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Umweltverträgliches Mulchmaterial

Unkraut in Schach halten

Die Förderung einer zukunftsorientierten und umweltfreundlichen Landwirtschaft ohne den Einsatz gesundheitsschädlicher Chemikalien ist ein Ziel der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Einen potenziellen Baustein dafür entwickelt das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) aus dem bayerischen Straubing. Mithilfe von umweltverträglichem Mulchmaterial soll das Wachstum von Unkraut gehemmt werden, ohne Nutzpflanzen und die Tierwelt zu beeinträchtigen.

von Redaktion Quelle Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) erschienen am 10.12.2024
Genau bemessen: Die Ausbringung des Mulchmaterials erfolgt in Streifen entlang der Saatspur. Dabei kann die Streifenbreite individuell auf die Bedürfnisse der Kulturpflanzen angepasst werden. © Johannes Bodensteiner/TFZ
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Das Projekt Opti Mulch ist Teil einer seit 2020 bundesweit laufenden DBU-Förderinitiative zur Pflanzenschutzmittelvermeidung. Laut DBU-Generalsekretär Alexander Bonde könnten Projekte wie Opti Mulch echte Treiber bei der Neuausrichtung des Feldgemüsebaus sein. „Unsere Lebensmittelversorgung beruht auf mittelständischen Landwirtschaftsbetrieben aus der Region. Für einen erfolgreichen Wandel müssen die Bäuerinnen und Bauern aber auch finanziell mitziehen können. Genau das ermöglichen echte Herbizid-Alternativen wie in dem von der DBU geförderten Straubinger Projekt“, so Bonde.

Abnehmende Artenvielfallt hat schwerwiegende Folgen

Das Dilemma bei der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln fasst DBU-Referent Dr. Hans-Christian Schaefer so zusammen: „Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln ist zwar einerseits ein wichtiges Hilfsmittel zur Sicherung der Lebensmittelversorgung. Andererseits führt aber eine massenhafte Anwendung dazu, dass nicht nur Schädlinge und unerwünschte Beikräuter bekämpft werden. Oft töten die Chemikalien zahlreiche weitere Tiere und Pflanzen.“ Solcher Verlust von Biodiversität hat schwerwiegende Folgen auch für die Menschen. Der Referent sagt: „Ohne Artenvielfalt und intakte Ökosysteme bricht unsere Versorgung zusammen.“

Bezahlbare Alternative für chemischen Pflanzenschutz

Zudem gelten laut aktuellen Studien unter anderem im Journal of Agriculture and Food Research immer mehr Pflanzenschutzmittel als gesundheitsgefährdend für Menschen. Um diese Risiken für Mensch, Pflanze und Tier zu verringern, arbeitet das TFZ aus Straubing in Bayern unter Leitung von Dr. Edgar Remmele an umweltverträglichen Alternativen. Bereits von 2021 bis 2023 entwickelte das TFZ mit DBU-Förderung ein Mulchverfahren für Feldgemüse wie Gurken, Zucchini und Karotten. Remmele erläutert: „Schon eine dünne Mulchschicht hemmt das Wachstum von Beikräutern – ohne dass die Gemüsepflanzen sowie die in der Nähe beheimateten Insekten und Regenwürmer Schaden nehmen.“

Sichtbarer Unterschied: Das Mulchmaterial hemmt den Unkrautaufwuchs entlang der Pflanzenreihe, hier am Beispiel des Zucchinianbaus.
Sichtbarer Unterschied: Das Mulchmaterial hemmt den Unkrautaufwuchs entlang der Pflanzenreihe, hier am Beispiel des Zucchinianbaus. © Wolfgang Hollmach/LWG

In dem bis 2025 laufenden Anschlussprojekt Opti Mulch will das TFZ ihre Technologie weiterentwickeln. Dabei geht es laut dem staatlichen Forschungsinstitut vor allem um die Verbesserung der Mulchausbringung und die Optimierung der Mulchrezeptur. Entscheidend bleibe: Die Alternative zu chemischen Pflanzenschutzmitteln soll für Landwirtschaftsbetriebe ökologisch wie finanziell attraktiv sein. In zwei Phasen hat die DBU das Projekt mit insgesamt rund 778.000 Euro gefördert.

Gemüse wächst ohne Konkurrenz um Nährstoffe

„Das Mulchmaterial ist vollständig biologisch abbaubar und hindert die unerwünschten Beikräuter durch Abschirmen von Sonnenlicht und Sauerstoff am Wachstum“, erläutert Remmele. Das Gemüse kann ungestört und ohne Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser gedeihen. Nach Ende der Wirkungsdauer wird der Mulch zersetzt, ohne schädliche Stoffe an seine Umwelt abzugeben. „Durch die zweite Phase des Projekts konnten wir sicher nachweisen, dass unser Mulchverfahren der Tierwelt nicht schadet“, so Remmele. „Auch die praxisgerechte Ausbringung mit einem neu entwickelten Applikationsgerät konnte inzwischen demonstriert werden.“

Das richtige Mischverhältnis: Im von den Firmen Amazonenwerke und Schmotzer entwickelten Applikationsgerät ist ein Statikmischer integriert, der das Vermengen der zwei flüssigen Mulchkomponenten kurz vor der Ausbringung vornimmt.
Das richtige Mischverhältnis: Im von den Firmen Amazonenwerke und Schmotzer entwickelten Applikationsgerät ist ein Statikmischer integriert, der das Vermengen der zwei flüssigen Mulchkomponenten kurz vor der Ausbringung vornimmt. © Johannes Bodensteiner/TFZ

Die Zusammensetzung des Mulchs soll laut Remmele ebenfalls weiter verbessert werden: „Teures Rapsöl und Füllstoffe wollen wir dabei durch günstigere Komponenten ersetzen“, sagt der Projektleiter. „Die meisten der bisher untersuchten Gemüsepflanzen zeigen im Mulchanbau keine Ertragsminderung im Vergleich zur Verwendung herkömmlicher Herbizide.“ Da jedoch Ernten bei im Jahr 2023 extrem trockener und im Jahr 2024 extrem feuchter Witterung stattfanden, sind bei einigen Gemüsekulturen laut Remmle noch weitere Tests abzuwarten. Erst dann könnten endgültige Aussagen zur allgemeinen Praxistauglichkeit des Mulchverfahrens gemacht werden.

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