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Thünen-Institut

Regenerative Landwirtschaft – überschätzt und ineffizient für Klimaschutz?

Die regenerative Landwirtschaft wird oft als Lösung für Klimaschutz und Rentabilität gesehen, doch eine aktuelle Studie des vom Thünen-Institut und von global networks koordinierten unabhängigen Netzwerks agri benchmark zeigt ernüchternde Ergebnisse.

von Thünen-Institut erschienen am 04.03.2025
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Die Regenerative Landwirtschaft wird oft als Mittel zur Verringerung der Treibhausgasemissionen aus der Pflanzenproduktion und zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Rentabilität angepriesen. Obwohl eine einheitliche Definition des Begriffs nicht existiert, gehören doch Zwischenfrüchte und Verzicht auf bzw. reduzierte Bodenbearbeitung immer zu deren Hauptmerkmalen.

Die kürzlich in der Zeitschrift EuroChoices veröffentlichte agri-benchmark-Studie „Regenerative Landwirtschaft und Klimaschutz ­– Hohe Erwartungen, geringe Erfolge“ hat zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema sowie Daten aus dem agri benchmark-Netzwerk näher untersucht und ausgewertet. Die Autoren schlussfolgern, dass das Potenzial der regenerativen Landwirtschaft zur Kohlenstoffbindung und ihr wirtschaftlicher Nutzen überschätzt werden. Praktiken wie Zwischenfrüchte und reduzierte Bodenbearbeitung sind weltweit teils nur begrenzt durchführbar und können Erträge unter bestimmten klimatischen Bedingungen sogar verringern. Die erwarteten wirtschaftlichen Vorteile beruhen oft auf wenig realistischen Annahmen, geringere Erträge können sogar zu indirekten Landnutzungsänderungen führen, wodurch die Kohlenstoffspeicherung zunichtegemacht wird.

Die Autoren der Studie, Dr. Yelto Zimmer, Dr. Joachim Lammel, Prof. Dr. Ludwig Theuvsen und Barry Ward, erkennen die sonstigen Umweltvorteile, die reduzierte Bodenbearbeitungssysteme und Zwischenfrüchte bieten können, voll an. Sie weisen jedoch darauf hin, dass jüngere Forschungsergebnisse die Zahlen zur THG-Bindung durch Pflugverzicht stark infrage stellen; auch die positiven Treibhausgas-Effekte von Zwischenfrüchten sind keineswegs so eindeutig wie vielfach behauptet. Hauptproblem im Zusammenhang mit Zwischenfrüchten ist darüber hinaus die fehlende Dauerhaftigkeit der Kohlenstoffbindung und die damit vielfach verbundene Notwendigkeit der dauerhaften Subventionierung von Landwirten.

Nicht zuletzt befürchten die Autoren, dass die Konzentration auf regenerative Methoden von den wichtigen Fragen ablenkt: „Ob beabsichtigt oder nicht, wir sehen die Gefahr, dass politische Entscheidungsträger, die Industrie und die Landwirte von einem ausgefallenen Begriff fasziniert sind, während sie sich nicht mit den wirklich wichtigen Fragen der Treibhausgasminderung befassen, wie zum Beispiel der Effizienz der Stickstoffnutzung in landwirtschaftlichen Produktionssystemen. Wir haben den Eindruck, dass das Konzept der regenerativen Landwirtschaft für die landwirtschaftlichen Akteure deshalb so attraktiv ist, weil es sich auf die Bindung von Treibhausgasen konzentriert und daher ­– zumindest theoretisch – zu einer Einkommensquelle für Landwirte durch den Verkauf von Zertifikaten werden kann. [...] Die größte Herausforderung besteht jedoch darin, die laufenden Emissionen zu verringern.“

Verbesserte Stickstoffeffizienz als Leitbild

Die Autoren schlagen als wirksameren Ansatz die Verbesserung der Stickstoffnutzungseffizienz vor, um den Kohlenstoff-Fußabdruck landwirtschaftlicher Produkte zu verringern. Nicht nur ist der Einsatz von mineralischen Stickstoffdüngern für circa 80 % der THG-Emissionen aus der Pflanzenproduktion verantwortlich, mit einer besseren Effizienz der Düngung werden gleichzeitig Inputkosten gesenkt und die Produktivität verbessert. Im Gegensatz zu regenerativen Verfahren bietet die Verbesserung der Stickstoffeffizienz stabile und messbare Ergebnisse, ohne dass landwirtschaftliche Betriebe Ertragseinbußen hinnehmen oder dauerhaft finanzielle Ausgleichszahlungen erhalten müssen. Dieser Ansatz ist daher langfristig nachhaltig, wirtschaftlich und leistet einen verlässlichen Beitrag zum Klimaschutz.

In Ihrem Ausblick regen die Autoren einen kritischen Dialog an: „Wir freuen uns auf eine kritische und konstruktive Debatte über unser Papier. Wir hoffen, dass sich die landwirtschaftlichen Akteure am Ende der Grenzen und Unzulänglichkeiten der Schlüsselelemente der regenerativen Landwirtschaft bewusst sind, wenn es um die Minderung und Bindung von Treibhausgasen geht. Auf dieser Grundlage werden sie besser in der Lage sein, zur dringend benötigten Verbesserung der THG-Bilanz in der weltweiten Pflanzenproduktion beizutragen.“

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