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Pflanzenschutz-Steckbrief

Grüne Salatlaus an Salaten und Endivien

Die Grüne Salatlaus (Nasonovia ribisnigri) ist der bedeutendste Schädling im Salat- und Endivienanbau. Jedes Jahr kommt es hier zu erheblichen Ernteausfällen.

von Jochen Kreiselmaier erschienen am 04.09.2025
Geflügelte Nasonovia ribisnigri mit einer Junglaus aus Lebendgeburt. © Jochen Kreiselmaier
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Schon die bloße Anwesenheit auf dem Erntegut widerspricht der Mindestanforderung: „Frei von Schädlingen“. Auch ihre Saugtätigkeit, die zu sichtbaren, qualitätsmindernden Blattschäden und Verschmutzungen mit Honigtau und Rußpilzen führt, gilt beim Handel als Reklamationsgrund.

Ein stark verlauster Salat kann nicht vermarktet werden und gilt als Totalschaden.
Ein stark verlauster Salat kann nicht vermarktet werden und gilt als Totalschaden. © Jochen Kreiselmaier

Die ursprünglich aus der Schwarzen Johannisbeere stammende Blattlaus (daher der Artname „ribisnigri“) hat sich mittlerweile vollständig an Salate und Endivien angepasst. Die wirtswechselnde Salatlaus überwintert als Ei an Johannis- und Stachelbeersträuchern. Im darauffolgenden Frühjahr schlüpfen aus den Eiern Nymphen, die sich zu erwachsenen, geflügelten Tieren entwickeln und anschließend in umliegende Salatbestände abwandern. Neben Salaten und Endivien (inklusive Radicchio und Zuckerhut) gehören zum Beispiel auch Löwenzahn, Rainkohl, Ehrenpreis oder Tabak zu den Sommerwirten.

Die aus den Winterwirten zugeflogenen Blattläuse (Stammmütter) sind, wie alle späteren Generationen auf den Sommerwirten, lebendgebärend. Sie vermehren sich durch Jungfernzeugung (Parthenogenese), wodurch es bei idealen Bedingungen innerhalb kürzester Zeit zu einer nicht mehr kontrollierbaren Massenvermehrung kommt. Die Entwicklungsdauer und die Vermehrungsrate sind, wie bei allen Insekten, temperaturabhängig. Bei 8 °C dauert die Entwicklung einer Generation circa 30 Tage, bei 26 °C hingegen nur noch sechs bis sieben Tage. Unter 8 °C steigt die Sterblichkeitsrate bei Adulten und den jüngsten Stadien (N1-N2), über 26 °C wiederum steigt die Sterblichkeitsrate bei älteren Stadien (N3-N5) und auch bei den Adulten. Ab 18-20 °C zeigt sich eine deutliche Zunahme der Bildung geflügelter Tiere. Dann steigt auch das Risiko durch massenhaften Zuflug in benachbarte Bestände.

Die Grüne Salatlaus durchläuft mehrere Nymphenstadien, die jeweils unterschiedlich auf ihre Umgebungstemperatur reagieren.
Die Grüne Salatlaus durchläuft mehrere Nymphenstadien, die jeweils unterschiedlich auf ihre Umgebungstemperatur reagieren. © Jochen Kreiselmaier

Obwohl die Art „Grüne“ Salatlaus heißt, treten neben überwiegend grünen Tieren auch gelblich oder leicht orange-rosa bis hin zu rötlich braun gefärbte Blattläuse auf. Bei ungeflügelten Läusen ist seitlich auf dem Rücken je eine Reihe von dunklen Flecken zu sehen, während sich bei den geflügelten Tieren unregelmäßige, dunkle Streifen zeigen. Die bis zu 3,5 mm großen Salatläuse befallen vorwiegend das Pflanzenherz und die inneren Blattkränze von Salaten und Endivien. Ihre versteckte Lebensweise erschwert eine chemische Bekämpfung erheblich, im Gegensatz zu anderen an Salat vorkommenden Läusen, wie zum Beispiel Kartoffelläusen oder Grüner Pfirsichblattlaus.

Bekämpfung erschwert

Insbesondere bei kopfbildenden Salaten (zum Beispiel Eissalat, Kopfsalat, Bataviasalat) ist nach dem Rosettenstadium, ab beginnender Kopfbildung, kaum noch eine effektive Bekämpfung von Blattläusen an den Herzblättern möglich. Der einzige, auch im Phloem mobile Wirkstoff Spirotetramat, der nach diesem Stadium noch eine Wirkung hat, darf ab 2026 nicht mehr eingesetzt werden. Sämtliche verbleibenden Wirkstoffe haben dagegen nur eine begrenzt systemische oder sogar nur eine Kontaktwirkung. Versteckt sitzende Läuse werden mit diesen, wenn überhaupt, nur mit hohen Wasseraufwandmengen (800 bis 1.200 l/ha) und dann auch nur bis zum Rosettenstadium erfasst.

Da die Schädlinge versteckt zwischen den Blättern sitzen, ist eine Bekämpfung deutlich erschwert.
Da die Schädlinge versteckt zwischen den Blättern sitzen, ist eine Bekämpfung deutlich erschwert. © Jochen Kreiselmaier

Feldhygiene, vor allem sofortiger Umbruch abgeernteter Salatbestände, ist Pflicht, um die Population in einer Region kleinzuhalten. Der Einsatz sehr engmaschiger Insektenschutznetze ist theoretisch möglich, aber aus Kostengründen und aufgrund negativer klimatischer Bedingungen unter den Netzen selbst im ökologischen Anbau nicht üblich. Die Produktion von lausfreiem Salat wird daher in den kommenden Jahren zu einer besonderen Herausforderung. Hoffnung gibt es seitens der Züchtung. Bereits in den 1990er Jahren wurden Salatsorten gezüchtet, die gegenüber Nasonovia ribisnigri resistent waren. 1997 kamen erste blattlausresistente Sorten (Nr:0-Resistenz) auf den Markt. Leider war diese Resistenz in Deutschland bereits 2007 überwunden. Neben dem bis dahin bekannten Biotyp Nr:0 trat dann ein neuer Biotyp („Biotyp Nr:1“) auf. Die Züchter sind aber zuversichtlich, dass in Zukunft wieder Sorten zur Verfügung stehen werden, die auch gegenüber dem Biotyp Nr:1 resistent sind und die weiterhin einen Salat- und Endivienanbau ermöglichen.

Autor:in
Jochen Kreiselmaier
Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz jochen.kreiselmaier@dlr.rlp.de
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