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Wo geht’s lang?

Die Hiobsbotschaften in den Wirtschaftsmeldungen reißen nicht ab. Weltweit werden Konjunkturprogramme entworfen und wieder verworfen. Der vorliegende Beitrag wagt eine Prognose auf die Gemüsesaison 2009.
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Wie wird sich der Konsum entwickeln? Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) prognostizierte Anfang Februar, dass die Verbraucher beim Essen und Trinken nicht sparen werden. In den letzten Monaten war die Konsumstimmung sogar erstaunlich widerstandsfähig.
Zu Beginn dieses Jahres verfügte die Mehrzahl der Verbraucher über ein unerwartet hohes Budget, weil die Benzin- und Energiekosten merklich gesunken waren, Arbeitnehmern die Pendlerpauschale rückwirkend erstattet wurde und die guten Lohnabschlüsse des vergangenen Jahres wirkten. Dieses sind neben der niedrigen Inflationsrate die Hauptursachen für die gestärkte Kaufkraft.
Das Thema Arbeitslosigkeit wird das Konsumverhalten nach Aussagen der GfK erst im Jahr 2010 entscheidend beeinflussen.

Die Verbraucher reagieren in Zeiten wirtschaftlicher Krisen gern mit einem Rückzug in die eigenen vier Wände und genießen das Leben mit hochwertigen Lebensmitteln. Dieser Effekt, genannt „Cocooning“, wird die Gastronomie zu spüren bekommen, während die Konsumenten mehr Lebensmittel als im Vorjahr einkaufen sowie häufig auf Fertiggerichte und Convenience-Produkte zurückgreifen werden.

Die Polarisierung der Märkte in eine „Billigschiene“ und das „Premiumsegment“ hält an und wird sich nach Aussagen der GfK noch verstärken. Gleichzeitig sind viele Verbraucher von den Vorteilen zum Beispiel in der Region produzierten Gemüses überzeugt.
Der Rückgang des Spargelkonsums aus inländischem Anbau im letzten Jahr war vorwiegend auf den schleppenden Saisonstart zurückzuführen. Gerade bei diesem Produkt verfügen die heimischen Erzeuger über ein hervorragendes Image. Wenn Spargel der Handelsklasse II in homogener, optisch ansprechender Form zunehmend auch über den Lebensmitteleinzelhandel vermarktet werden könnte, würden die preisbewusst einkaufenden Verbraucher die Handelsklasse II akzeptieren (vgl. Gemüse Nr. 1/2009), so wie es beim Direkteinkauf praktiziert wird.

Und wie wird sich die Kostenseite entwickeln?
Das Sinken der Rohölpreise hat die Betriebe wie auch die Transportunternehmen deutlich entlastet. Während die Preissenkungen bei Kraft- und Heizstoffen unmittelbar weitergegeben wurden, werden die Preise für Dünge- und Pflanzenschutzmittel erst mit Verzögerung reagieren, weil die Industrie versucht, ihre Kosten zu decken.

Die Gaslieferanten haben bereits reagiert, während die Strompreise nochmals erhöht wurden, weil die Kontrakte in dieser Branche langfristig sind.
Von den gesunkenen Energiekosten werden aber auch die Wettbewerber an marktfernen Standorten in Europa profitieren, die mit niedrigen Frachtraten kalkulieren und ihr Angebot postwendend erhöhen werden.

Als weiterer Kostenfaktor entscheiden die Arbeitskosten über Wohl und Wehe.
Solange die momentane Regelung zur Beschäftigung von ausländischen Saison-Arbeitskräften erhalten bleibt, bedeutet diese einen erheblichen Kostenvorteil für die deutschen Erzeuger. Vermutlich wird sich der Wettbewerb um Erntehelfer entspannen, weil viele polnische „Wanderarbeiter“ konjunkturbedingt nicht mehr in England oder Irland gebraucht werden.

Bei der Kalkulation rücken die Pachtkosten mehr und mehr in den Vordergrund.
Insbesondere in weiten Teilen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens gibt es Regionen, in denen der Flächenbedarf für den Gemüseanbau, die intensive Tierhaltung und den Anbau von Energiepflanzengleichzeitig wächst.
Wenn für die Flächenpacht an marktfernen Standorten doppelt so viel gezahlt wird als zum Beispiel in Rheinland-Pfalz, werden die Kosten mittelfristig nicht mehr tragbar sein.

Fazit: Die Aussichten für den Gemüsebau sind in dieser Saison noch günstig, wenn das Angebot marktkonform gestaltet wird.
Kurzfristig dürften die ausbleibenden Marketingaktivitäten der CMA keine merklichen Auswirkungen auf die inländische Nachfrage haben. Dagegen könnten mittel- und langfristig Exportmärkte wegfallen.
Fehlende Preisinformationen der ZMP dürften für viele Produzenten aktuell größere Einschnitte verursachen als der Wegfall von Werbung. Begrüßenswert ist daher die Gründung der AMI GmbH als Nachfolgeorganisation (siehe Seite 8). Dagegen sind Direktvermarkter im Nachteil, zumal regionale Vermarktungsinitiativen ebenfalls aus dem Absatzfonds gestützt wurden.
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