
Kugelige Sorten im Test
Im Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Bamberg wurden im vergangenen Jahr erneut sechs Fenchelsorten auf ihre Eignung in mehreren Sätzen untersucht, wobei besonderes Augenmerk auf die Ausbildung kugeliger Knollen gelegt wurde.
von Lena Lips erschienen am 27.08.2025Der typische Knollenfenchel hat eine bauchige, kugelige Form, so wie man ihn in den Supermarktregalen liegen sieht. Aus diesem Grund spielt die Knollenform bei diesem Sortenversuch eine zentrale Rolle. Der Versuch wurde 2023 gestartet und wurde 2024 mit weiteren Sorten fortgeführt. Dabei wurde geprüft, welche der sechs Sorten die typische Form, die der Verbraucher wünscht, aufweisen kann. In drei Pflanzsätzen – einem frühen, einem Sommer- und einem späten Satz – wurden sechs verschiedene Sorten angebaut und auch hinsichtlich ihres marktfähigen Ertrags, ihrer Knollengröße, ihrer Schossfestigkeit sowie ihrer Haltbarkeit verglichen.
- Sorten: ‘Vasari’ F1 von Hazera, ‘Selma’ und ‘KSV-FEK-WSI-FIN 1’ von Bingenheimer, ‘Clodio’ F1 von Enza Zaden, ‘Solaris’ F1 und ‘Dragon’ F1 von Bejo
- Aussaat: 1. Satz am 14. Februar 2024, 2. Satz am 8. April 2024, 3. Satz am 3. Juli 2024
- Pflanzung: 1. Satz am 27. März 2024, 2. Satz am 15. Mai 2024, 3. Satz am 1. August 2024
- Versuchsanlage: Blockanlage mit vier Wiederholungen
- Parzellengröße: 1. und 2. Satz: 19,8 m2, 3. Satz 13,2 m2
- Pflanzenabstand: 0,4 m x 0,3 m (8 Pflanzen/m2)
- Boden: sandiger Lehm
- Vorkultur: 1. Satz Gründüngung, 2. Satz Nackthafer, 3. Satz Kartoffeln
- Düngung: Haarmehlpellets 160 kg N/ha, im Kulturverlauf KaliSop 118 kg K/ha
- Pflanzenschutz: Schneckenkorn (Sluxx) zu Beginn und während der Kultur
- Ernte: 1. Satz am 10. Juni 2024, 2. Satz am 17. Juli 2024, 3. Satz am 14. Oktober 2024
- Sortierung: marktfähig > 8 cm, 6 bis 8 cm, nicht marktfähig (zu klein, Schosser, beschädigt, Sonstige)
Ergebnisse früher Satz
Der erste Satz Knollenfenchel wurde Ende März auf die Freilandfläche gepflanzt und mit Vlies abgedeckt. Aufgrund des kalten und sehr nassen Frühjahrs konnten sich die Fenchelknollen gut entwickeln. Einzig die Schneckenproblematik war durch den vielen Regen nur schwer in den Griff zu bekommen (250 l/m2 Niederschlag während des gesamten Kulturverlaufes, Werte aus Bamberg).
Im Sommersatz ist eine sorgfältige Sortenwahl entscheidend Lena Lips
Gegen Ende Juni konnten alle Sorten geerntet werden. Auffällig waren teilweise stark verbräunte Ränder, die bei der Sorte ‘KSV-FEK-WSI-FIN 1’ bis ins Innere der Pflanze reichten. Dies könnte auf einen Innenbrand mit Kalziummangel sowie auf das nasse Frühjahr zurückzuführen sein. Die übrigen Sorten konnten in diesem Satz überzeugen, da fast alle Sorten recht große Knollen bildeten, bevor sie ins Schossen gingen.
