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Siegfried und Johannes Tiefel Obst und Gemüse GbR, Fürth-Ritzmannshof

Sich das obere Preissegment sichern

Die bayerische Spargelsaison wurde in diesem Jahr bei Familie Tiefel, Fürth-Ritzmannshof, eröffnet. Was hat sich seit dem Portrait des Betriebes in »Gemüse« Ausgabe 5/2009 verändert? Welche Strategien wurden beibehalten? »Gemüse«-Autorin Ramona Schneider war dort.

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Vorsitzende des Spargel- Erzeugerverbandes Franken, Miriam Adel, Gastgeber Johannes und Siegfried Tiefel, Abteilungsleiter für Erzeugung und Markt, Ministerialdirigent Eckbert Dauer, Fränkische Spargelkönigin, Theresa Bub.
Vorsitzende des Spargel- Erzeugerverbandes Franken, Miriam Adel, Gastgeber Johannes und Siegfried Tiefel, Abteilungsleiter für Erzeugung und Markt, Ministerialdirigent Eckbert Dauer, Fränkische Spargelkönigin, Theresa Bub.Schneider
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Die bayerische Spargelsaison wurde in diesem Jahr bei Familie Tiefel, Fürth-Ritzmannshof, eröffnet. Was hat sich seit dem Portrait des Betriebes in »Gemüse« Ausgabe 5/2009 verändert? Welche Strategien wurden beibehalten? »Gemüse«-Autorin Ramona Schneider war dort. Spargel und Erdbeeren sind immer noch die lukrative Ergänzung zum Anbau von Wintergetreide, Raps, Silomais und der etwas zurückgegangenen Lohndruschdienstleistung. Es besteht im Raum Fürth ein kleiner Wettbewerb, im Frühjahr den ersten Spargel auf den Markt zu bringen. Familie Tiefel schafft das meist als erste. Diese Verfrühung trotz unterschiedlichster Witterung hinzubekommen, ist Siegfried Tiefels Ehrgeiz. Auf leicht nach Süden geneigten Sandäckern wurde flach gepflanzt und flach aufgedämmt. Das Aufdämmen geschieht oft schon im Herbst oder Anfang des Jahres. Schwarz- Weiß-Folie, Minitunnel und Lochfolie über sechs Reihen bieten Schutz. 

Das gilt für 2 ha der inzwischen 7,5 ha umfassenden Spargelfläche. Durch späteres und höheres Aufdämmen und dem Einsatz von weißer Folie kann die Erntezeit gut bis Ende Juni ausgedehnt werden. Die Sorte ‘Baklim’ eignet sich laut Siegfried Tiefel nicht für eine späte Ernte: „Die Stangen werden zu dick und sie blühen oft auf.“ Die Familie baut zu 95% ‘Gijnlim’ an, experimentiert aber immer wieder auch mit anderen Sorten. Darunter sind allerdings keine speziellen Grünspargelsorten. Die Erfahrung zeige, dass die grünen Stangen nur als Beiprodukt zu Bleichspargel gekauft werden und weniger als 5% des Gesamtspargelabsatzes ausmachen. Für die Grünspargelproduktion werden die ‘Gijnlim’-Altanlagen genutzt. Ein großer Vorteil ist die gute Wasserversorgung. Diese ist notwendig, denn der Hof liegt im Sommertrockenheitsgebiet des mittelfränkischen Beckens mit nur 550mm Jahresniederschlägen. Mehrere eigene Brunnen sind keine 500m von den Spargelflächen entfernt. 

Tiefgreifende Untergrundlockerung dient der Bodenvorbereitung vor einer Neuanlage. Tiefes Fräsen vermeidet Tiefel dagegen: „Da kommen zu viele Steine hoch“. Es wird mit Kompost gedüngt nach den Empfehlungen einer Bodenuntersuchung vor der Stechperiode. Der Kompost stammt aus einer mit anderen Anbauern privat betriebenen Biomüll verwertenden Kompostanlage. Beim Pflanzenschutz setzen Tiefels auf Score und Signum vor der Blüte und zu Blühbeginn auf Switch, im Wechsel mit den Mitteln Amistar Opti und Delan. Unkraut wird in Ertragsanlagen nur mechanisch mit Grubber und Hacke bekämpft, nach der Stechperiode eventuell mit Spectrum. 

Geerntet wird der Spargel wieder händisch. Auf den Einsatz des Spargelfliegers (Kügel) wird inzwischen verzichtet: „Es ist nicht einfach, drei Erntepersonen zu finden, die von der Arbeitsgeschwindigkeit her zusammenpassen. Außerdem arbeiten die Leute ungern mit dem Gerät“, begründet Siegfried Tiefel die Entscheidung. 

