Das ZBG zieht nach Hohenheim
Das vor 65 Jahren in Hannover gegründete Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau (ZBG) zieht zum 1. Januar 2023 nach Hohenheim. Hintergründe beleuchtete das ZBG-Forum 2022.
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„Das ZBG wurde zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Praxis, Wissenschaft und Politik“, sagte Prof. Dr. Hartmut Stützel, Leibniz Universität Hannover und Vorstandsvorsitzender ZBG.
Das 1957 am Institut für Gartenbauökonomie der heutigen Leibniz Universität Hannover als „Arbeitskreis Betriebswirtschaftliche Beratung im Gartenbau“, später „Arbeitskreis für Betriebswirtschaft im Gartenbau“, gegründete ZBG finanziert sich als gemeinnütziger, eingetragener Verein durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie durch die für die Landwirtschaft zuständigen Landesministerien.
Der Arbeitskreis erhielt die satzungsgemäße Aufgabe, die Gartenbaubetriebe durch Untersuchungs-, Forschungs- und Schulungstätigkeit im Bereich der Betriebswirtschaft zu fördern und zu unterstützen und Bund und Ländern Entscheidungshilfen zu liefern. Wichtig war die Integration in die Gartenbaufakultät der heutigen Leibniz Universität Hannover.
Die Universitätsleitung entschied zusammen mit dem zuständigen Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Forschung und Lehre für den Gartenbau in Hannover einzustellen. Dieser Entschluss steht im Wiederspruch zu allen Empfehlungen der Fachleute wie dem Wissenschaftsrat, der die Bereitstellung von 15 bis 20 Professuren für den Gartenbau als sinnvoll erachtet. Auch laut Ergebnisbericht 2015 der Forschungsevaluation zu den Agrar- und Gartenbauwissenschaften in Niedersachsen müssen die systembezogenen Gartenbauwissenschaften an der Universität Hannover erhalten bleiben. „Dass nun alles anders kommt, gibt denjenigen Recht, die die Effektivität von Forschungsevaluationen in Frage stellen“, so Stützel, „Deutschland führt derzeit einen Großversuch in vivo zu der Fragestellung durch, ob Gartenbauwissenschaften überhaupt einen Platz an einer Universität haben sollten.“
Neuer Standort Hohenheim
Das ZBG hat ab 1. Januar 2023 seinen neuen Standort an der Universität Hohenheim. Damit ist aus Sicht von Stützel das Fortbestehen des ZBGs in einem exzellenten wissenschaftlichen Umfeld gesichert.
Der neue ZBG-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Christian Lippert wird in Hohenheim federführend die wissenschaftliche Betreuung des ZBGs übernehmen.
Der Dekan der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hohenheim Prof. Dr. Ralf Vögele begeisterte für den Standort Hohenheim und zeigte Ernsthaftigkeit, die Gartenbauwissenschaften langfristig bei sich zu etablieren. Allerdings stellte er auch klar, dass nicht alle Bereiche abgedeckt werden können. Man sei auf einem guten Wege, könne aber kein Ersatz für Hannover sein. Langfristig sei ein Master-Studiengang Gartenbauwissenschaften in deutscher Sprache möglich. Externe Kooperationspartner könnten fehlende Module abdecken.
Das Leitbild der gut vernetzten, drittmittelstarken „Top-Agrarfakultät in Deutschland“ beinhaltet Biodiversität sowie die Entwicklung nachhaltiger Verfahren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft.
Betriebsvergleich als zentrale Aufgabe
„Die Durchführung des Betriebsvergleichs war von je her eine zentrale Aufgabe des ZBGs“, sagte ZBG-Geschäftsführer Robert Luer. Zusammen mit der Beratung und den Steuerkanzleien wird jedes Jahr aufs Neue daran gearbeitet, den politischen EntscheidungsträgerInnen eine umfangreiche Datenbasis über den Gartenbau in Deutschland bereitzustellen.
Der große Mehrwert der aktuelle Version Betriebsvergleich 4.0, dem Herzstück des ZBGs, ist die Datenverdichtung auf der Startseite im Cockpit. Sogar die Ursachenanalyse bei geringer Rentabilität sei möglich. Heute ist die Nutzbarkeit des Betriebsvergleichs für unterschiedliche Nutzergruppen aus allen Sparten des Gartenbaus sichergestellt.
Aktuell plane man Schnittstellen zu gärtnerischer Software und anderen Datenbanken zu entwickeln, um unterschiedliche Datensätze zusammenzuführen, was beispielsweise die Entbürokratisierung unterstützen kann oder tiefergehende Auswertungen zum Beispiel zum Nachhaltigkeitskontrolling ermöglicht.
Ein diesjähriger Meilenstein war die vollautomatisierte Datenübertragung von Kassensystemen aus Endverkaufsgärtnereien.
Luer betonte die über die Jahre weltweit entstandenen und gepflegten Kontakte zu Ämtern, Verbänden und anderen Institutionen. Besonders in turbulenten Zeiten sei der Bedarf an Daten hoch, ergeben die Anfragen beispielsweise zu Zeiten der Corona-Pandemie und aktuellen Energiekrise. Die Kombination verschiedener Datenquellen sei auch in Zukunft ein wichtiges Aufgabengebiet. Luer setzt auf eine Fortführung des umfangreichen Netzwerkes auch vom neuen Standort Hohenheim aus.
Geplant ist die Integration eines Nachhaltigkeitsmoduls. Die Integration von Farmmanagmentsystemen sind weitere Zukunftsideen.
Die jährlich vom ZBG durchgeführte Fachtagung nahm 2022 den Ökologischen Gartenbau unter die Lupe.
Nutzen für Unternehmen
Die Co Concept-Unternehmensberatung unterstützt die Weiterentwicklung und den Bekanntheitsgrad des Betriebsvergleichs, um möglichst viele Betriebe zur Teilnahme zu bewegen. „Wer einmal dabei ist, bleibt auch dabei“, berichtete Dr. Marianne Altmann, Co Concept.
Aus Sicht der Beratung beurteilte Dr. Henning Krause, Landgard und ehemals Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen, den positiven Nutzen des Betriebsvergleichs als Beratungstool. Es sieht die Teilnahme als Voraussetzung eines betriebswirtschaftlichen Beratungsgesprächs. Der Betriebsvergleich 4.0 schafft zudem eine gute Gesprächsgrundlage für Banken. Der Vergleich mit anderen Betrieben bringe UnternehmerInnen oft zum Nachdenken zu Gunsten ihres Betriebs.
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