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Umstellung auf Bio-Gemüsebau

Welches „Bio“ passt zu mir?

Trendsetter ist, wer seinen Gemüseanbau auf Bio umstellt. Meint man. Tatsächlich wurden 2017 nur 11% der Freiland-Gemüseanbaufläche in Deutschland ökologisch bewirtschaftet. Aber der Trend ist entscheidend und der entwickelt sich seit Jahren positiv. Wer umstellen will, hat die Qual der Wahl: Welches Biolabel passt zu mir?

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Es gibt eine Vielzahl an Biolabels ins Deutschland. Da das passende für den eigenen Betrieb zu finden, ist gar nicht so einfach.
Es gibt eine Vielzahl an Biolabels ins Deutschland. Da das passende für den eigenen Betrieb zu finden, ist gar nicht so einfach.goldencow_images – stock.adobe.com
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Unabhängig vom Label beeinflusst „Bio“ die gesamte landwirtschaftliche Betriebsführung. Ziel ist es, das Land so zu bewirtschaften, dass natürliche Kreisläufe respektiert, die Artenvielfalt erhalten, natürliche Ressourcen wie der Boden geschützt und qualitativ hochwertige Lebensmittel erzeugt werden. Ziemlich hohe Ansprüche. Das EU-Bio-Siegel und die verschiedenen Bioerbände wie Bioland, Naturland, EU-Bio und Demeter unterscheiden sich in den Vorgaben, wie diese Ziele erreicht werden sollen.

Viele Landwirte treten Bioverbänden bei – aus Überzeugung und um Unterstützung zu erhalten. Die Verbände helfen beim Marketing, bieten Beratung und die Vernetzung mit anderen Landwirten an. Nach Verbandsrichtlinien zertifizierte Produkte erzielen außerdem meist einen besseren Preis. 63,3% der deutschen Öko-Fläche werden nach den Richtlinien der Verbände bewirtschaftet. Andere Landwirte orientieren sich am EU-Bio-Siegel. Das Siegel kennzeichnet seit 2001 nach einheitlichen Richtlinien ökologisch erzeugte Produkte aus der Europäischen Union.

Die wichtigsten Label

Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise von Demeter hat ihre Ursprünge in der Anthroposophie Rudolf Steiners zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bei der Gründung 1924 war Demeter der erste Bioverband Deutschlands. Inzwischen wirtschaften 1.600 Landwirte auf rund 85.000ha Fläche biologisch-dynamisch.

Bioland wurde 1971 gegründet und ist inzwischen der größte Verband Deutschlands. Über 7.700 Landwirte, Gärtner, Imker und Winzer arbeiten nach Bioland- Richtlinien. Das Verbandsleitbild baut auf sieben Prinzipien auf – unter anderem der Kreislaufwirtschaft und Förderung von Bodenfruchtbarkeit sowie Biodiversität. 

Naturland ist deutschlandweit mit 3.700 Erzeugern weniger stark vertreten, zählt aber weltweit etwa 65.000 Erzeuger als Mitglieder. 1982 gegründet, vereinte der Verband 2010 als erster und bislang einziger „Öko“ und „Fair“ in einem Siegel.

EU-Bio hat geringere Anforderungen für eine Biozertifizierung als Bioland und Naturland. Als strengster Verband gilt Demeter. Die Tabelle zeigt, welche groben Unterschiede es zwischen den Labeln im Biogemüsebau gibt.

Bio ist nicht gleich bio

Wer sich für einen der Bioverbände entscheidet, muss seinen gesamten Betrieb umstellen. Wer bei EU-Bio bleibt, darf sich hingegen auch mit einer Teilumstellung begnügen. Die Verbände begrenzen auch die Stickstoffdüngung und den Kupfereinsatz stärker. Bei Demeter darf Kupfer in Kartoffeln und Tomaten nur mit Ausnahmegenehmigung zum Einsatz kommen. Das Gleiche gilt für Kartoffeln bei Bioland. Außerdem ist die Art der Nährstoffzufuhr geregelt: Wirtschaftsdünger aus konventionellen Betrieben dürfen nicht verwendet werden. Auch Blut-, Fleischund Knochenmehle sind verboten.

Stattdessen wird eine Kreislaufwirtschaft innerhalb des Betriebs angestrebt: organischer Dünger von eigenen Tieren ist erlaubt und gern gesehen. Demeter strebt eine Harmonie von Kosmos und Erde an. Dafür ist der Mondrhythmus von Bedeutung. Der Verband verpflichtet seine Landwirte außerdem, biodynamische Präparate aus Kompost, Kuhdung und Kräutern einzusetzen, um die Pflanzen und den Boden zu stärken. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Demeter als einziger Verband seine Landwirte zur Tierhaltung verpflichtet. Lediglich Betriebe mit mehr als 75% Umsatz aus gärtnerischen Kulturen entbindet der Verband von dieser Pflicht.

Der Verzicht auf direkt verfügbare mineralische Dünger bringt es aber auch mit sich, dass der Landwirt die Nährstoffverfügbarkeit nicht mehr so genau regeln kann. Wann organischer Stickstoff – zum Beispiel aus Kompost – im Boden verfügbar ist, lässt sich nicht leicht vorhersagen. So kann es passieren, dass die Pflanzen nicht immer optimal versorgt sind. Auch die Verwendung von Saatgut ist geregelt: Bei Demeter und Naturland muss auf pollensterile CMS-Sorten verzichtet werden. Positivlisten geben Aufschluss über erlaubte Sorten. Bei allen Bioabeln darf das Saatgut nicht chemisch-synthetisch behandelt sein und sollte möglichst aus ökologischer Herkunft stammen. Demeter verbietet zusätzlich elektronengebeiztes Saatgut.

Alternativer Pflanzenschutz

Da der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel in der Biolandwirtschaft verboten ist, wählen Biolandwirte in der Regel robustere Sorten, die sie in vielseitigen Fruchtfolgen anbauen. Nützlinge sollten generell gefördert werden, können aber auch gezielt gegen Krankheiten helfen. Der Pilz Beauveria bassiana befällt beispielsweise Weiße Fliegen, Spinnmilben und Thripse und ist für die Anwendung auf Fruchtgemüse und Hülsenfrüchten zugelassen. Auch Schlupfwespen sind beliebte Schädlingsbekämpfer. Zugelassene Pflanzenschutzmittel im Biogemüsebau sind im Allgemeinen Mittel wie Gesteinsmehle, Kaliseife und Natriumsilikat (Wasserglas). Hinzu kommen Mittel auf pflanzlicher Basis wie Pyrethrine und Neem. Netzschwefel darf eingesetzt werden und hilft gegen Schorf und Echten Mehltau. Kalksulfat wird als Insektizid und Fungizid eingesetzt.

Unkraut bekämpfen Biolandwirte statt mit Herbiziden mechanisch durch Hacken oder Abflammen. Das macht ein häufigeres Befahren des Felds nötig. Was genau „Bio“ für die landwirtschaftliche Praxis bedeutet, hängt davon ab, ob und mit welchem Verband der Landwirt zusammenarbeiten möchte. Unsere Tabelle auf Seite 27 gibt Ihnen einen Überblick über die Anforderungen der Verbände und EU-Bio. So entsteht vielleicht eine erste Idee, welche Option zum eigenen Betrieb passen könnte.

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