Das durchschnittliche Knollen-Gewicht lag bei 375 g je Knolle. Mit einem Anteil von 90 % marktfähiger Knollen war dieser Satz der Beste. Den höchsten marktfähigen Ertrag erreichte die Sorte ‘Vasari’ F1 mit 325 dt/ha. Der niedrigste Ertrag wurde mit der Sorte ‘Selma’ erzielt, die 223 dt/ha einbrachte, was dennoch ein guter Wert ist. Die Sorte ‘Vasari’ F1 erreichte zudem das höchste Knollengewicht mit 410 g/Knolle.
Auch die Knollenform der Sorten ‘Clodio’ F1, ‘Dragon’ F1, ‘Solaris’ F1 und ‘Vasari’ F1 waren mit einer durchschnittlichen Breite von 10,5 cm und einer Dicke von 7,2 cm rund und kugelig. Im Vergleich dazu waren bei den beiden samenfesten Sorten ‘KSV-FEK-WSI-FIN 1’ und ‘Selma’, mit einer durchschnittlichen Breite von 10,1 cm und einer Dicke von 6,3 cm, eine größere Varianz von flachen bis kugeligen Formen zu beobachten.
Die Haltbarkeit der Sorten wurde in einem Test geprüft. Dafür wurden die Knollenfenchel für zehn Tage bei 10 °C im Kühlhaus gelagert. Dabei fiel die Sorte ‘Vasari’ F1 besonders positiv auf, da sie nach der Lagerung so frisch wie vor der Einlagerung wirkte. Bei allen anderen Sorten waren die üblichen braunen Ränder sichtbar, die vor dem Verkauf entfernt werden müssten.
1Ergebnisse Sommersatz
Der zweite Satz Knollenfenchel wurde Mitte Mai gepflanzt und musste sich den hohen Temperaturen des Hochsommers stellen. Dies führte dazu, dass einige Knollen ins Schossen gingen, bevor sie in die Breite wachsen konnten. Der Erntetermin am 17. Juli 2024 wurde etwas zu spät gewählt: Zwar hatten die Pflanzen bis dahin große Knollen ausgebildet, diese gingen jedoch auch vermehrt in die Höhe. Bis zum Erntetermin Mitte Juli gab es im Kulturverlauf des Knollenfenchels an insgesamt 22 Tagen Höchsttemperaturen von über 25 °C, was das Schossen begünstigte.
Das durchschnittliche Knollengewicht dieses Satzes lag bei 385 g je Knolle und war damit höher als in den beiden anderen Sätzen. Der Anteil an marktfähiger Ware war jedoch aufgrund der hohen Anzahl an geschossenen Pflanzen nicht bei allen Sorten zufriedenstellend, was zu großen Unterschieden zwischen den Sorten führte. Die Sorte ‘Solaris’ F1 zeigte in diesem Satz fast ausschließlich Schosser und erreichte daher nur einen marktfähigen Anteil von 13 % sowie einen marktfähigen Ertrag von 36 dt/ha bei einem Knollengewicht von 350 g pro Knolle. Ein so niedriger Ertrag wurde in keinem anderen Satz und bei keiner anderen Sorte verzeichnet.
Die beste Leistung in diesem Satz zeigte hingegen die Sorte ‘Dragon’ F1 mit einem marktfähigen Ertrag von 351 dt/ha, 95 % marktfähiger Ware und einem Knollengewicht von 430 g je Knolle, was für einen Sommersatz überdurchschnittlich hoch ist. Die Knollenform der Sorten war im Sommer aufgrund der Schossproblematik verändert. So bildeten ‘Vasari’ F1 und ‘Solaris’ F1 zwar kugelige Knollen aus, die jedoch spitz zuliefen. Die Form von ‘Dragon’ F1 und ‘Clodio’ F1 blieb trotz der Hitze unverändert. Bei den Sorten ‘Selma’ und ‘KSV-FEK-WSI-FIN 1’ überwogen flache Knollenformen, es traten jedoch auch kugelige und bauchige Formen auf.
Auch in diesem Satz konnte die Sorte ‘Vasari’ F1 durch ihre hervorragende Lagerfähigkeit überzeugen. Im Haltbarkeitstest sah sie selbst nach vierzehn Tagen Lagerung noch aus wie frisch geerntet. Alle anderen Sorten zeigten typische braune Verfärbungen an den Rändern sowie teils schrumpelige Fenchelblätter.
