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Polnische Verarbeitungsindustrie aus den Kinderschuhen heraus

Gemüseregion Łowicz im Aufwind

In der Mitte zwischen der polnischen Hauptstadt Warschau und dem nicht weniger bekannten Łódz liegt die Stadt Łowicz. Sie umgibt ein aufstrebendes Gemüseanbaugebiet, dessen Industriefirmen sich kürzlich im Rahmen einer Pressereise vorstellten.

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Rotkohlverarbeitung beim Unternehmen Urbanek auf der Höhe westlichen Standards. Rund 250 t Obst und Gemüse werden in der Produktionszeit täglich vorbereitet und in Gläser eingelegt.
Rotkohlverarbeitung beim Unternehmen Urbanek auf der Höhe westlichen Standards. Rund 250 t Obst und Gemüse werden in der Produktionszeit täglich vorbereitet und in Gläser eingelegt.
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Hinter der Gemüseregion Łowicz steht ein sehr rühriger Bürgermeister. Krzysztof Jan Kalinski nutzt die Chance, Unternehmen des Umlands zu fördern und ihnen über Grenzen hinweg zu Publicity zu verhelfen. Zu den engagierten Betrieben um die Stadt Łowicz zählen Verarbeitungsfirmen, die das Gemüse der umgebenden Höfe aufnehmen und veredeln. Die Voraussetzungen für die Gemüseproduktion vieler kleiner Gemüseanbaubetriebe in diesem Gebiet wurden bereits in »Gemüse« Nr. 5/2018 auf Seite 8 beschrieben.

Gemüse liefern, wie in Deutschland lebende Osteuropäer es kennen

Pszczółka beispielsweise ist ein Unternehmen, das aus einer 1944 gegründeten Kooperative entstand und 1980 noch 3.000 Mitglieder hatte. 2010 starteten 16 Mitglieder neu durch und haben mit der Firma Hortex, Warschau/P, einen Partner, der als Mittler zum europäischen Markt fungiert. Exportiert wird zum Beispiel in die Niederlande und in andere westeuropäische Staaten, darunter auch circa 250.000 t frische Zwiebeln. Deutschland ist der größte westliche Markt für die bei Pszczółka eingelegten Tomaten, Paprika, Mixed-Pickles, verschiedene Gurken, Knoblauchzehen und Marmeladen. Denn allein 7 Mio. Russen und darüber hinaus weitere Osteuropäer leben in Deutschland. Sie schätzen nach osteuropäisch-landestypischen Rezepten einkochtes Gemüse, ein Spezial-Salat-Mix im Glas, Fruchtaufstriche und eine Art flüssige Jam in den gewohnten Gebinden und Verpackungen. Insgesamt verarbeitet Pszczółka jährlich 2.000 t Frischware der Mitglieder, aber auch von weiteren Produzenten. Es werden pro Jahr circa 50 bis 100 Verträge mit Mindestpreisen und Qualitätsabschlägen geschlossen. Allein bei Gurken wurden rund 3 Mio. Gläser (720 und 900 ml) produziert.

Bei der Qualität der Erzeugnisse achtet man auf Vergleichbarkeit mit den Anforderungen im Westen. Anbauberatung, Qualitätsmanagement, Dokumentation, Auditierung und Zertifizierung sind auch für die polnischen Gemüsebaubetriebe und ihre Abnehmer eine Selbstverständlichkeit. Für eigene Transporte ist das Unternehmen zu klein, es tut sich deshalb mit anderen zusammen. Des großen Vorteils der im Vergleich zum Westen sehr viel geringeren Lohnkosten von 1,30 €/Akh (1 € = 4 Zloty) ist man sich durchaus bewusst.

Gemüse von Urbanek ist in der Mongolei berühmt wie Papst Paul II

Rund 200 Farmer im Umkreis von Łowicz bauen Gemüse für den Verarbeiter Urbanek an. Auf 15 ha Firmengelände bringen 240 Mitarbeiter an fünf automatischen Produktionslinien rund 300.000 Gläser mit Gemüse und Obst in fünf eigenen Trucks und Speditions-Lkw auf den Weg zu den Kunden. In der Produktionszeit werden 250 t Frischware am Tag verarbeitet. Die Kühllagerkapazität liegt bei etwa 3.000 t. Seit 1984 legt das Unternehmen Urbanek Tomaten, Champignons, Rote Bete, Pickles, Patisson und andere Gemüsearten ein. Urbanek ist in Polen die Nr. 1 bei Gurkenkonserven und ebenso für das spezielle Produkt „Swedish Salad“, das sind in Scheiben eingelegte Gurken. Suppen – auch indische und marokkanische – und Soßen runden das Portfolio ab. Mit dem modernen Sterilisator werden 2.500 Packungen Suppe innerhalb von einer halben Stunde haltbar gemacht. Bei der Herstellung setzt Urbanek auf natürliche Bestandteile, verzichtet auf Zusätze. Auch glutenfreie Produkte sind im Programm. Die Saison wird so gut es geht mit allen möglichen Produkten ausgelastet. 35% der Erzeugnisse gehen in den Export nach Skandinavien, Deutschland (Kaufland und andere Einzelhändler), Russland, Estland, in die USA, nach Korea und sogar in die Mongolei. Dort ist Urbanek so berühmt wie Papst Paul II, sagt man.

Jedes zweite Marmeladenglas in Polen und Marktführer in Osteuropa

Wir machen noch einen weiteren Sprung in der Größe und landen bei Agros Nova, dem größten Verarbeitungsunternehmen Polens, das zur internationalen Maspex/ Tymbark-Gruppe zählt. Jedes zweite Marmeladenglas, das in Polen gekauft wird, kommt von diesem Hersteller, der mit 18 Niederlassungen in zehn osteuropäischen Ländern vertreten ist. Circa 300.000 t Obst und Gemüse sowie 100.000 t Weizen werden am Standort Łowicz verarbeitet. Auf die gute Qualität lokaler und regionaler Anbauer wird großen Wert gelegt. Die Bauern werden geschult und Praktikanten mit landwirtschaftlicher Produktion vertraut gemacht. Zukünftig möchte die Maspex- Gruppe auch westliche Märkte mit ihren Erzeugnissen bedienen.

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