.
Dies änderte sich grundlegend, als es gelang, das Gen für humanes Insulin in Mikroorganismen zu übertragen und mit diesen gentechnisch veränderten „Bioreaktoren“ humanes, verträgliches Insulin in großer Menge zu produzieren. Man hätte vermuten können, dass dieser Fortschritt allseits freudig begrüßt worden wäre. Aber auch in diesem Fall bedurfte es eines langjährigen Genehmigungsverfahren (auch hier wurden „mögliche Risiken“ reklamiert) bis der Hoechst AG in Frankfurt/M. eine Produktionserlaubnis erteilt wurde.
Und auch heute sorgt ein „Rotes Thema“ wieder für Aufregung: Monsanto hat im Juli 2008 vom Europäischen Patentamt ein Patent für einen Test auf das in allen Schweinen vorkommende Gen für den so genannten Leptin-Rezeptor erteilt bekommen. Bestimmte Varianten des Gens führen zu einem schnelleren Wachstum.
Auch gegen dieses Patent hegt Ministerin Aigner Bedenken, unterstützt durch zahlreiche Umweltverbände, unter dem Schlagwort „kein Patent auf Leben“. Dabei wird jedoch völlig übersehen, dass weder die Schweine, noch das Gen patentiert wurden, sondern lediglich ein Gentest, der in der Züchtung angewandt werden kann. In der Medizin ist es Alltag, dass neue Diagnoseverfahren patentiert werden, um der Entwicklungsfirma die Entwicklungskosten zu vergüten – warum sollten in der Agrarpolitik andere Regeln gelten?
So bestätigen manche Politiker durch ihre vagen und bisweilen populistischen Aussagen lieber die in der Bevölkerung vorherrschenden Ängste und daraus resultierenden Zweifel. „Zweifel ernst zu nehmen heißt aber nicht, Ängste zu bestätigen, für die es keinen nachvollziehbaren Grund gibt. Zweifel ernst zu nehmen heißt in erster Linie, für Aufklärung zu sorgen!“
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