Nach der Ernte wird der Spargel schockgekühlt und in Brucheis verpackt. Inzwischen verlangen die Privatkunden zunehmend geschälte Stangen. Bereits die Hälfte der Ernte wird so vermarktet. Familie Tiefel bietet Bleichspargel-Stangen entweder vorgeschält in Siegelschalen an oder schält sie beim Kauf für einen zusätzlichen Euro pro Kilogramm. Ab Mai gibt’s zum Spargel dann die Erdbeeren. Sie passen einfach gut dazu und bieten ein weiteres finanzielles Standbein. Die Anbaufläche von 5ha bleibt seit Jahren konstant. Auch hier setzt Siegfried Tiefel auf Verfrühung. Unter einer Doppelabdeckung mit Folie und Vlies wachsen die frühen Sorten ‘Flair’ und ‘Daroyal’. Dann übernimmt ‘Sonata’, bevor die Erntestreckung am Saisonende mit den späten Sorten ‘Faith’ und ‘Malwina’ einsetzt. Anbau im Waldschatten und frühzeitige Strohabdeckung machen das möglich. Vermarktet wird Schalenware ab Hof und an Verkaufsständen, teilweise zusammen mit Spargel, und in Selbstpflücke. Wer Spargel kauft, nimmt oft auch Erdbeeren mit, haben Tiefels festgestellt. Umgekehrt funktioniert das allerdings weniger. „Gepflückt wird nur die Menge, die auch sicher und gut vermarktet werden kann“, schränkt Johannes Tiefel ein. 

Ihre Produkte sicher absetzen zu können und dabei in einem höheren Preissegment zu liegen, ist der Familie wichtig. Bei entsprechenden „Aktionen“ des LEH wird man weder Tiefelschen Spargel noch Erdbeeren finden. „Das machen wir nicht mit“, so Siegfried Tiefel. Sind die Preise zu niedrig, bleiben die Erdbeeren auf dem Feld und Spargel wird notfalls früher abgedämmt. Die Absatzwege haben sich in den letzten zehn Jahren geändert. Inzwischen wird 40% des Tiefelschen Spargels direkt an den LEH geliefert. Nur mehr 20% der Spargelernte werden ab Hof oder an Gaststätten verkauft. In der Erdbeerzeit betreiben Tiefels Verkaufsstände auf dem beliebten Fürther Bauernmarkt. Dort und an zwei anderen Ständen werden weitere 20% des Spargels vermarktet. Die restlichen 20% gehen am Nürnberger Großmarkt an die Firma Früchte Böhmer. 

Überhaupt ist der Verkauf bei Familie Tiefel Chefsache. An jedem Werktag sind Vater und Sohn, Siegfried und Johannes Tiefel, und ein Student auf Liefertour zu insgesamt 15 Lebensmittelläden. Dort wird nicht nur zusätzlich Regalpflege betrieben, sondern auch das gute Verhältnis zu Filialleitern und Verkaufspersonal gepflegt. Mutter Angelika Tiefel, Hauswirtschaftstechnikerin, managt zu Hause Hofladen und Verkaufshütten. Auf diese Weise stimmen die Preise und Produktionssteigerungen. Flächenerweiterungen sind nicht notwendig, um ein Auskommen für zwei Generationen zu schaffen. Mehr Spargel und Erdbeeren über diese personalintensive Art zu verkaufen, könnte familienintern nicht mehr geschultert werden. Zusätzlich zum Verkauf kümmert sich Betriebsleiter Johannes Tiefel, Landbautechniker, um Arbeitsmanagement, Außenwirtschaft und Aufbereitung. Vater Siegfried Tiefel, Dipl.-Ing. (FH) Landwirtschaft, managt noch das Büro. Außerdem liegt ihm berufsständisches Engagement am Herzen. Verlass ist stets auch auf Bruder Stefan Tiefel, den Netzwerktechniker und Master Elektrotechnik. Seine Unterstützung beim Aufbereiten, Verpacken und Liefern ist eine große Hilfe. Familienfremde Arbeitskräfte sind ebenso vorhanden: Bis zu 14 Saisonkräfte sind bei Ernte, Aufbereitung und Transport von Spargel und Erdbeeren eingesetzt und vier 450 Euro-Hilfskräfte übernehmen den Verkauf.Werbung ist kaum mehr notwendig. Hinweisschilder am Straßenrand genügen. In den Vorjahren wurde ein intensiver Kontakt zu Medien aller Art aufgebaut. Ein Selbstläufer ist dabei der örtliche Wettbewerb um die früheste Spargelernte geworden. In dieser Hinsicht kann sich Familie Tiefel entspannt zurücklehnen, die Medienvertreter melden sich von selbst.

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