Hofübergabe ist ein Familienprojekt!
Der Generationswechsel ist ein Prozess, der weit vor dem Notartermin beginnt! Ziel sollte es sein, die Hofübergabe so vorzubereiten, dass alle Beteiligten das Ergebnis mittragen können. Auf dem Weg dorthin gilt es, alle Wünsche, Erwartungen und Bedenken für sich zu klären und sie den anderen Familienmitgliedern offen mitzuteilen.
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Die enge Verflechtung zwischen Familie und Betrieb macht familiengeführte Unternehmen einerseits unschlagbar, andererseits aber auch anfällig für Konflikte, vor allem im Generationswechsel, wenn die geforderte Offenheit in der Kommunikation nicht oder nur eingeschränkt gegeben ist. Dahinter steckt nicht selten Angst: Angst vor Veränderungen, vor Überforderung, vor dem „Nicht-mehr-gebraucht-werden“ und dergleichen. Doch Angst ist ein Scheinriese. Wenn man sich ihr stellt und darüber redet, wird sie zum Zwerg!
Betriebliche Dinge werden in der Regel ausführlich besprochen, die emotionalen Themen, wie das künftige Miteinander auf dem Hof mit veränderten Rollen, mit neuer Arbeitsverteilung und geänderter Wohnform, bleiben dagegen häufig auf der Strecke. Das gleiche gilt für die Frage, wie das Leben nach der Übergabe mit weniger beziehungsweise mehr Hof aussieht. Plötzlich bleibt für die Abgeber Zeit für gemeinsame Aktivitäten, die bis dahin hinter der Arbeit auf dem Betrieb zurückblieben. Auf der anderen Seite muss die junge Familie für sich einen Weg finden, trotz der übernommenen Verantwortung und Arbeit, die Zeit für die Beziehung und die Familie zu bewahren, um hier die Kraft für den Alltag zu schöpfen. Zentraler Stolperstein auf dem Weg zur gelungenen Hofübergabe sind oftmals die unausgesprochenen Erwartungen. Diese können in die unterschiedlichsten Richtungen gehen. Der Abgeber möchte weiterhin nicht nur in die Arbeitsabläufe, sondern auch in die finanziellen Angelegenheiten einbezogen sein. Seine Ehefrau erwartet vielleicht, dass sich ihre Schwiegertochter später so umfangreich um sie kümmert, wie sie es selbst für ihre Schwiegereltern gemacht hat. Der Übernehmer möchte den Betrieb nach seinen Vorstellungen umgestalten ohne kommentiert zu werden. Seine Frau möchte auch nach der Familienphase in ihrem erlernten Beruf tätig bleiben und nicht im Betrieb eingebunden werden. Die weichenden Erben erwarten vielleicht, dass ihre Eltern sie bei der Kinderbetreuung genauso unterstützen wie die junge Familie auf dem Hof, sie möchten wie früher „einfach nach Hause kommen“ können und so weiter.
Wichtige Schlagworte in Zusammenhang mit dem Generationswechsel sind Wertschätzung, Mut und Vertrauen. Es geht um Wertschätzung für das Lebenswerk der vorigen Generationen, für die Leistung der Eltern für den Betrieb, aber auch für das Engagement der top ausgebildeten Nachfolger mit ihren guten Ideen. Das Motto lautet also „Bewährtes anerkennen und neues begrüßen“. Wertschätzung der einzelnen Personen drückt sich im Übrigen auch durch eine individuell zugeschnittene Risiko- und Altersabsicherung aus. Mut benötigen beide Generationen: Die älteren, weil sie bereit sind loszulassen und eine neue Lebensphase zu beginnen. Das beinhaltet sowohl Abschied und Trauer, aber eben auch Freude und Entlastung. Das Miteinander als Paar kann und muss neugestaltet werden. Dazu bedarf es neben Mut auch Kreativität und Geduld. Die jüngere Generation braucht Mut, das Werk ihrer Eltern anzunehmen, sich der Unternehmerrolle und den damit verbundenen Herausforderungen zu stellen und sich klar abzugrenzen. Grenzen ergeben sich aus den Wünschen und Erwartungen und sollten ebenso klar kommuniziert und gelebt werden wie diese.
Mut bedarf es auch, eigene Ideen zur Unternehmensführung umzusetzen. Wenn diese nicht sofort gelingen, ist es sehr schön, wenn von der anderen Seite kein „Siehste, habe ich ja gleich gewusst, dass das nicht funktioniert“ kommt. Damit sind wir schon beim gegenseitigen Vertrauen: Ohne Vertrauen kann keine Hofübergabe gelingen!
Somit ist die Hofübergabe ein Gemeinschaftsprojekt, an dem alle beteiligt sind: Übergeberpaar, Übernehmerpaar und weichende Erben. Es kann nur gelingen, wenn alle frühzeitig ins Boot geholt werden und offen und ehrlich über ihre Wünsche und Erwartungen reden und den anderen gut zuhören, sich in ihre Rolle hineinzuversetzen. Dieser Prozess kann durchaus drei bis fünf Jahre dauern! Nehmen Sie sich die Zeit dafür! Kommunikation ist der Erfolgsfaktor Nr. 1 für Unternehmensführung insgesamt und den Generationswechsel im Besonderen. Reden ist Gold!
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