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Weihenstephaner Hochschulforum Gartenbau: Dialog zwischen Forschung, Lehre und Industrie

Am 24. Juni lud die Fakultät Gartenbau und Lebensmitteltechnologie gemeinsam mit dem Verband Weihenstephaner Ingenieure e.V. zum Hochschulforum Gartenbau. Der fachliche Teil der Veranstaltung stand unter dem Titel "Kultursubstrate und Blumenerden im Spannungsfeld zwischen Kultursicherheit, Ökologie und Ökonomie".

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Gruppenbild mit Referenten: v. l. n. r. Michael Emmel, Prof. h. c. (MSUA) Dr. Friedrich-W. Frenz, Dr. Arne B. Hückstädt, Prof. Dr. Elke Meinken, Gerald Schmilewski, Thomas Will.
Gruppenbild mit Referenten: v. l. n. r. Michael Emmel, Prof. h. c. (MSUA) Dr. Friedrich-W. Frenz, Dr. Arne B. Hückstädt, Prof. Dr. Elke Meinken, Gerald Schmilewski, Thomas Will.HSWT
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Mit der Verfügbarkeit des Rohstoffes Torf beschäftigte sich Dr. Arne B. Hückstädt vom Industrieverband Garten (IVG) e. V.. Er ging auf die Geschichte des Torfabbaus und die Nutzung des Nebenprodukts Weißtorf für gärtnerische Kultursubstrate ein. Hückstädt machte auch deutlich, dass die Torfreserven in Deutschland in den kommenden zehn Jahren deutlich sinken werden. Allerdings existieren im Baltikum große Torfvorkommen die derzeit nur in geringem Umfang abgebaut werden. Des Weiteren stellte Herr Hückstädt ein vom Industrieverband Garten und dem NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.) entwickeltes Konzept zum Schutz von Moorflächen vor und erläuterte das Vorgehen der Stiftung "Responsibly Produced Peat", um den Torfabbau in ökologisch wertvollen Gebieten zu verhindern.
 

Substrate: Ganzheitliche Betrachtung wichtig

 

Gerald Schmilewski (International Peatland Society - IPS) plädierte in seinem Vortrag für eine ganzheitliche Betrachtung bei der Bewertung von Substratausgangsstoffen. Im Produktionsgartenbau sei für den Gärtner die Minimierung der Kulturrisiken vorrangig. Ähnlich ist die Betrachtung des Hobbygärtners, wobei dieser häufiger stärker preisorientiert ist. Der Substrathersteller lege den Fokus erstrangig auf Kultursicherheit und ökonomische Kriterien wie Verfügbarkeit und Transport. Umweltschützer hingegen ginge es vornehmlich darum, wie der Ausgangsstoff sich auf Natur und Umwelt auswirke. All diese und auch soziale Aspekte sollten bei der ganzheitlichen Betrachtung berücksichtigt werden.

 

Torf-Ersatz hat großes Potential

Lea Eymann vom Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) stellte eine aktuelle Studie zur Ökobilanzierung von Substratausgangsstoffen vor. Sie zeigte, dass der Ersatz von Torf in Kultursubstraten und Blumenerden ein erhebliches Potential zur Reduktion der Umweltauswirkungen hat. Besonders positiv schneiden nicht nur in der Ökobilanz, sondern auch bei der Beurteilung der sozialen Aspekte und der zukünftigen Verfügbarkeit die Komponenten Landerde, TEFA-Maisfasern, Rindenkompost, Holzfasern und Holzhäcksel ab. Am Beispiel Grüngutkompost zeigte Frau Eymann zudem anschaulich, welchen Einfluss die gewählten Systemgrenzen auf das Ergebnis der Bilanzierung haben können.

Aus der Arbeit an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) in Hannover-Ahlem berichtete Michael Emmel. Er stellte die wesentlichen physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften der etablierten Ausgangsstoffe Grüngutkompost, Rindenhumus, Kokosmark und Holzfaser vor und zeigte auf, was bei deren Kombination zu beachten ist. Durch die optimale Kombination der verschiedenen Ausgangsstoffe sind an der LVG stark torfreduzierte oder torffreie Substrate entstanden, mit denen erfolgreich Zierpflanzen produziert werden können.
 

Im Fokus: Karbonisierung von Biomassen

 

Mit der Suche und Prüfung von innovativen Substratausgangsstoffen beschäftigt sich die Forschungsgruppe Pflanzenernährung unter Leitung von Professor Dr. Elke Meinken am Institut für Gartenbau der HSWT seit vielen Jahren. In ihrem Fachvortrag ging sie auf Versuchsergebnisse zu Siebrückständen aus der Faserhanfaufbereitung und karbonisierter Biomasse als Substratbestandteil ein. Seit Wiederentdeckung der fruchtbaren "Terra Preta"-Böden Amazoniens rückt die Karbonisierung von Biomassen zunehmend in den Fokus. Während aber Hanffasern ein hohes Potential als Substratausgangsstoff aufweisen und als nachwachsender Rohstoff aus heimischem Anbau auch in einer Ökobilanzierung gut abschneiden sollten, sind die bisherigen Ergebnisse insbesondere zur hydrothermal karbonisierten Reststoffen (HTC) eher ernüchternd.

Das Themenfeld Aufbereitung und Anwendung von Torfersatzstoffen ist ein langjähriges Forschungsfeld (Projektseite) am Institut für Gartenbau in Weihenstephan. Zusammen mit der Substratindustrie ist es in den vergangenen Jahren gelungen, den Anteil an Torf in Kultursubstraten für den Profigärtner und in Blumenerden für den Hobbybereich deutlich zu reduzieren. Die ersten völlig torfreien Produkte haben sich inzwischen auch am Markt etabliert.
 

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