Von ganz unten nach ganz oben
Allium porrum, Pastinaca sativa, Petroselinum crispum oder Daucus carota – Was klingt wie Zauberspru¨che aus einem Fantasy-Roman, sind in Wahrheit echte Klassiker in der Winterku¨che. Wobei Lauch, Pastinake, Petersilienwurzel und Mo¨hre einem Rezept durchaus die gewisse Magie verleihen ko¨nnen. Denn mit der Devise „Gemu¨se auf‘s Blech und ab in den Ofen“ sind die Mo¨glichkeiten der Zubereitung keinesfalls ausgescho¨pft, wie Petersilienwurzel-Ro¨sti, Gratin mit Pastinaken, Lauch und Bergka¨se, Mo¨hren-Pommes und Co. zeigen. Wurzelgemu¨se ist na¨mlich nicht nur a¨ußerst vielseitig und schmeckt richtig zubereitet extrem gut, sondern versorgt einen im Winter auch mit Vitaminen und andere
- Veröffentlicht am

Wurzelgemu¨se fristet naturgema¨ß sein Dasein im Untergrund. Doch der Geschmack ist alles andere als unterirdisch. Die orangefarbene Karotte kennt und liebt jeder. Doch wer auf der Suche nach einem unterirdischen Trend-Gemu¨se ist, landet beinahe zwangsla¨ufig bei Pastinake und Petersilienwurzel. Zwei gesunden, vielseitigen Ru¨benvertretern, die bis zu ihrer Verdra¨ngung durch die Kartoffel in weiten Teilen Europas als Grundnahrungsmittel galten und nach langem Dornro¨schenschlaf erst jetzt so richtig wiederentdeckt werden. Sie erobern nicht nur die Tische der bewussten Esser zuru¨ck, sondern nehmen schlicht wieder die Position ein, die ihnen immer schon zustand. Denn sie schmecken lecker wie Mo¨hren, sind aber viel komplexer und wu¨rziger, mit erdigen Aromen. Mo¨hren, Pastinaken und Petersilienwurzeln werden im Fru¨hjahr ausgesa¨t und wachsen dann u¨ber Wochen bzw. Monate zu la¨nglichen Ru¨ben heran.
Mo¨hren: Das su¨ßlich milde Wurzelgemu¨se ist am schnellsten. Es braucht bis zur Ernte nur etwa 7 Wochen. Dabei fu¨hlt es sich in unseren Breitengraden sehr wohl. So wohl, dass man sich kaum noch vorzustellen vermag, dass Mo¨hren nicht schon immer hier wuchsen und wohl urspru¨nglich aus der Region des heutigen Afghanistans, Pakistans und Irans stammen. Der markant orangefarbige All-time-Favourite in der Gemu¨seabteilung ist hierzulande ganzja¨hrig aus heimischem Anbau erha¨ltlich. Wa¨hrend im Fru¨hling und Sommer vor allem die zarten Bundmo¨hren in den Handel gehen, werden in der kalten Jahreszeit die wu¨rzigeren Waschmo¨hren angeboten. Die heißen so, weil sie ohne Gru¨n gut gewaschen und geputzt in den Supermarkt und am Ende in unsere Ku¨che gelangen.
Pastinaken und Petersilienwurzeln: Das blasse Wurzelgemu¨se la¨sst sich mehr Zeit und wird erst im Spa¨therbst und Winter geerntet. Es fristet also ein la¨ngeres Dasein im Untergrund. Und auch kulinarisch fu¨hrt es meist eher ein Schattendasein. Die weißen, kegelfo¨rmigen Knollen landen ha¨ufig als sogenanntes Suppengru¨n gemeinsam mit Karotte, Lauch und Sellerieknolle in den Theken der Superma¨rkte. Dabei haben sie viel mehr Beachtung verdient. Denn die vielseitigen, hellen Ru¨ben haben einen feinen, nussigen Eigengeschmack, der einfach nur richtig in Szene gesetzt werden muss. Je spa¨ter Pastinaken geerntet werden, desto su¨ßlicher und milder schmecken sie – besonders nach dem ersten Frost. Petersilienwurzeln haben dagegen ein intensiv-wu¨rziges, petersiliena¨hnliches Aroma. Optisch sind die beiden schwer zu unterscheiden, da beide zur Pflanzenfamilie der Doldenblu¨tler geho¨ren. Einzig der Blattansatz ist ein verla¨ssliches Unterscheidungskriterium. Wa¨hrend der bei der Pastinake eingesunken ist, wo¨lbt er sich bei der Petersilienwurzel eher nach oben.
Kraftvolles Stangengemu¨se
Wenn so mancher Mensch despektierlich als „Lauch“ verspottet wird, ist das natu¨rlich eine Frechheit. Vor allem aber fu¨r das robuste, kraftvolle Gemu¨se! Lauch, auch als Porree bekannt, wa¨chst ganzja¨hrig auf deutschen Feldern. Urspru¨nglich stammt er jedoch aus Su¨deuropa und soll schon den Erbauern der Pyramiden als Hauptnahrungsmittel gute Dienste geleistet haben. Heute wird er vor allem in Nordrhein-Westfalen angebaut. Dabei unterscheiden die Produzenten zwischen Sommer- und Winterlauch, je nach Erntezeitpunkt. Die mild-wu¨rzigen, sommerlichen Lauch-Sorten haben helle Bla¨tter und einen eher schlanken Schaft. Winterliche Sorten, die im Sommer gepflanzt und ab Oktober langsam geerntet werden, haben dagegen dunkle, blau-gru¨ne Bla¨tter und einen kra¨ftigen, bis zu 5 Zentimeter dicken Schaft. Bei diesen Sorten sorgt die Ka¨lte fu¨r ein langsameres Wachstum und damit fu¨r ihre charakteristisch wu¨rzige Geschmacksnote mit dezenter Scha¨rfe. Ob klassisch als Suppengru¨n in Kombination mit Karotte und Sellerie, gebraten und als Rahmspeise zur Beilage, roh im Salat oder als Eintopf: Lauch ist ein a¨ußerst vielseitiger Ku¨chenklassiker.
