Ein bisschen mehr Obst und Gemüse darf es ruhig sein
Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2021 zum „Internationalen Jahr für Obst und Gemüse“ erklärt. Eingerahmt in dieses besondere Jahr sind viele verschiedene Aktionen, an denen sich beispielsweise auch das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) und viele weitere Institutionen in Deutschland beteiligen. Das Ziel: Den Obst- und Gemüsekonsum zu fördern, denn schließlich tragen beide Gruppen zu einer gesunden Ernährung bei und bereiten gleichzeitig jede Menge Freude beim Essen.
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Um den Verbraucher*innen Obst und Gemüse noch schmackhafter zu machen, hat das BMEL im Oktober drei Themennachmittage veranstaltet, an den Experten Einblicke in die reichhaltige Welt von Apfel, Blumenkohl, Algen und Co. gewährten.
Ist Regionalität der Schlüssel zu Nachhaltigkeit?
Für Prof. Dr. Monika Schreiner vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) aus Großbeeren liegt der Schlüssel zu einer nachhaltigen Agrarproduktion in einer nachhaltigen Ernährung. Den Verbraucher*innen spricht sie dabei eine zentrale Rolle zu. „Sie können mit Ihrem Konsumverhalten die Produktion letztlich mitbestimmen. Und der Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit sind dabei ganz klar regionale Produkte“, so die Wissenschaftlerin.
Dorothee Berger aus Werder an der Havel sorgt mit ihrem selbst angebauten Sanddorn schon seit vielen Jahren für Produkte aus und für die Region. Sie möchte damit Wertschöpfungsketten schließen. Dazu gehören neben kurzen Transportwegen, dem Angebot von Arbeitsplätzen in der Region auch die Qualitäten, die sie so selbst bestimmen kann. „Das ermöglicht es mir, stabil Produkte anbieten zu können trotz explodierender Rohstoffpreise“, erzählt Berger. Inzwischen verarbeitet sie rund 200 Tonnen Sanddorn pro Jahr, die nicht nur ältere Kundschaft erfreuen, sondern vermehrt auch junge Menschen.
Dr. Thomas Schmidt, Ministerialrat für Gartenbau und Landschaftsbau im BMEL, betont in der Expertenrunde, dass es viele Möglichkeiten gibt, im Laden auf Regionalität zu achten. „Wir haben bundesweit eine Reihe an Kennzeichen, die es beim Kauf erleichtern, auf Produkte aus der Region zurückzugreifen. Dazu gehören vor allem das Regionalfenster sowie das Herkunftskennzeichen. Auch in der Werbung werden heute vermehrt Produzenten aus den Regionen vorgestellt.“
Bunte Vielfalt auf dem Teller gewünscht
Trotz der vielen Angebote und Aktionen tun sich viele Verbraucher*innen noch immer schwer, ausreichend Gemüse zu essen. Und das, obwohl die positiven Eigenschaften längst bekannt sind. Obst hat es da um einiges leichter, – es schmeckt süß und ist in der Regel sofort verzehrfertig. Auch ist die Präsentation in den Supermärkten meist deutlich ansprechender. „Das müssen wir bei Gemüse ebenfalls erreichen. Denn Gemüse ist aufgrund der enthaltenden sekundären Pflanzenstoffe sehr gesund und deshalb so wichtig für unsere Ernährung“, bekräftigt Prof. Dr. Susanne Baldermann von der Universität Bayreuth. Je bunter die Gemüseviefalt auf dem Teller, desto besser. Nur ein Apfel am Tag reicht leider doch nicht, um gesund zu bleiben, auch wenn es das berühmte Sprichwort „One apple a day keeps the doctor away“ immer wieder suggeriert. „Ein Apfel rettet uns nicht vor Krankheiten, wir brauchen tatsächlich mehr. Die Empfehlung der fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag ist ein guter Richtwert“, erklärt Prof. Dr. Bernhard Watzl vom Max Rubner-Institut in Karlsruhe. Wichtig sei es dabei vor allem, Obst und Gemüse nicht zu schälen, „denn gerade auf der Oberfläche beziehungsweise den Randschichten befinden sich die Schutzstoffe in deutlich höheren Konzentrationen“, erläutert Watzl.
Auf dem Speiseplan der Zukunft
Doch was ist, wenn heimisches Gemüse wegen des Klimawandels oder schwindender Agrarfläche von unseren Tellern verschwindet? Julia Vogt und Dr. Anna Fricke vom IGZ Großbeeren entführten in die Welt der Makroalgen und Halophyten (Salzpflanzen), die bereits in Versuchen im Gewächshaus auf ihre Anbautauglichkeit geprüft werden. In puncto gesundheitsfördernde Mikronährstoffe stehen sie Gemüse in nichts nach. „Besonders in Asien haben Makroalgen eine sehr lange kulinarische Tradition“, betonen die Wissenschaftlerinnen.
Um die Produktion nachhaltiger zu machen, könne es sich lohnen, zum Beispiel Queller – eine Salzpflanzenart – zusammen mit Makroalgen zu kultivieren. Zudem müsse man zusätzlich mit LED-Technologie sowie verschiedenen Leichtbaumaterialien experimentieren. Denn gerade das Licht sei noch immer ein Problem bei diesen Kulturen. Ist diese Hürde überwunden, bleibt allerdings noch immer die Skepsis der Verbraucher*innen. „Kommunikation ist da ganz wichtig. Und man muss sich trauen, Neues auszuprobieren. Das Potenzial dieser Kulturen ist groß“, ermutigen Julia Vogt und Dr. Anna Fricke abschließend.
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