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Gemeinsame Online-Presseveranstaltung von IVA und BOG

Mangel an Pflanzenschutzmitteln gefährdet den heimischen Gemüseanbau

Die sinkende Zahl an zugelassenen Pflanzenschutzmitteln und der damit verbundene Wirkstoffmangel bereiten zahlreichen Landwirten sowie Obstund Gemüseanbauern große Sorgen. Und diese sind nicht ganz unberechtigt, wie Frank Gemmer, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Agrar e. V. (IVA), während des gemeinsamen Pressegesprächs mit dem Bundesausschuss Obst und Gemüse (BOG) am 21. Oktober berichtete.

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So müsse zukünftig damit gerechnet werden, dass es bei Feldfrüchten wie Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben, aber auch verschiedenen Obst- und Gemüsekulturen, zu Ertragseinbußen kommt, weil Schädlinge, Krankheiten sowie Unkräuter nicht mehr ausreichend bekämpft werden können.

Notfallzulassungen sind die Regel geworden

„Bereits jetzt sind die Anbauer auf kurzfristige Notfallzulassungen angewiesen. Das kann kein Dauerzustand sein“, äußerte sich Christian Ufen, stellvertretender Vorsitzender des Bundesausschusses Obst und Gemüse (BOG). Vor allem im Bereich der Insektizide ist die Auswahl an Wirkstoffen in den letzten Jahren deutlich gesunken. So gibt es laut Ufen kaum noch wirksame Pflanzenschutzmittel gegen den Spinnmilbenbefall in Fruchtgemüsearten, wie zum Beispiel Einlegegurken, oder den Thripsen- sowie Kohlfliegenbefall im Kohlanbau. Gleichzeitig steigt die Gefahr, dass sich aufgrund mangelnder Alternativwirkstoffe Resistenzen ausbilden und damit bei vielen Gemüsekulturen ganze Bekämpfungsstrategien zusammenbrechen.

„In vielen Kräuter- und Gemüsekulturen fehlt es turen außerdem an wirksamen Herbiziden“, erklärte Ufen. Das wirke sich nicht nur auf die Kultur selbst aus, sondern auch auf die Struktur des Anbaus. Wo chemische Pflanzenschutzmittel fehlen, würde auf technische Lösungen zurückgegriffen. Doch das rechne sich für Gemüseanbauer nur, wenn sie große Mengen der jeweiligen Kultur anbauen würden, so Ufen. Er fürchtet, dass dadurch zukünftig viele Gemüsekulturen nicht mehr in kleineren Betrieben angebaut werden, sondern der Anbau in größere Betriebe gedrängt wird, da sich dort der Arbeitsaufwand mehr rechnet. Wenn sich die aktuelle Lage weiterhin verschärft, müsse man sogar damit rechnen, dass gewisse Kulturen gar nicht mehr in Deutschland angebaut werden, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des BOG.

Verbraucher wünschen sich mehr regionales Gemüse

Dabei ist es den Verbrauchern in Deutschland zunehmend wichtiger, dass mehr Gemüse – und auch Obst – aus dem heimischen Anbau stammen. Vor allem durch die Coronakrise sei vielen Verbrauchern erst richtig bewusst geworden, wie wichtig die Erzeugung und Versorgung mit deutschen Lebensmitteln ist, berichtete Frank Gemmer.

So ergab eine repräsentative Telefonbefragung, die der IVA im Sommer diesen Jahres in Auftrag gegeben hat, dass sich über 70% der Befragten eine bessere Selbstversorgung mit landwirtschaftlichen Grundprodukten in Deutschland wünschen. „Bei vielen Kulturen ist eine hundertprozentige Selbstversorgung derzeit aber nicht möglich“, erklärte Frank Gemmer. In den Wirtschaftsjahren 2016/2017 bis 2018/2019 stammten nur acht von zehn Kohlköpfen aus dem heimischen Anbau. Bei Möhren und Spargel wurde 70 Prozent der Ware in Deutschland erzeugt und der Selbstversorgungsgrad von Bohnen und Erbsen lag gerade einmal bei 22 Prozent. Den Wunsch der Verbraucher nachzukommen, sehen IVA und BOG angesichts der aktuellen Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln jedoch als schwierig an. „Die momentane Lage wirkt stark dagegen, dessen muss man sich bewusst sein“, so Ufen.