Tendenziöse und diffamierende Berichterstattung von ProSieben kritisiert
Der heimische Obst- und Gemüsebau wehrt sich gegen die tendenziöse und diffamierende Berichterstattung in der Fernsehsendung „JENKE. Das Food-Experiment“. Der Fernsehjournalist Jenke von Wilmsdorff zeigte in der Berichterstattung des Senders ProSieben, welche mutmaßlichen Auswirkungen Schadstoffbelastungen in Nahrungsmitteln haben. In einem Selbstexperiment konsumierte er über zwei Wochen die am stärksten belasteten Lebensmittel.
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Nun wird die Branche mit den teilweisen einseitigen Inhalten der Sendung von verschiedenen Seiten konfrontiert. Dabei sieht sich der deutsche Gartenbau zu Unrecht mit an den Pranger gestellt. „Als Obst- und Gemüseproduzenten setzen wir uns tagtäglich für die Produktion von gesunden Lebensmitteln ein und leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt und auch zum Klimaschutz“, betonen Christian Ufen, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Gemüsebau (BfG) und Jens Stechmann, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau in einem gemeinsamen Schreiben an Redaktion, Redakteur und Senderverantwortlichen. „Unsere Produktion ist sicher und umweltschonend mit hohen Sozialstandards für Mitarbeiter, einschließlich Saisonarbeitskräfte. Diese Bemühungen werden durch eine tendenziöse Berichterstattung mit Vermischung von Herkünften, fraglichen Untersuchungsmethoden sowie nicht belegten Behauptungen zunichtegemacht“, stellen die Bundesfachgruppenvorsitzenden klar.
Obst- und Gemüsekonsum fördern, statt Ängste schüren
Wichtig sei es den Bundesfachgruppen vor allem, die einzigartige gesundheitsfördernde Mischung aus Nährstoffen wie Vitamin A/Beta-Carotin, Vitamin C, Folsäure, Kalium, Magnesium und Ballaststoffen zu betonen. Daher solle es in erster Linie darum gehen, die Verbraucher*innen zu vielfältigem Gemüse- und Obstkonsum zu motivieren, statt Angst zu verbreiten. Denn oft könne der Verbraucher das Gefährdungspotenzial in den meisten Fällen nicht selbst bewerten. Aus wissenschaftlicher Sicht bestehe bei Funden von vermeintlich gesundheitsbedenklichen Inhaltsstoffen, die als schwerwiegend bewertet werden, kein Anlass. Das bestätigt auch die Faktenlage: Lebensmittel in Deutschland sind heute sicherer als jemals zuvor. So zeigt das Rückstandsmonitoring des QS-Systems beispielsweise, dass im Auswertungszeitraum vom 1. Oktober 2019 bis 30. September 2020 keine Überschreitung der Rückstandshöchstgehalte bei den 99,4 Prozent der 16.380 Obst- und Gemüseproben aus 49 Lieferländern festgestellt wurden. Lediglich bei 0,6 Prozent der Proben wurden die Werte bestimmter Pflanzenschutzmittel überschritten. „Diese Höchstgehalte sind nicht die Grenze zwischen giftig und ungiftig, sondern entscheiden darüber, ob ein Lebensmittel frei handelbar ist“, so Ufen und Stechmann.
Anbaumethode nichtentscheidend
Besonders wenig Auffälligkeiten gebe es bei inländischer regionaler Ware, gleich welcher Anbaumethode. Beim deutschen Anbau von Obst und Gemüse werden Pflanzgut, Wasserqualität, Düngung und zugelassene Pflanzenschutzmittel sachgerecht eingesetzt und durch das QS-System kontrolliert, bevor die Ware in den Verkauf im Lebensmitteleinzelhandel gelangen kann. Bei der Ernte und dem Transport der Ware muss ein hohes Hygieneniveau eingehalten werden.
In regelmäßigen Rückstandsuntersuchungen wird in Laboren geprüft, ob nur zugelassene Pflanzenschutzmittel in der vorgeschriebenen Menge verwendet wurden. „Obst und Gemüse sollte vor dem Verzehr gewaschen, geputzt und bei Bedarf zerkleinert werden. Nach diesen drei Schritten steht dem sicheren Genuss von frischem Obst und Gemüse nichts mehr im Weg, egal ob roh oder zubereitet“, betonten die Vorsitzenden in ihrem Schreiben. Die in der Sendung dargestellte Gegenüberstellung von Produkten nach Vorgaben des ökologischen Landbaus und anderen Produktionsverfahren sehen die Branchenvertreter ebenfalls als kritisch an. „Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat sehr wohl gezeigt, dass die Gräben zwischen Bio- und Nicht-Bioware überholt sind und die Produzenten vielmehr voneinander lernen können. Es geht um ein Sowohl-als-auch und kein Entweder-oder.“
Die jüngste Ausstrahlung von ProSieben reiht sich ein in eine Kette von Medienberichten, die den heimischen Obst- und Gemüsebau einseitig negative Umweltwirkungen und Schadstoffbelastungen unterstellt und gegenteilige Argumente und Studien nicht berücksichtigt. Daher ist das Schreiben der Bundesfachgruppen mit einem Gesprächsangebot verbunden. Gleichzeitig behält man sich aber vor, eine Beschwerde beim Presserat zu prüfen.
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