Hohe Luftfeuchtigkeit verhindert den Fruchtansatz bei Tomaten im Gewächshausanbau
Im ZINEG-Verbundprojekt werden Gewächshäuser mit dem Ziel eines niedrigen Verbrauchs an fossilen Energieträgern entwickelt und getestet. Dazu wird die durch solare Strahlung im Gewächshaus entstehende sensible und latente Wärmeenergie gewonnen, in Wasserspeichern mittelfristig zwischengespeichert und zur Gewächshausheizung in der Nacht und an kühlen, trüben Tagen genutzt. Je länger dann die Gewächshauslüftung geschlossen bleiben kann, desto mehr Wärmenergie kann infolge der hohen Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus ausgekoppelt und gespeichert werden. Gleichzeitig können dabei hohe CO2-Konzentrationen eingestellt werden. Der Kultivierung von Tomate sind jedoch bei hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten Grenzen gesetzt.
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So ist bekannt, dass der Pollen bei Temperaturen über 33°C steril werden kann. In einem Experiment mit Lüftungssollwerten von 24, 30 und 33°C zeigte sich, dass schon bei einem Lüftungssollwert von 30°C der Fruchtansatz fast vollständig ausblieb, wofür wahrscheinlich die sehr hohen Luftfeuchtigkeiten – eine Entfeuchtungslüftung erfolgte nicht – verantwortlich waren. Deshalb wurde in einem folgenden Experiment die Wirkung der Luftfeuchtigkeit untersucht.
Dabei wurde mit Beginn der Blüte des 4. Blütenstandes die Lüftung am Tage bei Überschreiten einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70, 85 bzw. 95% geöffnet, während in der Nacht der Sollwert in allen Varianten zur Vermeidung von Blattkrankheiten 75% und der Lüftungssollwert für die Temperatur Tag und Nacht 30°C betrug. Zur Befruchtung wurden die Blütenstände zweimal wöchentlich gerüttelt. Die Varianten zeigten keine Wirkung auf die Photosynthese der Bestände und auch nicht auf den Ertrag, solange Früchte geerntet wurden, welche vor der Einstellung der extremen Varianten befruchtet wurden.
Mit dem Eintreten der hohen Luftfeuchtigkeiten war die Befruchtung deutlich verringert – bei dem Lüftungssollwert von 85% um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Sollwert 70%, während bei 95% infolge der Verklumpung des Pollens fast keine Befruchtung mehr erfolgte. Stattdessen wurden bei hoher Luftfeuchtigkeit viele kernlose Früchte gebildet, welche klein blieben und nicht vermarktungsfähig waren. Deshalb muss die Regelung der Luftfeuchtigkeit bei der Lüftungssteuerung vom Frühjahr bis zum Herbst Vorrang vor der Temperaturregelung haben.
Weitere Informationen zum Forschungsverbund ZINEG finden Sie im Internet unter www.zineg.de. Darüber hinaus steht Ihnen das KTBL auch für direkte Fragen zum ZINEG-Forschungsverbund zur Verfügung.
Quelle: ZINEG
(c) "Gemüse" online, 30.09.2011
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