Produktion und Verbraucheraufklärung Hand in Hand!
Der diesjährige Deutsche Gartenbautag des Zentralverbands Gartenbau e.V. (ZVG) stand unter dem Motto „Gartenbau – natürlich gesund“. Ein wesentlicher Impulsgeber zu dieser Schwerpunktsetzung waren auch Sie, liebe Gemüsegärtnerinnen und -gärtner.
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Sie produzieren tagtäglich wichtige und frische Grundnahrungsmittel für die Gesellschaft, tragen in erheblichem Maße zur Vielfalt des Gartenbaus bei und sind ein nicht wegzudenkender wirtschaftlicher Faktor in der Gartenbaubranche. Umso ärgerlicher ist es, wenn schlampig recherchierte Halbwahrheiten und Vermutungen zu skandalträchtigen Meldungen, wie der „Killer-Zucchini“ aufgebauscht werden. Was für den aufgeklärten Verbraucher noch in die Kategorie schwarzer Humor fallen mag, kann für viele Betriebe verheerende Auswirkungen haben. Denn leider werden zunehmend die häufig diffusen Ängste und Sorgen der Menschen bestärkt. Der Publizist Michael Miersch hat es auf dem Gartenbautag und der Herbsttagung der Fachgruppe Gemüsebau auf den Punkt gebracht: Die Bedrohungsszenarien, mit denen wir konfrontiert sind, werden immer absolut formuliert und selten in Relation zu den tatsächlichen Risiken des menschlichen Lebens gesetzt. Das vorrangige Ziel der Gartenbaubranche, und wenn es um die Ernährung geht besonders der Sparten Gemüsebau und Obstbau, muss es daher sein, die Politiker und die Gesellschaft zu informieren, sie aufzuklären und sich als Produzenten dem sachlichen Dialog zu stellen.
Der Zentralverband Gartenbau hat sich dieser Aufgabe angenommen und hat gerade in diesem Jahr immer wieder in Pressemitteilungen und anlässlich unterschiedlicher Veranstaltungen auf den Wert der gärtnerischen Produkte von Gemüseproduzenten hingewiesen und sich für bestmögliche Rahmenbedingungen der Unternehmen im Gemüsebau eingesetzt. Auf der nächsten Internationalen Grünen Woche im Januar 2016 wird der Zentralverband Gartenbau an seinem Messestand intensiv über Gemüsearten und ebenso über Champignons informieren und den Besuchern die Möglichkeit geben, sich auch geschmacklich von der Vielfalt des Gemüsebaus zu überzeugen. Der Gemüsebau hatte aber in diesem Jahr auch mit ganz konkreten Herausforderungen zu kämpfen.
Pflanzenschutz ist ein Dauerthema, das leider nicht an Brisanz verliert. Die notwendige und angestrebte EU-Harmonisierung stockt. Außer gut gemeinter Absichtserklärungen der politischen Akteure ist diesbezüglich leider noch keine zufriedenstellende Lösung in Sicht. Dank des Einsatzes der Bundesfachgruppe Gemüsebau konnte aber zumindest für das Herbizid Proman in Feldsalat eine Notfallgenehmigung erreicht werden. Das große Ziel des Nationalen Aktionsplans (NAP) ist allerdings, dass bis zum Jahr 2023 mindestens drei Wirkstoffe in 80 Prozent aller Anwendungsgebiete zur Verfügung stehen. Dieses wichtige Ziel werden wir auch verbandspolitisch weiter verfolgen. Verbandpolitisches Engagement lohnt sich.
Bei der Novellierung der Düngeverordnung hat sich der Berufsstand für eine praxisgerechte Umsetzung der Verordnung stark gemacht. Dies ist leider nur in Teilen gelungen. Der Verordnungsentwurf ist für den Gemüsebau aufwendig, kostensteigernd und schwierig umzusetzen, aber machbar.
Eines der zentralen Themen im Jahr 2015 war auch im Gemüsebau der gesetzliche Mindestlohn. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, wenn wir das Gesetzesvorhaben gänzlich hätten verhindern können. Ich sage es aber auch in aller Deutlichkeit: Noch schlimmer wäre es gekommen, wenn wir seit Jahresbeginn 2015 schon die vollen 8,50 Euro – wie in anderen Branchen üblich – hätten zahlen müssen. Ein Unterschreiten des gesetzlichen Mindestlohns war nur durch einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag möglich. Die zwangsläufige Folge davon ist der damit einhergehende bürokratische Mehraufwand. Dies auszuhandeln war ein enormer Kraftakt!
Vor große Herausforderungen stellt die Branche zudem die Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes. Witterungsbedingte Erntespitzen lassen sich selten mit dem Arbeitszeitgesetz in Einklang bringen. Auch ist nicht erkennbar, dass höhere Erntelöhne vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH) honoriert werden. Dieses Thema wird uns auch im Jahr 2016 begleiten.
Ich wünsche allen Gärtnerinnen und Gärtnern von Herzen ein erfolgreiches Jahr 2016!
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