Ergebnisse später Satz
Der letzte Satz, der Ende Juli gepflanzt und am 14. Oktober 2024 geerntet wurde, konnte nur teilweise überzeugen. Die Sorte ‘Vasari’ F1 erzielte mit 273 dt/ha den höchsten marktfähigen Ertrag, gefolgt von ‘Solaris’ F1 mit 235 dt/ha und ‘Dragon’ F1 mit 220 dt/ha. Das Schlusslicht bildete die Nummernsorte ‘KSV-FEK-WSI-FIN 1’ mit lediglich 96 dt/ha. Trotz des späten Satzes war bei ‘KSV-FEK-WSI-FIN 1’ ein hoher Schossanteil zu verzeichnen, was auf eine starke Schossempfindlichkeit hinweist.
Im Haltbarkeitstest überzeugte ‘Vasari‘ von Hazera Lena Lips
Der letzte Satz war zwar den hohen Temperaturen und langen Tageslängen (über 14 Stunden) im August ausgesetzt, aber bekam im gesamten Kulturverlauf auch viel Niederschlag ab (150 l/m2, Werte aus Bamberg). Die neu getestete Sorte von Bingenheimer (‘KSV’) erreichte trotz des geringen Anteils marktfähiger Ware das höchste durchschnittliche Knollengewicht mit 380 g pro Knolle. Das durchschnittliche Knollengewicht der übrigen Sorten lag bei 312 g je Knolle. Der durchschnittliche marktfähige Ertrag dieses Satzes betrug 193 dt/ha.
Bezüglich des marktfähigen Anteils überzeugte die Sorte ‘Vasari’ F1 mit 98 %, gefolgt von der Sorte ‘Dragon’ F1 mit 91 % und ‘Clodio’ F1 mit 90 %, während ‘KSV-FEK-WSI-FIN 1’ mit 39 % marktfähigem Anteil das Schlusslicht bildete. In diesem Satz erreichte keine Sorte eine vollständig kugelige Knollenform. Daran am nächsten waren die Sorten ‘Vasari’ F1 und ‘Dragon’ F1 mit einer durchschnittlichen Dicke von 8,13 cm. Die Sorten ‘Clodio’ F1 und ‘Solaris’ F1 zeigten eine leicht rundliche, aber hauptsächlich länglichere Form auf, mit einer Dicke von 5,89 cm. Die Sorten ‘Selma’ und ‘KSV-FEK-WSI-FIN 1’ zeigten flache und überwiegend längliche Knollen, mit einer Dicke von 5,06 cm.
Auch im dritten Haltbarkeitstest überzeugte erneut die Sorte ‘Vasari’ F1. die nach der Lagerzeit von 14 Tagen immer noch so frisch wirkte wie direkt nach der Ernte. Selbst nach einer Verlängerung der Lagerzeit um nochmals 14 Tage konnten kaum Unterschiede erkannt werden.
Der Knollenfenchelsortenversuch in Bamberg zeigt, dass einige Hybridsorten wie ‘Vasari’ F1 und ‘Dragon’ F1 in allen Sätzen durch marktfähige Erträge, kugelige Knollenformen und hervorragende Lagerfähigkeit überzeugen konnten. Der frühe Satz mit Vliesabdeckung erweist sich als besonders vorteilhaft, da die Ernte vor den heißen Sommertagen hohe Erträge liefern kann. Im Sommersatz ist hingegen eine sorgfältige Sortenwahl entscheidend: Schossempfindliche Sorten wie ‘Solaris’ F1 und ‘Selma’ sind hier weniger geeignet. Samenfeste Sorten können jedoch in anderen Anbauphasen durchaus überzeugen, während der Herbstsatz durch langsame Entwicklung meist schossfreie Knollen hervorbringt. Eine gute Wasserversorgung, insbesondere in der zweiten Kulturhälfte, bleibt über alle Sätze hinweg essenziell.
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