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Profi-Tag Gemüsebau 2022

Die Ausgangslage ist zufriedenstellend bis gut

Die betrieblichen Herausforderungen sind immens. Daher verwunderte die große Teilnehmerzahl am Profi-Tag Gemüsebau Mitte November 2022 in Hannover-Ahlem kaum, denn es ging um Fragen der betrieblichen Existenz, für die viele Gemüseproduzenten Lösungen suchen.

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Reduzierte Erdpresstopfvolumina benötigen weniger Torf.
Reduzierte Erdpresstopfvolumina benötigen weniger Torf.Fischer-Klüver
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Die von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und dem Kompetenzzentrum Freilandgemüsebau der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführte Veranstaltung besuchten über 150 Gäste. Referenzen zeigten, dass die Gemüsebranche neben vielen aktuellen Herausforderungen großteils auf einem guten Fundament steht, um in die neue Saison zu starten.

Heimisches Gemüse als Wettbewerbsvorteil

Von einem – wie allerorten spürbaren – angespannten Markt für gärtnerische Erzeugnisse berichtete Robert Luer, Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau e.V. (ZBG). Das vergangene Halbjahr zeichnete sich durch einen um über 7 % geringeren Gemüseabsatz aus. Die unter Glas produzierenden Gemüsebaubetriebe konnten ihre Erlöse und Gewinne jedoch im Zeitraum 2020/2021 deutlich steigern im Vergleich zu den beiden Vorjahresperioden 2018/2019 und 2019/2020. Im Mittel belief sich der Gewinn laut ZBG-Kennzahlenvergleich 2018/19 auf 356.000 Euro, 2020/21 bereits 672.000 Euro. Das vorn liegende erste Drittel der Betriebe verzeichnete 2020/21 gar einen Gewinn von 1.508.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr von 455.000 Euro. „Auch im Gemüsebau lässt sich gut Geld verdienen“, kommentierte Luer mit Blick auf die anwesenden Meisterschüler. Rund 10 bis 11 % der Aufwendungen gehen für Energie drauf. Die Bedeutung des Heizmaterialaufwands ist konstant auf hohem Niveau, hat aber laut Luer keinen nachweisbaren Einfluss auf den Betriebserfolg.

Während der Energiepreisanstieg vor allem Unterglas-Produzenten stark trifft, sind alle Gemüseproduzenten von steigenden Betriebsmittelkosten und der Mindestlohnerhöhung stark betroffen. Ohne Preisanpassungen sind sinkende Betriebsergebnisse zu erwarten. Preiserhöhungen von 20 bis 30 % werden laut Luer benötigt, um die gestiegenen Produktionskosten zu kompensieren. „Der deutsche Gemüsebau gewinnt Marktanteile“, so die gute Nachricht Luers. Die Importmenge 2022 lag unter dem Niveau der Vorjahre. Regionales Gemüse ist ein Wettbewerbsvorteil, den es zu nutzen gilt. Zukünftige Herausforderungen sind die Sicherstellung wettbewerbsfähiger Arbeitsproduktivität bei steigenden Lohnkosten und zunehmend fehlende Arbeitskräfte.

Betriebliche Anpassungsoptionen

Zu soliden Kenntnissen der eigenen betriebswirtschaftlichen Situation riet Hanna Wildenhues, LWK Niedersachsen, Leiterin Sachgebiet Prozessqualität im Gartenbau. Entscheidungsgrundlage sollten die eigenen betrieblichen Zahlen sein. Sie riet zur Teilnahme am Betriebsvergleich 4.0 des ZBGs, die ein gutes Hilfsmittel zur wirtschaftlichen Betriebsplanung und Sicherstellung der Liquidität bietet. Mit Hilfe der betrieblichen Daten lassen sich unterschiedliche Szenarien berechnen, um Betriebsentscheidungen fundiert zu treffen.

Auf gutem Wege zum Torfersatz

Auch in Bezug auf Torfersatz ist der Gemüsebau auf gutem Wege. Dr. Kai-Uwe Katroschan, Norddeutsches Kompetenzzentrum für Freilandgemüsebau der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Gülzow, stellte aktuell aus Bundesmitteln finanzierte Projekte zur Torfreduktion im Gartenbau vor. „ToPGa“ steht für „Entwicklung und Bewertung von torfreduzierten Produktionssystemen im Gartenbau“. Ein Arbeitspaket befasst sich mit Mischungseffekten verschiedener Substratausgangsstoffe, ein weiteres mit der Reduzierung des Torfersatzes im Freilandgemüsebau mittels kleinvolumiger Erdpresstöpfe. Das Projekt „TyphaSubstrat“ steht für „Ernte und Nutzung von Rohrkolben-Biomasse als alternativer Substratausgangsstoff in Presstopferden für den Gemüsebau“.

Derzeit in der Beantragung befindet sich das Projekt „Reduktion des Torfersatzes bei der Anzucht von Gemüsejungpflanzen“ („ToGeP“). Prinzipiell geht es um Torfersatz und/oder Substratreduktion. Auch wenn lediglich die Substratmenge reduziert wird, wird der Torf automatisch mit reduziert. Weiter reduzieren sich die Kosten und der Logistikaufwand für Transporte. Die Herausforderung bei Presstöpfen für die Jungpflanzenanzucht sei immer die Pressbarkeit. Rund acht Tage Ernteverzögerung zeigte in einem PlantTape-System angezogener Eissalat im Vergleich mit in Standard-Erdpresstöpfen angezogenen Jungpflanzen. Volumenreduzierte Erdpresstöpfe (32 cm³) zeigten eine Ernteverzögerung von wenigen Tage und eine größere Streuung der Einzelkopfgewichte. „Die Arbeit mit kleineren, volumenreduzierten Erdpresstöpfen ist möglich, muss aber weiter untersucht werden“, schloss Katroschan.

Zahlen zur Bewässerung – Online-Umfrage

Zahlen zählen auch in Gesprächen mit der Politik. Um die aktuelle Situation und Entwicklung bei der Bewässerung gemüsebaulicher Kulturen zu erfassen, führt das Norddeutsche Kompetenzzentrum für Freilandgemüsebau der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern eine anonyme Online-Betriebsumfrage durch. Um validierbares Datenmaterial zu erhalten, bat Dr. Kai-Uwe Katroschan Produzenten von Freiland-Gemüse in Norddeutschland inklusive Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen an der Umfrage teilzunehmen. Dabei ist es egal, ob der Betrieb regelmäßig bewässert oder meist ohne Zusatzbewässerung auskommt.

Hier geht es zum Online-Fragebogen.

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