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Wie vertreibt man seine Kunden schnell und zuverlässig?

Treffen sich zwei Vertriebler. Fragt der eine „Und, welche Kunden vertreibst Du?“, alter Vertriebler-Witz. Doch das Gemüse-Abonnement vertreibt keine Kunden, im Gegenteil. Diese Käufer abonnieren wöchentlich Bio-Gemüse in individuell zusammengestellten Kisten.
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Es geht ihnen dabei nicht nur um den reinen Warenwert, sondern sie genießen den wöchentlichen Lieferservice und schätzen die enge Bindung zu den Gärtnern, die sie informieren und zeigen, wie produziert wird. Das Gemüse-Abo setzt Werte direkt um, die den Erzeugern und den Abonnenten der Gemüsekiste wichtig sind, zum Beispiel die kurzen Transportwege, frisches Gemüse entsprechend der Jahreszeit und eine sehr umweltschonende Logistik.
Das erfolgreiche Prinzip des Gemüse-Abos ließ neue Ideen wachsen. So gibt es bereits Handelsunternehmen, die beginnen, das gängige Abo-Prinzip abzulösen.
Der Spagat, den dieser Vertrieb hier macht, ist groß: Entweder der Schwerpunkt liegt nicht mehr auf Gemüse, so wie in Dänemark, in den Niederlanden und in England. Dort gibt es bereits Lieferdienste, von denen jeder bis zu 60.000 Kisten oder „Schlemmertüten“, gefüllt mit unterschiedlichen Lebensmitteln, hauptsächlich biologisch erzeugt, pro Woche vertreiben.
Oder der Schwerpunkt liegt auf dem kreativen und raffinierten Gemüse-Rezept, das an Privathaushalte – und nach demselben Prinzip auch an Großküchen – verkauft wird. Die Zutaten für die Rezepte werden abgewogen mitgeliefert, samt einer Empfehlung, in welcher Reihenfolge sie zubereitet werden sollen.
Ja, das Gemüse-Abo hätte das Zeug zum Handelsunternehmen. Aber nur dann, wenn es nicht nur um das betriebswirtschaftliche Ziel „mehr Profit“ geht. Und nur dann, wenn dabei auch die Werte des Bio-Anbaus nachvollziehbar gelebt werden, vor allem die Transparenz in der Produktion, die Regionalität und der Umweltschutz. Das Gemüse-Abo hat geschafft, was beim Handel mit Lebensmitteln selten gelingt. Es hat die Prüfung durch den Kundenkreis bestanden. Er ist deswegen Stammkunde bei „seinem“ Betrieb, weil er diesen und dessen Produktion kennt und schätzt, weil er sich vor Ort ein Bild machen und auch kritische Fragen stellen kann. Damit hat das Gemüse-Abo die höchste Stufe im Vertrieb reicht, den Vertrauensbeweis der Kunden. Vertrauen ist das verwundbarste Gut, im Leben generell und auch im Bio-Handel.
Das Vertrauen in biologisch erzeugte Produkte ist sehr verwundbar, weil „Bio“ inzwischen zum knallharten Milliardengeschäft geworden ist. Zum einen steht bei manchen Vermarktungs- und Produktionswegen der Profit im Vordergrund. Etwa dann, wenn nicht einmal der Name des Erzeugers erkenntlich ist, wenn die Handelswege so verschlungen sind, dass sie nur schwierig nachzuvollziehen sind, wenn „Bio“ mittlerweile um den halben Globus verschickt wird, oder überhaupt bei jedem Bio-Geschäftsmodell, das auf der Basis von „Absenken auf das Mindestmaß“ funktioniert.
Oder wenn „Bio“ deswegen noch tiefer sinkt kann, zeigte der Skandal mit den falsch deklarierten Bio-Eiern im Frühjahr. Nicht etwa, dass das Kontrollsystem nicht funktionieren würde. Eher war deutlich zu erkennen, dass es wohl offenkundig recht lasch angewandt wurde, und vor allem, dass es inzwischen als hoch profitabel angesehen wird, Kontrollen mit krimineller Energie zu umgehen.
Die Medien greifen das Thema „Bio“ mittlerweile teils undifferenziert auf, und sie titelten und kommentierten „Bio ist auch nicht besser“ bis hin zu „die Bio-Lüge“. „Bio“ muss dringend – bei jeglicher Art von Vertrieb und Produktion – folgende Werte, die von Anfang an untrennbar zu „Bio“ gehörten, wieder umsetzen und sie leben:
– Bio-Gemüse kommt aus der Region und wächst in der aktuellen Saison.
– Produktion und Logistik von Bio-Gemüse werden umweltschonend durchgeführt.
– Beim Bio-Gemüse-Anbau stehen die Türen für den Verbraucher offen.
– Die Herkunft des Bio-Gemüses ist für den Verbraucher nachvollziehbar.
Werden diese Werte des Gemüse-Abos nicht eingehalten, wird der Spagat zur Blutgrätsche, und aus dem netten Vertriebler- Witz wird Ernst.
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