Tipps für mehr Energieeffizienz im Betrieb
Ende November 2022 fand in Mutterstadt wieder der Pfälzer Gemüsebautag statt. Neben Infos rund um Saisonarbeitskräfte, Preisentwicklungen und EU-Umweltauflagen gab es auch interessante Hinweise, wie Betriebe ihre Energieeffizienz steigern können. Ein nicht ganz unwichtiges Thema in Zeiten, in denen der Strompreis bereits eine Verdreifachung hingelegt hat. Und die Preise werden weiter steigen.
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Neben der Option, Strom und Wärme mittels Kraftwärmekopplung (KWK) selbst zu produzieren, empfiehlt Michael Pippert vom DLR Rheinpfalz zudem bestehende elektrische Anlagen und Verbraucher zu überprüfen. Um die größsten Stromfresser zu identifizieren, sollten Stromzähler an alle großen Verbraucher montiert werden.
Photovoltaik-Anlage (PV): Bei der Installation von PV-Anlagen sollten Betriebsleiter unbedingt darauf bestehen, dass die einzelnen Module vor der Monatge auf dem Dach durchgemessen werden. Die Module sind in Reihe geschaltet. Die mit dem höchsten elektrischen Widerstand (in Ohm gemessen) sollten dabei am weitestens vom Wechselrichter montiert sein, sodass der Widerstand der einzelnen Module zum Wechselrichter hin abnimmt. Nur so kann ein hoher Wirkungsgrad sichergestellt werden. Werden die Module unabhängig von ihrem jeweiligen Widerstand montiert, kann es zu Leistungsverlusten von bis zu 12?% kommen.
Außerdem sollten PV-Anlagen regelmäßig, am besten während Niederschlagsperioden, gereinigt werden. Auch große Hitze kann die Leistungsfähigkeit von PV-Anlagen beeinträchtigen. Wo möglich, lohnt es sich daher in Tropfschläuche zu investieren. Das Wasser kann die Module an heißen Tagn umfließen und dadurch herunterkühlen.
Elektrische Verbraucher: Um Energie einzusparen lohnt es sich, sämtlich Verbraucher im Betrieb zu überprüfen. Dazu werden die Typschilder an den jeweiligen Motoren benötigt. Sie geben Auskunft über den Stromverbrauch. Auf den Plaketten ist der Wirkleistungsfaktor in cos f angegeben. Liegt dieser Wert unter 0,9, sollte der Motor gegen einen effizienteren getauscht werden. Da Kühlhäuser mit rund 70?% des Strombedarfs die größten Verbraucher sind, kann es auch hier sinnvoll sein, sich vom alten Kompressor zu verabschieden. Selbst wenn neuere Motoren eine höhere Leistung haben, so sind sie aufgrund eines cos f von 0,9 oder größer letztendlich günstiger im Unterhalt, da sie über weniger Wirkverlust pro Stunde verfügen.
Warmwasserbereitung in Unterkünften: In den meisten Betrieben findet die Warmwasserbereitung in Unterkünften für Saisonarbeitskräften noch mit Strom statt. Um hier finanzielle Entlastung zu schaffen, kann eine PV-Anlage installiert werden. Eine solche Anlage kann im Schnitt zwischen 25 und 30?% Stromzukauf sparen.
Für die Wärmebereitstellung der Unterkünfte ist mit folgenden Kosten (Stand: Ende November 2022), abhängig vom Energieträger zu rechnen: Pellet 625?€/t = 16,1?ct/kWhth, Holzhackschnitzel 176?€/t = 11?ct/kWhth, Flüssiggas 1.260?€/t = 11,7?ct/kWhth
Batteriespeicher: Wird eine eigene PV-Anlage genutzt, stellt sich häufig die Frage, ob die Installation eines Batteriespeichers sinnvoll sein kann. Pippert rät von einer solchen Investition ab. Nicht nur, dass die Kosten für die Anschaffung eines solchen Systems in den vergangenen Jahren enorm gestiegen sind, auch die Energieverluste sind nicht zu unterschätzen. So wird zum Beispiel für die Umwandlung der elektrischen Energie in chemische Energie zur Zwischenspeicherung und zurück Energie verbraucht. Zudem gewähren die Hersteller keine Garantien über eine Nutzungszeit von zehn Jahren hinaus. Der Energieexperte des DLR rechnete vor, dass eine solche Anlage jedoch 46 Jahre lang in Betriebn sein müsste, um sich zu armortisieren. Lieber sollte man in KWK investieren.
Blockheizkraftwerke (BHKW): BHKW wandeln einen bestimmten Energieträger (zum Beispiel Gas oder Wasserstoff) in elektrische Energie und Wärme um. Die Wärme kann im Betrieb verwendet werden ebenso wie die elektrische Energie. Letztere lässt sich bei Bedarf gegen eine Einspeisevergütung auch ins öffentliche Netz einspeisen.
Je nach Anlagengröße ist die Einspeisevergütung verschieden hoch. Bei kleinen Anlagen bis 50?kWel liegt diese bei 16?ct/kWh. Ganz große Anlagen erhalten keine fixe Einspeisevergütung mehr. Hier muss der Betreiber den erzeugten Strom zu Direktvermarkterpreisen ans Netz bringen. Die Einspeisevergütung schwankt also je nach Strompreis an der Börse.
Der besondere Clou eines BHKW: Selbst wenn der Strom in die Eigennutzung fließt und nicht eingespeist wird, erhält der Betreiber der Anlage immerhin noch 8?ct/kWh! Mit jeder produzierten kWh Strom verdient der Betrieb also Geld, egal ob der Strom am Ende selbst verbraucht oder eingespeist wird. Trotz hoher Gaspreise armortisiert sich ein BHKW laut Pippert in maximal sechs Jahren.
Ein BHKW in Kombination mit großen Pufferspeichern für die produzierte Wärme ist besonders für Unterglasbetriebe hochinteressant. Aber auch Freilandgemüsebetriebe können von solch einer Anlage profitieren. Interessant zu wissen: Neben Erdgas können BHKW auch mit Flüssiggas betrieben werden, welches in diesem Fall auch noch von der sonst zu zahlenden Energiesteuer befreit ist.
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