Wissenshunger!
Power
Mo¨hre: Sie ist so mild und gut vertra¨glich, dass sie ideal fu¨r Babynah- rung geeignet ist. Inwieweit Karotten auch gut fu¨r die Sehkraft sind, wollen wir hier nicht beurteilen. In jedem Fall aber bieten sie eine wunderbare Erga¨nzung einer vielseitigen, ausbalancierten Erna¨hrung, denn sie liefern viele gesunde Na¨hrstoffe, darunter Provitamin A, Folsa¨ure, Kalium, Eisen, Pektin und auch Beta-Carotin.
Pastinake: Nicht nur geschmacklich hat die Wurzel einiges zu bieten – auch ihre Na¨hrwerte sprechen fu¨r sich. So entha¨lt sie Sta¨rke und versorgt den Ko¨rper mit Kohlehydraten und Energie. Außerdem entha¨lt sie Vitamin C, Eisen, Folsa¨ure, Kalium, Kalzium und Magnesium. Nicht umsonst werden die mild su¨ßlichen und angenehm nussigen Ru¨ben wie Mo¨hren auch fu¨r Babybrei verwendet.
Petersilienwurzel: Die Petersilienwurzel hat eine hohe Na¨hrstoffdichte. So steckt sie voller Ballaststoffe, wichtiger Vitamine der B-Gruppe, Vitamin C, Provitamin A sowie Mineralstoffe und ist damit eine wunder- bar wu¨rzige Komponente in der ausgewogenen Winterku¨che.
Lauch: Der heimische Lauch hat zahlreiche, gute Na¨hrwerte zu bieten, die perfekt zu einer gesunden Ku¨che passen. Darunter Beta-Carotin, Vitamin A, B, C und E, außerdem Ballaststoffe, Kalium und Eisen. Zusa¨tzlich punktet er mit wenig Fett und Kohlenhydraten.
Einkauf & Lagerung
Mo¨hre: Frische Mo¨hren sind fest, knackig und lassen sich nicht biegen. Falls Sie mit Gru¨n verkauft werden, sollte dieses kra¨ftig und strahlend wirken. Wer Mo¨hren mit Gru¨n kauft, sollte dieses zuhause am besten entfernen, damit sie la¨nger frisch bleiben. Denn es entzieht der Karotte Feuchtigkeit. Wohl fu¨hlt sich die Mo¨hre im Gemu¨sefach verzichtet aber gerne auf Nachbarn wie A¨pfel, Birnen oder Tomaten – diese geben na¨mlich Ethylen ab. Das beschleunigt den Reifeprozess, wodurch die Mo¨hren ein bitteres Aroma ausbilden. Als „Einzelga¨nger“ ko¨nnen Karotten aber bedenkenlos 2 Wochen gelagert werden, ohne ihre Frische einzubu¨ßen.
Pastinake: Sie startet ab Anfang Oktober in ihre Saison, wird dann ku¨hl eingelagert und ist dadurch nahezu den ganzen Winter hindurch frisch verfu¨gbar. Frische Exemplare sind knackig und unversehrt und je kleiner desto zarter. Nach dem Kauf sollten Pastinaken am Besten in einem feuchten Ku¨chentuch im Ku¨hlschrank gelagert werden. Bis zu drei Wochen bleiben sie so frisch. Gewaschen, zerkleinert und in Salzwasser blanchiert ko¨nnen sie auch fu¨r ca. 1 Jahr im Tiefku¨hlfach gelagert werden.
Petersilienwurzel: Beim Einkauf sollte man auf die Festigkeit der Wurzeln achten. Außerdem ist man gut mit kleineren Wurzeln beraten. Diese sind zarter und haben einen feineren Geschmack als die großen Ru¨ben. Ka¨lte bevorzugt die Wurzel auch nach der Ernte im heimischen Ku¨hlschrank wo sie bis zu drei Wochen frisch und knackig bleibt. Am wohlsten fu¨hlt sich die Petersilienwurzel dabei gewaschen und in ein feuchtes Ku¨chenhandtuch gewickelt.
Lauch: Frischer Lauch hat einen festen Schaft, tiefgru¨ne, knackige Bla¨tter, die sich nach oben auffa¨chern und er kennt keine braunen Flecken oder Stellen. Gelagert wird er am besten ungewaschen und mo¨glichst dunkel im Gemu¨sefach des Ku¨hlschranks. Dort ist das „zwiebelige“ Gemu¨se gut zwei Wochen haltbar. Sinnvoll ist es auch, den Lauch etwas abseits von anderen Lebensmitteln zu lagern. Diese nehmen sonst na¨mlich leicht den Geschmack vom Porree an. Andernfalls kann der Lauch auch geputzt, geschnitten und blanchiert eingefroren werden.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.